Mythor - 123 - Duell der Steinmänner
waren.
Dementsprechend raste sein Herz. Der Puls war an der zuckenden Halsschlagader deutlich zu sehen. Sein Atem ging flach und stoßweise, die Hände zitterten.
Sadagar und Necron dachten nicht daran, Larboo ungeschoren ziehen zu lassen.
Sie spannen ihn ein.
Jedesmal, wenn der Bandit einen Versuch machte, sich von den beiden Steinmännern abzusetzen, prallte er zurück, weil dicht vor seinem Gesicht ein fliegendes Messer die Luft durchschnitt. In ungeheuer rascher Folge warfen sich die beiden Steinmänner die scharfgeschliffenen Wurfmesser zu. Rechts, links, immer wieder zischte eine Klinge an Larboos Körper vorbei, meist in der Nähe seines Gesichts.
Mythor konnte sehen, wie der Bandit zu schwitzen begann. Ein Blick in die Gesichter der anderen Räuber zeigte ihm, daß Larboo dort nur wenige Freunde hatte. Die meisten sahen teilnahmslos zu, der Rest schien sich zu amüsieren. Nur einer machte ein besorgtes Gesicht.
»Was soll das?« schrie Larboo. »Hört auf!«
Sadagar und Necron antworteten nicht. Mit scheinbar spielerischen Bewegungen warfen sie ihre Messer, fingen sie wieder auf und ließen sie zurückschwirren zum ursprünglichen Werfer.
»Aeda! Sag ihnen, sie sollen Schluß machen!« schrie Larboo. Er wagte kaum noch, sich zu rühren.
»Willst du das wirklich?« fragte Aeda kalt.
Die schiere Verzweiflung gab Larboo den Mut zu seiner nächsten Handlung. Er versuchte, sich in die Bahn eines Messers zu werfen – ein rascher Tod schien ihm erträglicher als dieses schreckliche Spiel.
Aber die beiden Steinleute ließen sich von Larboo nicht in die Irre führen. Sie hüteten sich, ihn zu treffen. Völlig überraschend für alle Zuschauer stellten sie das Werfen ein.
»Pack dich, Bursche, und kehre niemals wieder zurück!« sagte Necron hart. »Wenn du dich nach einer Minute noch einmal in Reichweite meiner Messer zeigst, werde ich dich töten. Sei also auf der Hut.«
Larboo starrte wie betäubt auf den Boden, er begriff nicht, was ihm widerfahren war – er verstand nur eines: sein Leben war vorerst nicht gefährdet, wenn er schleunigst das Weite suchte. Und das tat er, ohne sich um seine Habseligkeiten zu kümmern. In weiten Sätzen entfernte er sich aus der Runde und verschwand im steinernen Dickicht um die Stadt Loonkamp.
»Sei vor ihm auf der Hut«, sagte Necron leise. »Ich bin sicher, daß er versuchen wird, sich zu rächen.«
Aeda nickte.
»Er hat keine andere Wahl«, sagte sie. »Allein in diesem Land ist er so gut wie tot, jeder wird ihn erschlagen, der ihn findet – nur mit der Macht der Bande im Rücken hat er eine Aussicht zu leben. Also wird er versuchen, zu uns zurückzukehren. Ich werde aufpassen.«
Die Steinmänner setzten sich wieder in den Kreis um das Feuer. Die meisten der Banditen schwiegen betreten. Larboo war bei aller Hinterlist einer der besten Kämpfer gewesen; er war einer der Ihren, während Aeda und ihre Freunde von den Banditen eher als Fremde angesehen wurden. Es konnte nicht lange dauern, bis sich diese Spannung entlud.
»Ich habe noch ein Geschenk für euch«, sagte Aeda. »Wollt ihr es sehen?«
»Auf Überraschungen freue ich mich immer«, sagte Gerrek. »Was hast du zu bieten?«
»Ihr werdet staunen«, verhieß Aeda.
9.
Das seltsame hellbraune Vlies hielt ihn fest umschlossen. Es hinderte nicht nur den Dämonenpriester daran, sich zu bewegen; es bannte auch die schwarzmagischen Kräfte des Dämons, der den Priester in seine Gewalt gebracht hatte und beherrschte.
»Wir haben ihn gefangengenommen«, sagte Aeda. Ihre Stimme verriet den Haß, den sie auf die Dämonen empfand, die ihre Heimat drangsalierten. »Ihr braucht keine Angst zu haben, das Vlies hält ihn sicher.«
Mythor sah den Dämonenpriester an. Das Gesicht war von der hölzernen Maske bedeckt, mit der die tatasischen Dämonenpriester ihre wahren Gesichter verbargen.
Mythor griff zu und zog die Maske vom Kopf des Dämonisierten. Er spürte den Ekel und den Widerwillen, der jedesmal in ihm aufstieg, wenn er eines der glasig wirkenden Gesichter zu sehen bekam, mit denen der Dämon seine Herrschaft über einen Menschen kundtat.
Tobar knirschte mit den Zähnen.
Diese Dämonenpriester waren es, die sein Volk quälten und schunden, die Reichtümer des Landes plünderten und hilflose Gefangene in die gräßlichen Shrouk-Schmieden verschleppten. Wie viele dieser Schandgestalten gab es, die die Tatasen unterdrückten und knechteten, und wie gering war die Zahl derer, die versuchten, dagegen
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