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Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition)

Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition)

Titel: Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Peters
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Reichtum vermehrt und so einen immer geringeren Anteil an Finanz- und Wirtschaftskraft dem großen Rest der Bevölkerung übrig lässt. Was dazu führt, dass die überwältigende Mehrheit der US -Bevölkerung untereinander um immer geringere Ressourcen (Jobs, Löhne, Kredite etc.) Verteilungskämpfe führen muss. Die USA werden interessanterweise bei der Einkommensungleichheit gefolgt von anderen Staaten, in denen angloamerikanisches Wirtschaftsdenken vorherrscht: Australien, Neuseeland, Großbritannien – aber auch Portugal. Deutschland rangiert im Mittelfeld. Wenn man sich die von Pickett und Wilkinson ausgewerteten Daten anschaut, wird auf frappierende Weise deutlich, welchen massiven Einfluss Einkommensunterschiede offenbar auf fast alle Lebensbereiche einer Gesellschaft haben. Der statistische Befund der beiden Forscher lässt sich so zusammenfassen:
    Menschen, die in einer Gesellschaft mit hoher Einkommensungleichheit (vor allem USA und Großbritannien) leben:
vertrauen einander weniger,
sterben früher,
sind ängstlicher,
werden öfter psychisch krank,
greifen öfter zu Drogen,
brechen häufiger die Schule ab,
sind mit mehr Gewaltverbrechen konfrontiert,
sind häufiger dick.
    Selbstverständlich stellen diese acht Punkte statistische Mittelwerte dar und gelten nicht für jeden Einwohner des jeweiligen Landes. Allerdings: Je weiter sich Menschen am unteren Ende der nationalen Einkommensskala befinden, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass einer oder gleich mehrere Punkte auf ihre Lebensumstände zutreffen. Der Umkehrschluss lautet: Gesellschaften, in denen die Einkommen gleicher – und man könnte sagen, gerechter – verteilt sind, schützen womöglich allein durch diese Tatsache große Teile ihrer Bevölkerung vor Drogensucht, Gewaltverbrechen, Fettleibigkeit und anderen gesundheitlichen beziehungsweise sozialen Risiken.
    Raus aus dem Elend – wie ein ungewöhnliches Experiment in den USA bewies, dass Armut dick macht
    Man kann diese Liste also auch als eine prägnante Zusammenfassung der zentralen gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit lesen und als Warnung für alle Länder, die auf US -amerikanische Verhältnisse zusteuern. Pickett und Wilkinson sind davon überzeugt, dass all diese Probleme im Kern eine einzige Ursache haben: finanzielle Ungleichheit innerhalb der Gesellschaft. Daraus resultieren ungleiche Chancen, sich sozial zu verbessern (soziale Mobilität), schlechterer Zugang zum Gesundheitswesen, existenzielle Sorgen durch zu geringen Verdienst. All dies – und auch das weisen die beiden Autoren durch zahlreiche Studien nach – sind sehr starke psychosoziale Stressoren. Sie wirken direkt auf das Stresssystem betroffener Menschen ein und können zu langanhaltend erhöhten Cortisolwerten führen. Und – wie wir bereits wissen – spielt chronischer Stress auch bei Gewichtszunahme die entscheidende Rolle.
    Picketts und Wilkinsons Forschungen beruhen im Wesentlichen auf Statistiken, und um ihre Thesen zu erhärten, sind noch viele Studien mit hoher Evidenzklasse erforderlich. Einige soziologische Studien, die ihren Befund bestätigen, gibt es aber bereits. Ein besonders bemerkenswertes Forschungsprojekt führte die Universität von Chicago in den USA durch. Den Wissenschaftlern war aufgefallen, dass Frauen, die mit ihren Kindern in Stadtvierteln leben, die als soziale Brennpunkte gelten, und die selbst kein geregeltes Einkommen haben, besonders gefährdet sind, fettleibig zu werden. In dem nun folgenden groß angelegten Versuch wurden in fünf amerikanischen Großstädten, Baltimore, Boston, Chicago, Los Angeles und New York, Frauen für ein ungewöhnliches Experiment gesucht: Es wurde ihnen angeboten, mit ihren Kindern aus dem Armutsgebiet in einen sozial besseren Stadtteil umzuziehen, eine Starthilfe zu bekommen sowie bessere Aussichten auf einen Job. 4498 Frauen nahmen an einem Losverfahren teil. Diejenigen, auf die das Los fiel, bekamen daraufhin den Gutschein für die angekündigten Vergünstigungen. Nach 15 Jahren stellte sich heraus: Die Frauen, die umziehen konnten, fühlten sich psychisch deutlich wohler. Und: Die Häufigkeit von Fettleibigkeit war unter den Teilnehmerinnen, die umgezogen waren, verglichen mit jener unter den gleichaltrigen Frauen der Kontrollgruppe, die sich noch immer in ihren alten prekären Lebensumständen befanden, deutlich geringer.
    Mit dieser Studie konnte belegt werden, dass die Überwindung von Armut und von prekären Lebensumständen das Auftreten

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