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Mythor - 129 - Fluch über Nykerien

Mythor - 129 - Fluch über Nykerien

Titel: Mythor - 129 - Fluch über Nykerien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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und wird uns hören. Was verlangt Volcar von uns?«
    Ich stieß ein hohes Lachen aus, das immer lauter und lauter wurde und überzuschnappen drohte, bis Sadagar mir eine Maulschelle versetzte.
    »Was läßt dich derart überdreht lachen?« fragte Sadagar. »Rede, Mann!«
    »Ist es Mord?« fragte Aeda. »Sollt ihr jemanden töten?«
    Ich sah sie für einen Augenblick zweifelnd an.
    »Ihr? Weib, wir sind drei und wir werden bis zum Ende des Spiels drei bleiben. Du gehörst zu uns!«
    »Nun, ja, was soll’s. Sollen wir jemanden töten?«
    »Was vermutest du, Sadagar?«
    »Irgendein Palastgeheimnis, eine Gefahr oder Betätigung für Volcar, die sich mit einem säuberlichen Dolchstoß aus dem Weg räumen läßt.«
    Ich lachte wieder, diesmal etwas weniger überdreht. Ich ertappte mich bei ersten Überlegungen, ob das Vorhaben ausführbar war… Wahnsinn, wenn man daran dachte, daß wir es nicht ausführen durften.
    »Du machst es wirklich spannend«, stieß Sadagar hervor. »Sollen wir einen anderen König töten? Volcar selbst, um seinen Ruhm als Märtyrer in die kommenden Jahrhunderte zu tragen? Seine nichtsnutzige Tochter, seine mißratenen Söhne?«
    »Wir sollen niemanden töten«, stieß ich hervor.
    »Die Stadt anbrennen, damit er was zu staunen hat? Necron, hör auf, uns die Beine langzuziehen. Rede!«
    »Es ist etwas Gefährliches«, sagte Aeda besorgt.
    »Des Seilers Tochter will schon lange mit uns Hochzeit machen«, sagte Sadagar. »Nach Necrons Sprüchen an diesem Abend sind wir längst reif für den Strick.«
    »Wir sollen etwas stehlen«, sagte ich.
    Sadagar starrte mich ungläubig an.
    »Und deswegen machst du solche Schreckensmiene? Was sollen wir denn mausen? Etwas Riesengroßes, das hundert Mann nicht von der Stelle schaffen können?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Etwas Kleines, Kostbares? Etwas Lebendes? Ah, ich hab’s, wir sollen irgend eine Prinzessin ferner Lande in Volcars Schlafgemach verschleppen, vermutlich eine der Orphalinnen.«
    »Das, was wir stehlen sollen, ist hier im Land zu finden.«
    »Was ist es? Necron, rede. Ich begreife nicht, warum du ein solches Getue machst.«
    Ich sagte es ihm.

7.
    Ein Tanz auf der Spitze eines Dolches war eine gemütliche Sache verglichen mit dem Aberwitz, den Necron uns da zu berichten hatte.
    Jetzt verstand ich, warum er fast umgefallen wäre. Auch mir wurden die Knie weich.
    »Du machst einen blöden Witz, Necron«, brachte ich mühsam über die Lippen. »Das hat Volcar doch nicht ernsthaft von uns verlangt.«
    Ich brauchte nur einen Blick in Necrons Gesicht zu werfen; es verriet mir, daß die Sache genau so gemeint war, wie er sie ausgesprochen hatte.
    Der Lichtschrein also.
    Jedes Kind in Nykerien kannte diesen Schrein, einen unterarmlangen Kasten aus Marmor, schwarz mit goldfarbener Äderung. Es gab keinen Berg, keinen Steinbruch, der diesen Marmor geliefert hätte – ein Gestein dieser Art war unbekannt.
    Es hieß, daß einen fernen Tages, in Stunden allerhöchster Not für die Lichtwelt, ein Berufener diesen Lichtschrein öffnen und damit die Lichtwelt retten würde – vor wem oder was auch immer.
    Man konnte darüber so oder so denken, aber klar war eines – der Lichtschrein war mit weitem Abstand das heiligste Gebilde, das sich auf dem Boden Nykeriens finden ließ.
    Ihn zu stehlen war… bei dem bloßen Gedanken sträubten sich mir die Haare.
    Der Zorn aller Lichtgötter würde uns treffen, daran gab es keinen Zweifel; es würde gräßlich werden.
    »Wie kommt er nur auf eine solche Idee?« fragte Aeda schreckensbleich.
    »Was weiß ich?« gab Necron zurück. »Das ist jedenfalls die Aufgabe, die König Volcar uns gestellt hat – den Lichtschrein zu stehlen und zu ihm zu bringen.«
    Ihn zu stehlen würde dabei die leichtere Aufgabe sein – er wurde mehr durch Legende und das schlechte Gewissen der Diebe geschützt, denn durch Schwerter und Lanzen. Das Problem war nicht, wie wir es machten – die Entscheidung mußte gefällt werden, ob wir diese Sache versuchen wollten.
    Mein erster Gedanke war klar – um keinen Preis.
    Ich war zu allerlei Unfug fähig, grundsätzlich, und wenn mein Hirn voller war als es ein Pokal jemals sein konnte, dann war ich zu noch größerem Blödsinn zu haben, zu Waghalsigkeiten, wie sie keiner sonst beging. Hatten wir nicht damit überall Erfolg gehabt?
    Aber den Lichtschrein stehlen – das war mehr, als selbst der Kühnste sich je erfrecht hätte.
    Und das war der Reiz daran.
    Diese Tat war wirklich unerhört,

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