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Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition)

Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition)

Titel: Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Peters
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Stresssystem ist nicht mehr dauererregt, wenn man nur an den Chef und die Berge von ungelösten Problemen denkt. Selbst in wiederkehrenden Belastungssituationen im Job ist bei Menschen vom Typ B kein Anstieg der Stresshormone von Adrenalin und Cortisol zu erkennen. Auch Angstzustände und das damit verbundene Depressionsrisiko sind eher selten. Weil mit dem Stress auch das Ansprechen des Brain-Pull abnimmt, muss das Gehirn auf eine neue Strategie seiner eigenen Energieversorgung ausweichen: mehr essen. Da jetzt also ein größerer Teil der Hirnenergie direkt aus dem Essen (und es wird ja mehr gegessen) und weniger aus den Körperdepots bezogen wird, kommt es verstärkt zu Energieüberschüssen im Blut, die in die Depots geleitet und eingelagert werden – das Fettgewebe wächst. Wie gesagt: Dicker zu werden, ist der Preis, den Menschen vom Typ B für ihre Anti-Stress-Strategie zahlen müssen.
    Eine Erregungshemmung des Stresssystems könnte man übrigens auch mit Psychopharmaka, zum Beispiel mit angsthemmenden Medikamenten, erreichen. Allerdings wäre diese Stressdämpfung nicht mehr spezifisch. Sie würde praktisch zum generellen Verlust unseres Gefahrenbewusstseins führen. Die Dämpfung des PFC ist dagegen viel feiner. Sie arbeitet nur bei den als frustran abgewehrten, gelernten psychosozialen Stressoren. Gerät ein Mensch des B-Typs in eine neue und reale Gefahrensituation – beispielsweise beim Bergsteigen –, springt sein Stresssystem genauso an wie bei jedem anderen Menschen. Dann fluten Adrenalin und Cortisol auch seine Blutbahnen, er wird hellwach, und sein Reaktionsvermögen ist verbessert. Eine derartige spezifische Dämpfung ist medikamentös nicht zu erreichen.
    Hält sich hingegen ein Mensch vom Typ A längere Zeit im Haifischbecken auf, richtet sein Gehirn sozusagen eine Standleitung in die Amygdala ein. Stresssignale (und dazu gehören auch die eigenen Gedanken beziehungsweise Grübeleien) überschwemmen das Stresszentrum ungehemmt. Es kommt zu einer hohen Dauererregung im Gehirn, ein innerer Alarm, bei dem das Gehirn in einen überwachen, aber auch ängstlichen Dauerzustand gerät. Die Stresshormone Adrenalin und Cortisol steigen an, ebenso wie der Energiebedarf des Gehirns, der Brain-Pull ist hochaktiv und sorgt so dafür, dass das Gehirn seinen Bedarf decken kann; dadurch wird oder bleibt der Körper dünn. An diesem Zustand wird sich nichts ändern, solange der A-Typ das Haifischbecken nicht verlässt. Der A-Typ ist in seinem eigenen Stressverhalten gefangen und muss die gesundheitlichen Langzeitfolgen, die wir gleich mit den Risiken des B-Typs vergleichen wollen, tragen.
    In Vorträgen werde ich häufig gefragt, wie man erkennt, wer ein A- oder B-Typ ist, wann sich dies zeigt und woran man es erkennt. Einen einfachen Gentest gibt es leider nicht, denn die Reaktionsnorm unseres Stresssystems, die bestimmt, ob wir Typ A oder B sind, wird jeweils durch ein ganzes Set von Genen festgelegt und schließt auch epigenetische Veränderungen ein. Wie gesagt, alles, was ich hier beschrieben habe, stellt Prozesse dar, die manchmal schneller und manchmal langsamer ablaufen. Es gibt außerdem verschieden starke Ausprägungen der Typ-A- und Typ-B-Merkmale (inneres Bauchfett, peripheres Fett). Wie ich bereits erwähnte, bleiben Menschen vom Typ A unter Dauerstress schlank. Allerdings entwickeln die meisten von ihnen im Lauf der Jahre eine Zunahme des viszeralen Fettgewebes – der Bauchumfang nimmt zu, obwohl der Körper insgesamt dünn bleibt. Dies ist stressbedingt, und der Zusammenhang wurde bereits im Kapitel »Was ist passiert, wenn schlanke Menschen einen Bauch bekommen?« ausführlich beschrieben.
    Wer zu den B-Typen gehört, wird in drei Phasen »dick«
    Phase eins bezeichnet die Stressphase. Oft fällt dieser Abschnitt in die Zeit des Studiums, der Berufsausbildung oder des Eintritts in die Arbeitswelt. Hier können aber auch andere, private Faktoren eine Rolle spielen – zum Beispiel Probleme bei der Existenzgründung, in der Partnerschaft oder bei Familiengründung. In der Stressphase sind auch bei Menschen vom Stresstyp B die Werte der Hormone Adrenalin und Cortisol messbar erhöht. Wenn sich in dieser Zeit neue psychosoziale Stressoren als dauerhaft belastend erweisen, werden im Präfrontalen Cortex die DSI -Schalter angeschaltet und die Stressdämpfung eingeleitet.
    Danach beginnt die Phase zwei. In dieser Phase stellen die Betroffenen fest, dass sie an Gewicht sofort zulegen würden, wenn sie

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