Mythor - 124 - Zeichen des Lichts
dich in Tata«, meinte Sadagar und klopfte ihm auf die Schulter. Der Tatase ließ sich zurückfallen, und als Sadagar sich nach ihm umdrehte, sah er ihn in die Richtung laufen, in der sie ihre Tiere angepflockt hatten.
Die Planken knarrten unter ihren Füßen, als sie an Bord gingen. Das Deck wirkte verlassen, von der Mannschaft war nichts zu sehen.
»Sieht last wie ein Geisterschiff aus«, sagte Aeda unbehaglich.
Der Seemann lachte verhalten, es klang fast boshaft.
»Der Großteil der Mannschaft vergnügt sich noch in der Stadt«, sagte er. »Die anderen ruhen sich aus. Wir stechen nicht vor Morgengrauen in See.«
Sadagar fragte sich, wo und wie man sich während der Fastenzeit und beim allgemeinen Aufbruch der Arylumer vergnügen konnte. Die Sache begann ihm immer weniger zu gefallen.
Der Seemann führte sie zu den Heckaufbauten und deutete den Abgang hinunter.
»Da geht’s lang«, sagte er. »Der Kapitän erwartet euch.«
»Geh voran«, verlangte Necron. »Du findest dich im Dunkeln besser zurecht als wir.«
Der Seemann zögerte, das paßte wohl nicht in seinen Plan. Aber als er Necrons Entschlossenheit merkte, gab er nach. Während er die knarrenden Stufen hinunterstieg, sagte er laut und deutlich:
»Gut, ich gehe voraus!«
Necron folgte ihm als erster, Sadagar bildete den Abschluß. Kaum war er auf der Treppe, als er hinter sich ein Geräusch vernahm. Im nächsten Moment flog die Tür hinter ihm zu.
Necron und Aeda hatten das untere Ende der Treppe bereits erreicht. Plötzlich flammte in der Dunkelheit eine Fackel auf. Der Seemann, der sie angeführt hatte, wollte durch die Tür flüchten, aus der der Lichtschein fiel. Aber da legte ihm Necron von hinten den Arm um die Kehle und setzte ihm die Klinge eines Dolches an.
»Hiergeblieben, und keine Bewegung«, zischte er ihm zu.
Die Fackel erlosch fauchend, und dann waren sie wieder in Dunkelheit gehüllt. Von überall drangen scharrende Geräusche zu ihnen, so als schlichen sich mehrere Gestalten an.
»Sage, sie sollen uns fernbleiben«, befahl Necron dem Seemann. »Oder ich durchbohre deinen Hals.«
»Steck das Messer weg«, verlangte der Seemann. »Sie wollen euch nichts tun. Sie möchten nur mit euch reden.«
»Wer?«
Wie zur Antwort tauchte in der Dunkelheit plötzlich ein leuchtendes Oval auf. Es war das Gesicht eines Mannes, das wie in fahlem Mondlicht erstrahlte. Nacheinander tauchten weitere solcher leuchtender Gesichter auf. Sadagar sah in ihrem Schein dazugehörende schemenhafte Gestalten, die einer nach dem anderen ihre Kapuzen lüfteten.
»Wir sind Luminaten«, sagte eine krächzende Stimme. »Wir fahren mit diesem Schiff ins Lichtland. Und ihr werdet uns begleiten.«
»Nichts da, Väterchen«, sagte Necron. »Wir haben ein ganz anderes Ziel vor Augen. Wenn wir mit diesem Schiff überhaupt irgendwohin fahren, dann höchstens nach Tata.«
»Nehmt Vernunft an«, sagte der Luminat. »Es widerstrebt uns, Gewalt anzuwenden. Aber wenn es sein muß, werden wir auch davor nicht zurückschrecken, um euch zu bekehren. Kommt freiwillig mit uns, und ihr werdet sehen, daß ihr bei der Fronarbeit im Dienst des Lichtboten euer Glück finden werdet.«
»Nein, danke!« sagte Necron. Seinem Gefangenen raunte er zu: »Sage deinen Kameraden, die uns hier eingeschlossen haben, daß sie uns den Weg sofort wieder freigeben sollen. Wenn sie uns nicht rauslassen, dann wirst du als erster dein Leben aushauchen.«
»Das werdet ihr nicht wagen«, sagte der Luminat. »Treibt uns nicht dazu, rohe Gewalt anzuwenden… Auf sie!«
Sadagar sah plötzlich, wie die leuchtenden Gesichter in Bewegung gerieten. Er sah, wie ihre nicht minder leuchtenden Hände unter den Burnussen hervorkamen, und daß sie darin Stöcke schwangen.
Ohne lange zu überlegen, zückte der Steinmann zwei Messer. Da sich seine Augen mittlerweile an das fahle Licht, das die Gesichter der Luminaten warfen, gewöhnt hatten, fand er mühelos seine Ziele. Er war jedoch darauf bedacht, die Luminaten nicht ernsthaft zu verletzen. Er war vor allem darauf aus, ihren Knüppeln auszuweichen und ihre Burnusse aufzuschlitzen, um sie zu erschrecken.
»Gebt mir Rückendeckung!« verlangte Necron und drängte mit seinem Gefangenen die Treppe hinauf.
Aeda und Sadagar verstellten den nachdrängenden Luminaten den Weg. Da es unter Deck recht eng war, standen sie einander selbst im Wege, und Aeda quittierte es mit höhnischem Gelächter, als sie feststellte, daß sie sich in dem Getümmel manchmal selbst
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