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Mythor - 123 - Duell der Steinmänner

Mythor - 123 - Duell der Steinmänner

Titel: Mythor - 123 - Duell der Steinmänner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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als könne er dort Sadagars Druck körperlich spüren. »Gib es mir zurück, und dann will ich gehen.«
    »Fang«, sagte Sadagar und warf dem Yarlfänger das Ei zu. Der erschrak noch mehr und schaffte es gerade noch, das Ei zu fangen, bevor es auf dem Boden zerschellen konnte.
    »Du brauchst es nur zu essen, und die Kraft wird in dich zurückkehren«, verhieß Sadagar. »Und nun troll dich, bevor ich es mir anders überlege.«
    »Gewiß«, stammelte Arcor. »Verzeih, ich verschwinde sofort.«
    Er schwang sich auf seinen Tokuan und beeilte sich, das Versprechen auszuführen.
    »He!« rief Sadagar ihm boshaft nach. »Falls du Kräfte brauchen solltest, gewisse Kräfte, du weißt schon, was ich meine – iß rohe Vogeleier, soviel du nur kannst.«
    Über Arcors Gesicht flog ein breites Grinsen.
    »Der Rat genügt mir«, rief er. »Besten Dank.«
    Sadagar sah ihm ein paar Augenblicke nach, dann schüttelte er den Kopf.
    »Die Gimpel sterben nicht aus«, murmelte er. »Und nun auf nach Loonkamp.«
    Er führte seinen Tokuan am Zügel. Das Tier war noch ein wenig erschöpft vom Anmarsch, vor allem von der kräftezehrenden Durchquerung des Pechsumpfs.
    Loonkamp lag in Sichtweite.
    Was Sadagar sah, war ein zerklüftetes Felsmassiv aus gelbbraunem Stein, das sich hoch in den Himmel hob. Einige der Felswände waren vom ewig streichenden Wind glattgeschliffen, an anderen Stellen hatten Sturzbäche ähnliche Wirkung gehabt. Am Fuß des Felsmassivs gab es ausgedehnte Geröllfelder.
    Irgendwann einmal mußte ein titanischer Kampf stattgefunden haben – die Spitze der Felsenerhebung sah aus, als hätten Riesen sie mit gewaltigen Schwert- und Axthieben förmlich zerhackt. Spalten hatten sich aufgetan, endlos erscheinende Klüfte gähnten.
    Langsam führte Sadagar seinen Tokuan hügelan. Er ahnte, daß er beobachtet wurde, aber das kümmerte den Steinmann nicht. Er wußte, er war einem für ihn überaus wichtigen Ziel nahe.
    Vor Urzeiten, damals, als die Zwerge noch Hörner trugen, hatte es auf der Erhebung einmal eine Stadt gegeben, ganz aus dem massiven Fels genauen. Jetzt lagen die riesigen Blöcke wirr durcheinander – Türöffnungen blickten in den Himmel, Vögel schwirrten durch die Fensteröffnungen herein und heraus. Andere Gebäude, aus behauenen Steinen errichtet, lagen als Trümmerhaufen zwischen den Ruinen.
    Schmucklos, verlassen, trostlos, das war der erste starke Eindruck. In den Höhlungen fing sich der Wind und pfiff gespenstische Klänge; sie mochten die furchtsamen Bewohner dieser Gegend gebührend erschrecken, nicht aber Sadagar, der sich von den hohlen Klängen nicht erschüttern ließ, sondern unverdrossen weitermarschierte. Sein Tokuan hingegen zeigte sich beeindruckt, er bockte und zerrte am Zügel.
    Über dem Ruinenfeld zogen scharfschnäbelige Aasfresser ihre Kreise; sie schienen geduldig auf Futter zu warten – vermutlich auf Sadagar. Auch das vermochte den Steinmann nicht aus der Fassung zu bringen.
    »He, zeigt euch!«
    Niemand antwortete, nur der gespenstische Klang eines mehrfachen Echos.
    »Feige Bande!« murmelte Sadagar.
    Er hatte sich von dem manchmal erstaunlich gesprächigen Yarlfänger gruselige Geschichten erzählen lassen – wenn es darum ging, zu erklären, weshalb er dies oder jenes nicht tun dürfe, war der Yarlfänger von bemerkenswerter Beredsamkeit gewesen.
    Seinen Fabeln zufolge hausten schreckliche Mordbanden in diesen Ruinen, die mit Geistern Umgang hatten, bösartige Sumpfgnomen und scheußliche Luftgespenster zeugten und auch sonst einen abstoßenden Lebenswandel aufwiesen. Trunksüchtig und zänkisch, stets hinter den Weibern und Töchtern der Yarlfänger her, blutgierig, verschlagen und hinterhältig, dabei überaus tapfer und todeskühn. Ihre Anführerin, die Rote Aeda, war Arcor zufolge vor langen Jahren unter Feuer und Rauch einer Erdspalte entstiegen, eine wahre Ausgeburt des Bösen, die vor keiner Schändlichkeit zurückschreckte und harmlose Yarlfänger gleichsam zum Frühstück verspeiste.
    Sadagar, der gerade zu diesem Punkt mehr zu sagen gewußt hätte, hatte nur still gegrinst, als Arcor sein Schreckensgemälde mit weiteren Scheußlichkeiten abgerundet hätte, die um so erschrecklicher ausfielen, je näher die beiden auf ihren Tokuanen an Loonkamp herangeritten waren.
    Einstweilen zeigte sich keine der Schreckgestalten – sie schienen sich vor Sadagar zu fürchten.
    Irgendwann huschte ein Katzentier über den Fels und schleppte eine Beute in seinen Bau, aus einem

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