Mythor - 131 - Der goldene Strom
acht, was du sagst«, meinte die Kaezin daraufhin. »Skork kann jedes deiner Worte verstehen. Und du könntest ihn auch verstehen, wenn seine Aussprache nicht so undeutlich wäre. Skork ist unser Freund. Sag ihm das!«
»In Ordnung«, sagte Sadagar und schluckte. »Wir sind Freunde, Skork.«
Der Schorf gab ein zufriedenes Quaken von sich. Dori wechselte wieder ein paar Worte mit ihm. Plötzlich richtete sich der Schorf auf die Hinterbeine auf und stieß einen ohrenbetäubenden Quaklaut aus.
Im nächsten Augenblick tauchten überall Schorfe auf. Sie sprangen aus dem Geäst herab, kamen hinter Baumstämmen hervor und tauchten aus dem Schlick des Sumpfes auf. Im Nu waren sie von etwa dreißig schaurigen Gestalten umringt, die sich in den verschiedensten Stadien der Verkrustung befanden.
»Was hat das zu bedeuten?« fragte Mythor alarmiert und griff unwillkürlich nach Alton.
»Laß das Schwert stecken!« warnte Dori. »Ich habe die Schorfe um Hilfe gebeten, und Skork hat mir zugesagt, uns ins Jagdgebiet der Wilderer zu führen.«
»Du meinst, sie wollen uns Boozam ausliefern«, sagte Sadagar sarkastisch.
»Ich kratze dich noch!« drohte Dori. »Boozam ist kein Wilderer. Ich kann nicht einmal glauben, daß irgendein anderer Aborgino die Gegend unsicher macht. Ich möchte der Sache auf den Grund gehen.«
Einer der Schorfe, dessen Verkrustung noch nicht weit fortgeschritten war, kam aufrecht heran. Sein Gesicht war, bis auf die schnabelförmig verhornte Nase, das eines Menschen. Sein Raubtierkörper endete in kurzen, behaarten Beinen mit Greifwerkzeugen. Die Arme waren länger und haarlos und teilweise bereits verkrustet. Die langen Finger mit den nach innen gedrehten Daumen zeichneten ihn als Baumbewohner aus.
»Ich bin Oskek«, sagte er in verständlichem Schattenwelsch. »Wenn Skork in den Drang kommt, werde ich Häuptling des Stammes. Ich werde euch zu dem Wilderer führen.«
Mythor sah, daß die meisten der Schorfe ihre Körper an den Baumstämmen rieben, andere wiederum rieben sich die Körperverkrustungen mit Schlick ein.
»Bist du sicher, daß der Wilderer ein Aborgino ist?« fragte Dori.
»Überzeugt euch mit eigenen Augen davon«, sagte Oskek. »Was wird mit ihm geschehen, wenn er überführt ist?«
»Das werden wir sehen«, sagte Dori. »Die Bestrafung hängt immer von der Art des Vergehens ab. Was hat sich der Wilderer zuschulden kommen lassen?«
»Er hat welche von uns getötet«, sagte Oskek. »Er hat eine Bande übler Gesellen um sich geschart, darunter auch Wühler, die er nach kostbaren Steinen schürfen läßt. Ich bin sicher, daß er auch Gold aus dem Strom schöpft. Aber überzeugt euch selbst. Folgt mir.«
*
Der Marsch durch das Sumpfland war beschwerlich, aber Dori versicherte Mythor und Sadagar, daß er ohne die Unterstützung der Schorfe noch weitaus gefährlicher wäre.
Oskek setzte sich an die Spitze, und Skork bildete den Abschluß. Die anderen Schorfe schwärmten nach allen Seiten und ins Geäst über ihnen aus und sicherten sie so gegen alle Gefahren ab.
»Mir gefällt diese Sache nicht«, raunte Sadagar Mythor zu. »Anstatt ins Unbekannte vorzustoßen, hätten wir den Weg zur Fliegenden Stadt suchen sollen.«
»Wir sind auf die Hilfe anderer angewiesen«, erinnerte Mythor. »Wir wissen nicht einmal, wo Carlumen liegt.« Er erhob die Stimme, als er hinzufügte: »Du hast gehört, daß nicht einmal Dori weiß, wo wir sind.«
Die Kaezin, die vor ihm ging, drehte den Kopf um und funkelte ihn an.
»Ich kenne mich hier aus, auch wenn ich etwas anderes gesagt habe«, fauchte sie. »Wir sind ungefähr einen Tagesmarsch von der Stromschleuse entfernt. Das ist gewiß.«
»Und wie sollen wir zurückkommen?« wollte Sadagar wissen. »Wieso lassen wir uns überhaupt auf dieses Abenteuer ein?« .
»Weil mir viel daran liegt, den Wilderer zu entlarven«, sagte die Kaezin. »Boozam wird mich dafür belohnen.«
»Worum geht es eigentlich?« erkundigte Mythor. »Du könntest uns die Zusammenhänge erklären.«
Dori achtete einen Augenblick nicht auf den Weg und trat in ein Sumpfloch. Sie knickte kurz ein, stieß einen spitzen Schrei aus und zog das Bein schnell wieder aus dem Loch. Ihr Fuß war mit Klümpchen eines bläulichen, zuckenden Schleims bedeckt. Sie versuchte vergeblich, die Klümpchen abzuschütteln. Sadagar ging lachend zu ihr und streifte die schleimigen Würmer mit der Klinge eines Messers ab.
»Blutegel!« sagte Dori angewidert. Sie blickte Mythor herausfordernd an. »Du
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