Mythor - 135 - Die Unberührbaren
freundlich.
»Die Wette wirst du verlieren, Bursche«, knurrte Kutazin.
Necron lehnte sich ein wenig zurück. Dieses dick zur Schau getragene Selbstbewußtsein mochte Kutazins Gemütsruhe erheblich zusetzen.
»Entweder, beutegieriger Seeheld, sind wir von Wert für dich, dann ist es in deinem Sinn, uns freundlich zu behandeln, gut zu beköstigen und es auch am Wein nicht fehlen lassen. Anders der Fall, wenn du mit uns nichts anzufangen weißt – dann hast du dir einen Haufen unnützer Esser an Bord gezogen, die du schleunigst den Fischen zum Fraß vorwerfen solltest. Da du ein gewitzter Bursche bist und uns noch nicht über die Planke hast gehen lassen, folgere ich daraus, daß wir für dich und deine Mannschaft von Wert sind. Also wirst du mir nicht die Arme abhacken lassen.«
Necron hatte seine sehr schnell vorgetragene Rede mit einer Fülle von Gesten begleitet, und als er jetzt mit einer freundlich-eleganten Handbewegung das Wort an Kutazin weitergab, hatte er den Piraten völlig verwirrt.
»Du sollst wissen, was wir mit euch machen werden«, sagte Kutazin schließlich. Er verschränkte die Arme vor der Brust.
»Wir werden euch alle miteinander an die Magier verkaufen. Der Kult der Lichtboten braucht Opfer – und da kommen ein paar Eindringlinge von Logghard genau zupaß.«
»Du weißt, woher wir kommen?«
»Wer wüßte das nicht?« entgegnete Kutazin. »Überall weiß man von der Flotte, die das Zaketer-Reich ansegelt. Euer Schiff hat dazugehört – und daher werden die Magier sehr froh sein, wenn sie euch zu fassen bekommen. Und noch eines, dreister Lümmel – bis dahin werdet ihr auf Wasser und Brot gesetzt. Die Magier zahlen nach Köpfen, nicht nach Schlachtgewicht.«
Der rüde Scherz löste eine Welle des Gelächters bei den Piraten aus.
Der Viermaster hatte eine erstaunlich große Besatzung – all diese Schlagtots, Halsabschneider und Tagediebe mit wohlfeiler Beute friedlich und folgsam zu halten, erforderte einigen Einfallsreichtum und Mut. Ein Hinweis mehr an Necrons Adresse, den Piraten nicht zu unterschätzen.
»Lassen wir das sinnlose Geschwätz«, mischte sich Gaphyr ein. Er stand auf und kam herübergestolpert. Er war an Händen und Füßen gebunden. »Wir möchten von dir nach Onaconz gebracht werden.«
»Mehr nicht? Und was zahlt ihr dafür, wenn’s beliebt?«
»Das wird unser Freund entscheiden, wenn wir mit ihm zusammengetroffen sind«, erklärte Necron.
Kutazin machte ein grimmiges Gesicht.
»Und wer soll dieser Freund sein? Euer Freund – in fremdem Land?«
»Du wirst ihn vielleicht kennen – Kukuar, der Hexer von Quin.«
Gaphyr hätte gern gewußt, aus welchem gut versteckten Beutel Necron nun die wundersame Kunde zog – denn die Wirkung war nicht zu übersehen. Kutazins Unterkiefer klappte herunter.
»Du kennst Kukuar?«
»Du scheinst einer seiner minderen Freunde zu sein, Rebell, daß du das nicht weißt.«
Kutazin streckte den rechten Arm und deutete mit dem Finger auf Necrons Brust.
»Ich jage meinen Speer dorthin, wenn du mich zu foppen versuchst, Fremder – denn das bist du.«
»Erzähl mir nichts, Kutazin«, sagte Necron. »Kukuar wird es dir übel lohnen, daß du uns so behandelst.«
Die Sicherheit, mit der Necron seine Ansichten vortrug und kühne Behauptungen aufstellte, beeindruckte nicht nur Gaphyr, der zu ahnen begann, woher Necron seine Neuigkeiten bezog. Wie gebannt war vor allem auch Kutazin – und erschreckt zugleich.
Necron sah es aus den Augenwinkeln heraus.
Dies war ein Punkt, an dem Kutazin seine Meute von Seehalunken nicht im Griff hatte. Sie jagten, raubten und plünderten auf ureigene Rechnung, nur an den eigenen Beutel denkend. Klimperte das Geld im Kasten, war den Banditen alles andere gleichgültig.
Anders Kutazin – Necron vermutete, daß der gewitzte und tapfere Mann, der es in jedem der beiden Völker zu einem Namen gebracht hatte, keineswegs aus Überzeugung Schiffe aufbrachte und plünderte. Kutazin war kein Halunke aus freien Stücken – seine Abstammung hatte ihn an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Im Kern war Kutazin ein aufrechter, vermutlich sogar ehrlicher Mann.
Was auch immer die Beweggründe des Piraten sein mochten – jetzt war er sichtlich aus der Fassung gebracht.
»Viel Zeit haben wir nicht«, plauderte Necron weiter. »Immerhin müssen wir uns um Aiquos kümmern.«
Gaphyr hatte nicht die leiseste Ahnung, um wen es sich dabei handelte – Necron auch nicht, wie es schien. Aber Kutazin stand wie vom
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