Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition)
Schwindel, Müdigkeit)
starke Hungergefühle, Auftreten so genannter Heißhungerattacken (Craving)
erhöhte Neigung zum Gebrauch von Stimulanzien (zum Beispiel Nikotin, Alkohol, Drogen)
nach Absetzen des Präparats schnelle Gewichtszunahme (Rückkehr zum vorherigen Gewicht + X)
Und es kommt noch schlimmer: Seit 2001 besteht in den Ländern der EU bei Beipackzetteln die Verpflichtung, zu jeder Nebenwirkung anzugeben, mit welcher Wahrscheinlichkeit sie auftritt. Die Bandbreite reicht von »sehr selten« (weniger als 1 von 10 0 00 Behandelten) bis hin zu »sehr häufig« (mehr als 1 Behandelter von 10 ). Die Beipackzettelredakteure sehen sich gezwungen, jeden einzelnen oben aufgeführten Punkt mit »sehr häufig« zu kennzeichnen. Tatsächlich treten die meisten Nebenwirkungen bei nahezu 100 Prozent der längerfristig Behandelten auf.
Versetzen wir uns in die Lage der Patienten, denen diese Abnehmpille verordnet werden soll (oder die ihren Arzt um ein Rezept bitten). Sie sind voller Hoffnung in das Gespräch mit ihrem Arzt gegangen – endlich abnehmen. Doch würden sie nach der Aufklärung über Risiken und Nebenwirkungen ein derartiges Präparat tatsächlich einnehmen, nur um für die Dauer der Anwendung schlanker zu werden? Denn eines ist klar, sobald das Medikament abgesetzt wird, geht das Gewicht sofort wieder nach oben.
Allerdings wird sich das hier geschilderte Problem in der Realität wahrscheinlich nie stellen. Ein Medikament mit derart gravierenden Nebenwirkungen und einem vergleichsweise geringen Nutzen für den Patienten hätte keine Chance, zugelassen zu werden. Tatsächlich ist das beschriebene Abnehm-Medikament frei erfunden. »Schade eigentlich – vielleicht hätte man das mit den Nebenwirkungen ja mit etwas mehr Forschung in den Griff bekommen können …«, mag mancher Leser jetzt denken; und es gab tatsächlich bereits Versuche, Abnehmpillen zu entwickeln. Die Einführung dieser Präparate scheiterte allerdings jedes Mal an den damit verbundenen enormen Gesundheitsrisiken für die Behandelten, die sich eben nicht in den Griff bekommen ließen (darüber habe ich ausführlich im Buch »Das egoistische Gehirn« im Kapitel »Wundermittel aus dem Labor«, geschrieben).
Risiken und Nebenwirkungen müssen offen im Beipackzettel dargelegt werden. Dies verlangen gesetzliche Vorschriften, die in internationalen Abkommen festgelegt wurden und praktisch weltweit gelten – allerdings ausschließlich für Medikamente. Für Diäten oder Abnehmprogramme gibt es bisher keine auch nur im Ansatz vergleichbare Regelung. So wenig real (und wahrscheinlich) in unserem Beispiel die Einführung einer Schlankpille ist, so wirklich, real existierend und gravierend sind die eingangs des Kapitels aufgelisteten Nebenwirkungen. Die dem fiktiven Abnehm-Medikament zugeschriebenen Risiken und Nebenwirkungen treten nämlich tatsächlich auf, und zwar immer dann, wenn wir die Kalorien- oder Kohlenhydratzufuhr des menschlichen Organismus drosseln – also bei jeder Diät und jedem Abnehmprogramm. Um es noch einmal unmissverständlich zu sagen: Bei ausnahmslos jeder kalorien- oder kohlenhydratreduzierenden Diät, auch wenn sie von Ärzten als noch so schonend und gesund angepriesen wird, kommt es zu den oben genannten Nebenwirkungen. Die werden allerdings verschwiegen. Kein Anbieter eines Diätprogramms muss klinische Tests bei einer staatlichen Zulassungsstelle vorlegen. Jeder kann Diäten erfinden, propagieren und als erfolgversprechend vermarkten – ob sie wirken oder nicht.
Risiken und Nebenwirkungen – brauchen wir eine Kennzeichnungspflicht für Diäten?
Kommen wir also auf unseren »Beipackzettel« zurück. Schauen Sie ihn sich jetzt bitte noch einmal an – vor allem wenn Sie vorhaben, eine Diät zu machen oder gerade mittendrin sind. Denn dort steht, was im Körper jedes Menschen passiert, der seine Nahrungszufuhr drosselt, um abzunehmen – Punkt für Punkt.
Eine andere Möglichkeit wäre, ihn sich zu kopieren und zum Beispiel an den Kühlschrank zu hängen. Jeder hätte dann die Möglichkeit, ihn durchzulesen, bevor er eine Diät beginnt. Es bestünde die Chance, den Diätwunsch offen, ehrlich und den Tatsachen entsprechend gegen die damit verbundenen Risiken abzuwägen, um sich dann die Frage zu stellen: Ist vorübergehende Gewichtsabnahme es wirklich wert, schneller zu altern (und älter auszusehen), depressiv zu werden und sein Liebesleben einzuschränken? Oder anders gefragt: Bin ich, um jetzt schlanker zu
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