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Mythor - 129 - Fluch über Nykerien

Mythor - 129 - Fluch über Nykerien

Titel: Mythor - 129 - Fluch über Nykerien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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einmalig, man würde in vielen Jahrhunderten noch davon singen an den Höfen, in den Schänken und Spelunken. Kinder würde man nach uns nennen – zumindest heimlich. Unser Ruhm war dann unerschütterlich.
    Alle anderen denkbaren Bubenstreiche waren verübt worden. Es waren auch schon Könige von Nykerien gemeuchelt worden. Volcars Urgroßvater beispielsweise war in einem Faß Wein ertränkt worden, ein anderer aus dieser erlauchten Sippe war am Liebesbiß einer Sklavin gestorben – wie hätte der Arglose wissen sollen, daß die eigene Frau die spitzzahnige Sklavin mit einem Gift ausgestattet hatte?
    Aber den Lichtschrein stehlen?
    Ich kannte manchen Halunken. Es waren Mörder und Galgenstricke darunter, wie man sie allenthalben traf, Diebe und Hehler, schräge Vögel alle miteinander, die den Freund um einen Trunk an den Henker verkauften. Es gab auch Gesellen in unserem Land, deren Verworfenheit jedes Maß überstieg, die selbst in unseren Kreisen keinerlei Aufnahme fanden.
    Aber unter all diesen Schlagetots, Halsabschneidern, Schnapphähnen und Spitzbuben hatte es nach meinem Wissen noch niemals einen gegeben, der auch nur den Gedanken erwogen hätte, sich am Lichtschrein zu vergreifen.
    »Das wird böse enden«, murmelte ich.
    »Wenn wir Glück haben, am Galgen«, sagte Necron. Er hatte den Gedanken schon länger erwogen. Ich konnte ihm ansehen, daß er seine Entscheidung schon gefällt hatte.
    Ich sah Aeda an.
    Letztlich ging es um sie – nichts sonst. Necron hatte diesen Aberwitz in Szene gesetzt, um sich unwiderruflich ihrer Gunst zu versichern. Der Narr – als wenn dieses Furienweib ihm nicht mit geheimen Pülverchen zuleibe gerückt wäre, um ihn zu gewinnen, und nicht davor zurückschrecken würde, ihn mit anderen Säften aus dem Leben zu befördern, wenn ihr der Sinn danach stand.
    Im Augenblick allerdings war es so, daß sie in ihn verliebt war, fast so sehr wie in mich.
    War sie das wert? Frevel an einem Heiligtum, hochverräterischer Anschlag auf das Leben des Königs, eine Hetzjagd eines ganzen Landes nach dem Täter – all das nur um der Gunst eines rotlockigen Weibes willen?
    Nun – wenn das den Einsatz nicht lohnte, was sonst?
    »Ich sehe es dir an, Necron – du willst es wagen.«
    »Zur Not allein«, sagte der Alleshändler.
    Er war verrückt – verrückt nach Aeda, völlig von Sinnen – und niemand verstand ihn so gut wie ich.
    Und Aeda?
    Sie genoß es – ihr Gedächtnis war von jeher schwächer gewesen als ihre Eitelkeit, und nun hatte der Stolz auf das einmalige Wagnis, das ihretwegen eingegangen werden sollte, die Erinnerung an die Furcht vergessen gemacht.
    Wenn einer von uns dreien zustimmte, mußten die anderen mithalten, das war klar.
    Niemals konnte ich Necron den Streich allein ausführen lassen – im ganzen Land Nykerien wäre ich als Hasenfuß und Maulheld geächtet gewesen. Das gleiche galt für den Fall, daß ich mich ans Werk machte und Necron untätig blieb.
    Ich sah Necron an. Er wirkte so, als sei er fest entschlossen, auf Volcars Vorschlag einzugehen. Ich lächelte ebenfalls.
    Natürlich mußten wir nun aufeinander aufpassen, daß keiner dem anderen zuvorkommen konnte. »Ich mache es«, sagte ich schließlich.
    »Dann sind wir zwei«, gab Necron trocken zurück. Aedas Lächeln war etwas verzagt, aber sie stimmte zu.
    Das Unternehmen war beschlossen – und für mich stand fest, daß Necron den Jahreswechsel nicht erleben würde.
    Er mußte sterben, sobald das Unternehmen abgeschlossen war – und ich zweifelte keinen Augenblick daran, daß er zum Ausgleich meinen Tod bereits als beschlossene Sache ansah.
    Und Aeda lächelte dazu. Keiner Frau in Nykerien war jemals ein solches Kompliment gemacht worden, und sie genoß es sichtlich.
*
    Es verstand sich von selbst, daß wir die Angelegenheit zur Nachtzeit durchführten.
    Zwar wurde der Lichtschrein hur mäßig bewacht – ein paar Dienerinnen im Tempel des Tamithon tagsüber, zwei kräftige Burschen des Nachts. Aber das war Schnickschnack, schließlich hatte die Erfahrung gelehrt, daß sich niemals jemand am Lichtschrein versündigen würde, und die Priester der Lichtgötter verstanden sich auf ihren Vorteil wie andere Nykerier auch. Wozu eine Schar schwerbewaffneter Krieger, wenn es auch einfacher und vor allem billiger ging.
    Vom Gesichtspunkt eines Diebes betrachtet, war dieser Streich nicht einmal eine Fingerübung, geschweige denn ein Meisterstück. Es war zu einfach, zu ungefährlich – das einzige Risiko lag in

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