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Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition)

Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition)

Titel: Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Peters
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dünnen Gestressten sind weniger anpassungsfähig und deshalb besonders gefährdet.
    Dicke Menschen haben bei Stress einen robusten Hirnstoffwechsel – darin besteht ihr Überlebensvorteil
    Im zweiten Teil von Lewis Carrols weltberühmter Geschichte um die kleine Alice verirrt diese sich nach ihren Abenteuern im Wunderland in das Land hinter dem Spiegel. »Alice im Spiegelland« ist bei Weitem nicht so bekannt wie das erste Buch, aber auch im zweiten Teil der fantastischen Geschichte sind die Dinge oft nicht so, wie sie scheinen. Es ist eine verkehrte Welt, in der sich Alice bewähren muss. Diese Spiegelverkehrtheit kann uns hier als Bild dienen, um zu verdeutlichen, wie gegensätzlich sich die jüngsten Erkenntnisse aus der Hirn- und aus der Stressforschung im Vergleich zu unserem Weltbild ausnehmen, das wir vom Umgang mit Stress haben. Wie Alice geraten wir mit unseren Annahmen in eine Welt, die diese auf den Kopf stellen:
Stressbedingte Gewichtszunahme verbinden wir mit verzweifeltem Frustessen, das Menschen befällt, die mit psychosozialem Druck nicht umgehen können. Jetzt erfahren wir, dass es genau umgekehrt ist: An Gewicht zuzunehmen, ist eine intelligente Antwort des menschlichen Organismus, um sich an Stress erfolgreich anzupassen.
Dünne oder schlanke Menschen, die unter stressigen Bedingungen erst so richtig zur Hochform auflaufen, haben wir bisher immer als Macher und Lenker, als erfolgsorientierte Menschen betrachtet, die ihr Leben im Griff haben. Jetzt erfahren wir, dass viele von ihnen lediglich über eine flache Reaktionsnorm verfügen und keine neuroendokrine Strategie haben, sich anzupassen und sich dem Dauerstress zu entziehen, um sich so vor den Folgen zu schützen. Im Haifischbecken sind sie die Beutetiere, während sich die Dicken für die Hai-Stressoren durch eine Art innere Stressresistenz weit weniger angreifbar machen.
    Diese Spiegelverkehrtheit, die zwischen dem besteht, was wir zu wissen glauben, und dem, was Wissenschaftler entdecken, macht es vielen Menschen schwer, die neuen Erkenntnisse anzunehmen; weil es bedeutet, Überzeugungen in Frage zu stellen, die wir seit Jahren oder seit Jahrzehnten als gesichert angesehen haben.
    Diese Spiegelverkehrtheit entsteht einzig und allein durch den kleinen, aber bedeutungsvollen Perspektivenwechsel, durch den wir das Gehirn vom passiven Nebenspieler zum aktiven Hauptspieler machen und es so in den Mittelpunkt des Stoffwechsels rücken. Schauen wir uns die Fakten nochmals genauer an. Unter akutem Stress steigt der Energiebedarf des Gehirns. Der Brain-Pull, also die Kraft, mit der das Gehirn Energie aus den Körperdepots holt und die vom Stresssystem ausgeübt wird, wird stärker. In dieser Phase werden alle gestressten Menschen dünner oder bleiben zumindest schlank. Wird der Stress aber chronisch – also lang anhaltend und in seiner Intensität dauerhaft, oder er wiederholt sich ständig –, entscheidet sich, zu welchem Stresstyp man gehört: A oder B. Diese »Entscheidung« (in Wahrheit ist es keine Entscheidung, sondern wir kommen mit den entsprechenden Erbanlagen auf die Welt) fällt meistens zwischen dem zwanzigsten und dreißigsten Lebensjahr.
    Besonders deutlich wird dieser Effekt auf Fotos von Klassentreffen. Man ging nach dem Schulabschluss auseinander, und auf dem Abschlussfoto sind fast alle Schüler rank und schlank. Auf dem Gruppenbild vom Klassentreffen zwanzig Jahre später, sieht das etwas anders aus. Einige der Abgebildeten sind in der Zwischenzeit dick geworden, andere wirken dünn oder hager, bei genauerem Hinsehen ist bei manchen von ihnen aber ein Bauchansatz erkennbar. Wieder andere sind schlank geblieben. Und dann gibt es natürlich noch die Klassenkameraden, die schon in der Schule dick waren und es meist auch bleiben. Was also ist in den zwanzig Jahren, die zwischen diesen beiden Fotos liegen, geschehen?
    Psychosozialer Dauerstress – und wir erinnern uns daran, dass die meisten aller Erwachsenen in Deutschland davon betroffen sind – hat bei den ehemaligen Schülern des Typs B dazu geführt, dass sie an Gewicht zugelegt haben. In ihrem Präfrontalen Cortex wurden zu einigen Zeitpunkten die DSI -Schalter aktiviert. Folge: Der PFC lernt und klassifiziert die Stressauslöser als »nicht abwehrbar« und hemmt infolgedessen die Amygdala unter dem Einfluss der chronischen Stressfaktoren (etwa im Job). Obwohl die Belastungen der Arbeitswelt nicht geringer geworden sind, hat sich von nun an der Umgang damit gewandelt. Das

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