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Mythor - 129 - Fluch über Nykerien

Mythor - 129 - Fluch über Nykerien

Titel: Mythor - 129 - Fluch über Nykerien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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der ungeheuren Bedeutung der Beute. Vielleicht war der Lichtschrein auch deswegen sicher, weil man ihn bei keinem Hehler zu Geld hätte machen können. Solch eine Sore wurde man bei niemandem los.
    Wir hatten uns Zeit gelassen und die Gegebenheiten säuberlich untersucht – und das war entschieden schwieriger gewesen, als wir gedacht hatten.
    Das ganze Land nämlich hatte inzwischen von dem Handel erfahren, und es hatte sich auch herumgesprochen, daß Necron weiß wie eine frischgekalkte Wand geworden war und bemerkenswert lange gezögert hatte.
    So wollte Nykerien nun wissen, was für eine Aufgabe Volcar uns wohl gestellt haben mochte. Wilde Gerüchte schwirrten über die Theken, manch eine Wette wurde darüber abgeschlossen.
    Nur wir hatten den Ärger davon – wir wurden von denen, die es gut mit uns meinten, förmlich belagert.
    Es war ein halber Alptraum. Überall Leute, die einem vor lauter Freundlichkeit die Schultern schier zertrümmerten. An jedem Tresen bekamen wir Wein ausgegeben, die Buhlmädchen waren fast so freigebig wie die anderen Damen, die nach der Ehre förmlich gierten, eine Nacht mit einem von uns verbringen zu dürfen. Seltsamerweise ließ sich Aedas Eifersucht durch die eindeutigen Angebote, die wir bekamen, nicht hochkitzeln; sie schien bei ihrem geheimen Liebesberater Ampitric auch ein Mittelchen gegen Eifersuchtsanfälle bekommen zu haben. Ein Wunder, daß es so etwas überhaupt gab – der Bedarf in Nykerien war außerordentlich gering. Und das lag gewiß nicht an der außerordentlichen Treue der nykerischen Männer und Frauen; wohl eher daran, daß sie viel zuviel Liebeshändel abzuwickeln hatten, um auch nur die Zeit für Eifersucht aufzubringen.
    Wir jedenfalls hatten jedesmal außerordentliche Mühe aufwenden müssen, um diesen seltsamen Bewachern zu entkommen, die uns auf Schritt und Tritt mit ihrer lästigen Bewunderung verfolgten.
    »Eine günstige Gelegenheit«, murmelte Necron.
    Der große Park, der den Tempel des Tamithon umgab, lag verlassen.
    Der Mond schien auf den Park herab, jeder Weg und Steg war gut zu sehen. In der Eingangshalle zum Tempel standen mit grimmigen Gesichtern die Wachen.
    Drei Wochen der Beobachtung hatten uns gezeigt, daß diese Burschen ein bemerkenswertes Kunststück zuwege brachten – sie sahen hellwach aus und überaus furchterregend dazu. Nur wußten wir längst, daß sie die meiste Zeit verschliefen und obendrein die größten Hasenfüße waren, die man sich nur denken konnte.
    »Ich gehe voran.«
    Necron huschte durch die Büsche. Er bewegte sich fast lautlos. Aeda hatten wir zurückgelassen, für solche Abenteuer brachte sie noch nicht die nötige Nervenstärke mit.
    Ich folgte in kurzem Abstand.
    An den schlafenden Wachen vorbei huschte Necron ins Innere des Tempels. Ich wartete ein paar Herzschläge lang, dann folgte ich ihm.
    Einige Ampeln brannten und gaben ein trübes Licht. Durch die große Öffnung der weiträumigen Kuppel fiel ein wenig Mondlicht. Von dem Innern des großen Tempels war kaum etwas zu erkennen.
    Aber mitten in der rückwärtigen Wölbung der Wand, in einer Nische, die von einem kostbar bestickten Tuch bedeckt war, lagerte der Lichtschrein. Der Vorhang schimmerte in einem unheilverkündenden Rot, als wir ihm uns näherten.
    »Noch können wir zurück«, murmelte ich.
    »Pah«, machte Necron. »Was fürchtest du?«
    Ich wiegte den Kopf.
    »Die Rache der Götter. Es ist Frevel…«
    Necron winkte ab.
    »Denk an gestern abend«, sagte er. »Dann weißt du genug.«
    Damit hatte er allerdings recht. Am gestrigen Abend hatte es eine Hochzeit gegeben, von der ganz Nykerien gesprochen hatte. Daß unglücklich Verheiratete mitunter recht rabiat ein Ende ihrer Ehe herbeiführten, kam immer wieder vor – und daß es sich dabei um Mord gehandelt hatte, war schwer nachzuweisen.
    Noch nie aber war es geschehen, daß ein Mann, der bereits siebzehn Ehefrauen überlebt hatte, mit einer Frau verheiratet wurde, die bereits einundzwanzig Gatten überlebt hatte. Die Wetten standen vier zu eins zugunsten der Frau, als voraussichtliche Ehedauer wurde auch höchstens ein halbes Jahr geschätzt.
    Manches Mal, wenn ich von solchen Vorkommnissen hörte, rief ich im stillen einen der Lichtgötter an, Nadomir zumeist. Ewig konnten sie diesen unerhörten Freveltaten doch nicht zusehen – und ihre Milde schien den Aberwitz der Nykerier nur zu neuen Höhen anzustacheln. Immer offenkundiger war es geworden, daß Nykerien die Lichtgötter übermütig

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