Mythor - 124 - Zeichen des Lichts

Titel: Mythor - 124 - Zeichen des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul

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knüppelten. Sie stieß mit beiden Dolchen zu, und zwei schrille Schmerzensschreie zeigten an, daß sie die Schlagarme zweier Luminaten getroffen hatte.
    Sadagar trat einem Luminaten den Knüppel aus der Hand und schlitzte seinen Burnus von oben nach unten auf und hoffte, daß das Demütigung genug war, um ihn außer Gefecht zu setzen.
    Necron hatte inzwischen mit seinem Gefangenen das Ende der Treppe erreicht.
    »Sag deinen Kameraden, daß sie öffnen sollen«, befahl der Alleshändler und preßte dem Seemann die flache Seite des Dolches fester an die Kehle.
    »Nicht, du bringst mich um!« stöhnte der Mann.
    »Dann tu, was ich dir sage!«
    Aeda und Sadagar zogen sich auf die Treppe zurück.
    »Wehrt euch nicht!« riefen die Luminaten beschwörend. »Kommt freiwillig mit uns. Euch geschieht nichts.
    Ihr werdet Glück und Erfüllung finden. Leistet auch ihr euren Beitrag, damit der Lichtbote bald nach Gorgan zurückfindet. Die Wegweiser der Lichtwelt sollen heller strahlen als alle Sterne!«
    »Macht auf!« rief Necrons Gefangener verzweifelt und trommelte mit den Fäusten gegen die Tür. »Öffnet, bitte! Die Fremden bringen mich sonst um.«
    Draußen wurde ein Riegel betätigt, und dann flog die Tür unter Necrons Gewicht auf. Der Alleshändler taumelte an Deck. Er sah sich von einem halben Dutzend bewaffneter Gestalten umringt. Mit einem Aufschrei stieß er seinen Gefangenen von sich und nahm Kampfstellung ein.
    Gleich darauf kamen auch Aeda und Sadagar an Deck. Mit einem Seitenblick stellte der Steinmann fest, daß am Kai bereits Tobar mit den Tokuanen wartete.
    Necron winkte mit seinen Messern und rief den unschlüssig dastehenden Gegnern zu:
    »Kommt nur, wenn ihr euch blutige Kehlen holen wollt!«
    Einer der Seeleute griff mit zwei Schwertern an. Necron sprang zur Seite, stellte ihm ein Bein und durchtrennte dem Fallenden den Leibgürtel. Ein anderer Seemann stürzte sich mit einem Widerhaken auf Sadagar. Der ließ ihn ins Leere laufen und trennte ihm mit einem scherenartig geführten Schnitt seiner Messer den Hosenbund auf. Der Mann dachte daraufhin nur noch daran, seine Blöße zu bedecken.
    »Nichts wie von Bord!« rief Aeda, nachdem sie einem ungestüm anlaufenden Seemann ausgewichen war und ihn mit einem Tritt über die Reling ins Wasser befördert hatte. Sie eilte als erste über die Planken und saß schon im Sattel, als Sadagar und Necron ihr folgten.
    »Wir müssen so rasch wie möglich zum Lager zurück und Mythor warnen«, sagte Sadagar. »Wahrscheinlich werden die Luminaten die Gelegenheit nützen wollen, um auch unsere Kameraden zu verschleppen.«
    Inzwischen war die Sonne versunken, und die Nacht senkte sich fast blitzartig über Arylum.

5.
    … und wußte über die Zeit zu sagen, daß sie das trügerischste aller Elemente sei, denn sie verwebe das Gestern mit dein Heute und dem Morgen untrennbar, und schwer sei es, diese Knoten zu entwirren und den richtigen Faden zu finden. Und es wäre vielleicht gar nicht so bedeutend, wie man sie zähle, von hinten nach vorne oder umgekehrt, wenn man der Zeitrechnung nur den richtigen Anlaß zugrunde lege. Und er ging aus Lyrland fort und kam nach Jahr und Tag zurück. Die Väter des Landes empfingen ihn mit der ihm zustehenden Hochachtung und mit jener Bescheidenheit, die er sich ausbat, und sie berichteten ihm voller Stolz, daß sie seine Worte aufgenommen und die Jahre von seinem ersten Auftauchen an zu zählen begonnen h ätten. Doch darüber geriet er heftig in Zorn und wollte wissen, warum sie denn nicht ein bedeutenderes Ereignis zur Zählung de r verstreichenden Jahre gewählt hatten. Ob sie denn nicht alle die Rückkehr des Lichtboten ersehnten, fragte er sie, und als sie bejahten, verlangte er von ihnen, nun, dann meßt die Zeit in Zyklen von Menschenaltern bis zum Erscheinen des Lichtboten. Er gab uns das Maß für die Zeit – Nullum, der Prophet des Lichtboten.
    (Aus den Wahren Schriften der Luminaten)
*
    Die Nacht eroberte das Land, als Mythor den Garten der hängenden Bäume erreichte, den Ort, an dem der Siebenerrat der Luminaten tagte.
    Gerrek, der Beuteldrache, durfte ihn als einziger begleiten, und er sagte, als sie in die Höhle im Steilhang kamen:
    »Das ist mir ein unheimlicher Ort. Ich habe dauernd das Gefühl, daß dies Wurzelwerk nach mir grapschen und mich würgen könnte.«
    »Sei still, Kreatur«, ermahnte Eseroc ihn. »Du störst die Ruhe der Weisen.«
    Mythor gab Gerrek durch eine Handbewegung zu verstehen, daß er den