Mythor - 123 - Duell der Steinmänner
Willst du hier bleiben?«
Die Steinfrau schüttelte den Kopf.
»Ihr wollt weiter nach Norden? Dann ziehe ich mit euch. Es ist mir gleich, wo ich gegen Catrox kämpfe.«
»Und deine Leute hier?«
»Sie würden mich für eine Handvoll Salz auf der Stelle verraten und verkaufen«, sagte Aeda. »Gehalten habe ich sie nur, weil sie vor meinen Messern fast soviel Angst haben wie vor dem Strick, der auf sie wartet, wenn sie erwischt werden. Sie werden mir keine Träne nachweinen, ich werde ihnen nicht nachtrauern.«
Sie lächelte Necron an.
»Es kämpft sich besser, wenn man Freunde in der Nähe weiß«, sagte sie. In Sadagars Gesicht bewegte sich kein Muskel.
Prinz Odam und seine drei Krieger hatten selbstverständlich keine Lust zurückzubleiben. Damit stand fest, was zu geschehen hatte.
»Ich werde Vorräte zusammenstellen und uns die besten Tokuane heraussuchen. Sobald das geschehen ist, verschwinden wir. Einverstanden?«
»Mach zu, Aeda. Ich traue dem Frieden nicht«, sagte Mythor.
»Es liegt etwas in der Luft.«
Aeda machte sich an die Arbeit. Necron half ihr.
Mythor sah Sadagar an.
»Wie fühlst du dich?« fragte er.
Sadagar wußte sofort, worauf Mythor anspielte. Er sagte ruhig:
»Ich bin ein Steinmann, das genügt. Wir können Schmerzen ertragen.«
Mythor zuckte mit den Schultern. Wenn Sadagar jeden Trost und Zuspruch ausschlug, war es seine Sache. Mythor ließ den Freund sitzen, wo er war und ging hinaus.
Die meisten Männer aus Aedas Bande – es gab auch ein paar wildverwegen aussehende Frauen darunter – hatten sich zum Schlafen gelegt. In der Nähe des Feuers lagen sie unter Schlafpelzen, ein Teil schnarchte recht vernehmlich. Mythor lächelte, als er in die Gesichter sah – sie wirkten traumverloren, niemand hätte diesen Leuten zugetraut, daß sie der Schrecken aller Bewohner von Süd-Lyrland waren.
Mythor kletterte ein paar Mannslängen die Hügel hinauf. Von dort aus hatte er einen guten Überblick über Loonkamp und die nähere Umgebung – in der Mythor einen langen Fackelzug sich bewegen sah. Und diese Kette schlängelte sich langsam auf Loonkamp zu.
Mythor hastete zurück. Er stieß den ersten Schläfer an. Der Mann wachte auf, rieb sich die Augen und sah Mythor mißmutig an.
»Was soll das?« fragte er mürrisch.
»Ich fürchte, wir werden angegriffen«, stieß Mythor hervor. »Wecke die anderen, ich suche Aeda.«
Der Mann sah Mythor an.
»Unsinn«, murmelte er, drehte sich um und zog das Schaffell wieder über die Schultern. »Hierher hat sich noch nie einer gewagt. Sie haben alle Angst vor uns.«
Mythor ließ ihn liegen und suchte Aeda. Er fand sie bei den Tokuanen.
»Jemand greift uns an«, sagte er, sobald er Aeda zu sehen bekam. »Es sind mindestens hundert Mann auf Tokuanen. Sie tragen Fackeln.«
Aeda stieß eine Verwünschung aus.
»Ich fürchte, die Yarlfänger haben sich endlich zusammengetan, um etwas gegen das Räuberunwesen zu unternehmen«, sagte Aeda. Es klang sachlich kühl, als wären es nicht ihre Räuber, denen die Yarlfänger die Hälse zu strecken gedachten.
»Ich habe versucht, deine Leute aufzuscheuchen, aber die halten einen solchen Angriff für unmöglich.«
»Narren«, sagte Aeda. »Sie halten sich für unüberwindlich. Nun gut, ich werde sie schon in Bewegung bringen. Bleib du hier. Diese Tokuane sind für uns bestimmt, dort liegen die Sättel und das Packzeug. Ich werde Necron und die anderen zu dir schicken.«
»Willst du deine Leute im Stich lassen?«
Aeda schüttelte den Kopf.
»Kein Gedanke. Ich werde ihnen sagen, was ihnen droht. Entweder werden sie mit uns fliehen, oder sie werden hier kämpfen.«
»Ich habe nicht vor, mit einer Räuberhorde nach Nord-Lyrland zu reiten«, gab Mythor zu bedenken. Aeda lachte nur.
»Ich werde sie entlassen, und sie werden sich in alle Winde zerstreuen. Die Yarlfänger werden viel damit zu tun haben, sie einzeln zu verfolgen. Verlaß dich auf mich.«
Mythor nickte. Aeda verschwand schnell.
Mythor sattelte rasch die Tokuane und packte die Vorräte in die Satteltaschen. Wenig später erschien Prinz Odam mit seinen drei Kriegern, die sich sofort an die Arbeit machten.
Dann tauchte Sadagar auf.
»Narren!« schimpfte er. »Einer verbohrter als der andere. Sie haben Aeda praktisch davongejagt. Sie wollen die Angreifer hier stellen und schlagen.«
»Laß sie gewähren«, bemerkte Gerrek, der sich noch einmal vergewisserte, daß keine Kostbarkeit in seinem Beutel fehlte.
Als letzte erschienen Necron und
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