Mythor - 123 - Duell der Steinmänner
wissen.
»Ich habe bereits eine kleine Sammlung davon zusammengetragen«, erwiderte Mythor.
»Auch die hat einmal mit nur einem begonnen«, sagte Necron lächelnd.
Im Hintergrund grinste Sadagar in sich hinein. Wahrscheinlich war er sehr gespannt, wie sich Mythor gegen den überaus gewitzten Necron und sein händlerisches Geschick durchsetzen wollte.
»Noch einmal, was willst du haben?«
Necron schüttelte heftig den Kopf.
»Das Geschmeide ist mir nicht feil«, sagte er abwehrend. »Such dir einen anderen.«
»Alles ist käuflich«, versetzte Mythor. »Es ist nur eine Frage des Preises – und davon abhängig, wie gut sich die Geschäftspartner kennen.«
»Ich kenne dich nur aus Erzählungen«, sagte Necron augenzwinkernd.
»Hauptsächlich aus den Berichten von Luxon.«
»Und wie sind diese Berichte ausgefallen?« fragte Mythor.
»Lobend«, antwortete Necron. »So lobend, daß es fast schon wieder mißtrauisch stimmt. Dieser Luxon kann mitunter ein arges Schlitzohr sein und seine besten Freunde über den Löffel barbieren.«
»Wem sagst du das?« seufzte Mythor, der sich an seine ersten Begegnungen mit Luxon erinnerte, bei denen sich Luxon als wahrer Meister der Täuschung und Hinterlist erwiesen hatte.
»Du wirst verstehen, daß ich so ein kostbares Stück nicht jedem überlassen kann. Darum ist es unverkäuflich.«
»Schade«, sagte Mythor. Sadagar riß die Augen weit auf. Damit hatte er nicht gerechnet – daß Mythor sich so leicht abschütteln ließ.
»Aber vielleicht kannst du einen anderen Handel mit mir abschließen«, fuhr Mythor fort. »Du trägst einen schönen Siegelring.«
»Er gefällt dir? Das wundert mich nicht. Aber auch er ist absolut unverkäuflich.«
»Schade«, sagte Mythor wiederum. »Auch davon habe ich eine Sammlung begonnen – mit diesem Stück hier!«
Necrons Augen wurden groß und weit, als er Mythors Ring sah. Mythor streifte ihn ab und gab ihn Necron. Dessen Hände zitterten, als er die beiden Ringe verglich.
»Woher hast du diesen Ring?« fragte er mit erregter Stimme. »Wo hast du ihn gefunden? Und wer hat ihn getragen?«
»Vielleicht sagt dir der Name etwas – Caeryll hat ihn getragen. Ich bekam ihn auf Carlumen.«
Fast wären die beiden Ringe Necrons Händen entglitten. Er war völlig außer Fassung.
»Du hast…«, ächzte er. »Du hast Carlumen gefunden?«
»In der Tat«, sagte Mythor freundlich. »Der Ring beweist es. Bin ich nun in deinen Augen würdig, den DRAGOMAE-Kristall zu besitzen?«
»Überlege, Necron«, mischte sich Sadagar ein. »Mit einem Kristall allein kannst du nicht viel anfangen – und Mythor hätte bereits acht, wenn du ihm deinen überlassen würdest.«
Necrons Blick ging von Sadagar zu Aeda, dann zum Kristall, schließlich zu Mythor. Seine Brust hob und senkte sich in einem tiefen Atemzug.
»Einverstanden«, sagte er schließlich. »Hier hast du deinen Ring zurück – und hier den Kristall. Er gehört dir.«
»Du hast deinen Preis noch nicht genannt!« sagte Mythor.
Necron lächelte.
»Ich werde ihn zu gegebener Zeit nennen. Es genügt mir einstweilen zu wissen, daß du in meiner Schuld stehst.«
»Hm«, machte Mythor.
Der Handel war nicht ganz nach seinem Geschmack. Er wußte von Sadagar, welche Schlitzohren und Beutelschneider die Steinmänner sein konnten – und Necron genoß als. Alleshändler einen besonderen Ruf. Ihm etwas schuldig zu sein, war womöglich später einmal eine arge Zwickmühle.
Necron erkannte, was Mythor bewegte.
»Nimm ihn als Freund«, sagte er.
Mythor warf einen Blick auf Sadagar.
»Du gehst mitunter recht ruppig mit deinen Freunden um«, gab er zu bedenken.
»Wenn sie mir etwas wegnehmen wollen…? Du hast die Wahl, Mythor. Du weißt selbst, wie kostbar der Kristall ist. Was also willst du mir hier und jetzt geben? Und was sollte ich damit anfangen? Warten wir also ab, bis die Zeit für einen Handel unter Freunden besser ist.«
»Einverstanden«, antwortete. Mythor. »Gerrek, du kannst ihn verstauen.«
Der Beuteldrachen ließ den Kristall in seinem Beutel verschwinden.
»Eines möchte ich wissen«, sagte Gerrek plötzlich. »Wie hat der Dämonenpriester sich befreien können? Hat dein magisches Vlies versagt, Aeda?«
»Ich kann es mir nicht vorstellen«, sagte die Steinfrau.
Sie beugte sich zu dem Vlies nieder, das harmlos auf dem Boden lag.
»Das habe ich mir gedacht«, stieß sie hervor. »Seht selbst – hier ist das Vlies gerissen, aber hier, diese glatte Kante – da hat jemand mit
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