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Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition)

Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition)

Titel: Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Peters
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Ärzte und Psychologen dazu gezwungen, täglich gegen die Symptome einer durch soziale Ungleichheit geprägten Gesellschaft zu kämpfen. Die Entschärfung und gegebenenfalls Beseitigung sozialer Stressoren in der Gesellschaft müsste aber eine der vorrangigen Aufgaben jeder Regierung sein, die um das Wohl und die Gesundheit ihrer Bürger ernsthaft bemüht ist.
    Doch wir müssen gar nicht so weit ausholen. Da wir also Grund zur Annahme haben, dass sozialer Stress massiven Einfluss auf das Körpergewicht hat und dass die Art und Weise, wie wir miteinander umgehen, sich direkt auf die Gewichtszunahme auswirkt, lassen sich Wilkinsons und Picketts Beobachtungen durchaus auf unser unmittelbares Umfeld übertragen. Wie gesagt: »Dick wird keiner von alleine.« Das gilt nicht zuletzt auch für die psychosozialen Belastungen, denen wir an unserem Arbeitsplatz ausgesetzt sein können …

Macht mich mein Job dick?
    Was passiert in unserem Gehirn, wenn wir arbeiten? Das hängt ganz wesentlich davon ab, welche Emotionen wir mit unserem Arbeitsalltag verbinden und wie wir mit ihnen umgehen. Sind wir oft frustriert? Gibt es ungelöste Konflikte, die an uns nagen? Konkurrenzkampf? Erhalten wir das Maß der Anerkennung, das wir brauchen? Fühlen wir uns überlastet?
    Wir haben bereits gesehen, welchen Einfluss psychosoziale Stressoren auf den Brain-Pull unseres Gehirns haben können; also auf die Kraft unseres Gehirns, mit der es seinen Energiebedarf aus den Körperdepots deckt. Leider ist der Brain-Pull stressanfällig. Anders gesagt: Überlastungen des Stresssystems schwächen bei vielen Menschen die Brain-Pull-Funktion. Das langfristige Herunterfahren des Stresssystems hat – wie gezeigt – den Nutzen, dass die dramatischen Nebenwirkungen des Hoch-Cortisol-Zustandes verhindert werden. Gleichzeitig führt das Herunterfahren aber auch zu Kosten. Und das genau ist der kritische Punkt. Gerade wenn’s im Job stressig wird und das Gehirn viel Energie benötigt, ist seine Fähigkeit, sie aus den Körperdepots (zum Beispiel der Leber, dem Muskel- und Fettgewebe) abzurufen, eingeschränkt. Zwei Effekte, die fast jeder schon erlebt hat, können sich jetzt einstellen: Man möchte wacher sein oder hat das starke Bedürfnis, schnell – am besten sofort – Kalorien zu sich zu nehmen. Dauert eine derartige Überlastung längere Zeit an, kann die Ansprechbarkeit das Brain-Pull nachlassen, und damit begeben wir uns auf einen Weg, der fast zwangsläufig zu höherem Körpergewicht führt.
    Wenn wir uns näher mit den Zusammenhängen von Stress-belastungen in unserem Arbeitsumfeld befassen, wird auch an dieser Stelle deutlich, dass Gewichtszunahme kein Ein-Personen-Problem ist. Die psychosozialen Einwirkungen und Wechselwirkungen zwischen Kollegen, Mitarbeitern und Vorgesetzten auf den Brain-Pull – oder anders gesagt: auf meinen Brain-Pull, wenn ich mich betroffen fühle – sind nicht zu unterschätzen. Im Umkehrschluss bedeutet dies: Den eigenen Brain-Pull am Arbeitsplatz zu entlasten, setzt nicht nur eine Veränderung eigener Verhaltensmuster, sondern auch Kommunikation, Austausch und Überzeugungsarbeit voraus. Dieser Punkt ist entscheidend. Wir werden am Ende des Kapitels darauf näher eingehen.
    Valerie ( 38 ) ist eine Angestellte in leitender Position. Sie arbeitet in einer Werbeagentur (sie könnte für unser Beispiel aber genauso für ein anderes Großunternehmen – eine Versicherung, einen Verlag oder eine Reederei – tätig sein). Valeries Aufgabe besteht darin, ein kleines Team anzuleiten, das Marketingstrategien für verschiedene Kunden ausarbeiten soll.
    Valeries Arbeitstag beginnt mit Kaffee. Eine Tasse, gleich wenn sie kommt. Bis zu drei Tassen, wenn eine wichtige Morgenkonferenz auf dem Plan steht, bei der sie die Ergebnisse ihrer Arbeit ihrem Vorgesetzten vorstellen muss. Diese Meetings sind zunehmend zu einem Problem für Valerie geworden. Die Kriterien, nach denen ihr Chef Ideen und Konzepte ablehnt oder akzeptiert, sind ihr nicht klar. Es ist schon vorgekommen, dass eine Idee angenommen wurde, die sechs Monate zuvor in leicht abgewandelter Form komplett durchgefallen war. Das macht Valerie nervös. Zumal sie jede Ablehnung wiederum ihren Mitarbeitern vermitteln muss. Schließlich hatte sie selbst die vom Chef verworfene Idee im Vorfeld für gut befunden. Sie spürt, dass diese Ablehnungen, die sie sich selbst nicht genau erklären kann, in ihrem Team ihre Autorität gefährden.
    Valerie fühlt sich überfordert, vor

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