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Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition)

Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition)

Titel: Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Peters
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sich weiterhin satt äßen. In dieser Situation reagiert jeder ein wenig anders. Viele Betroffene werden jetzt versuchen, prophylaktisch ihre Essgewohnheiten zu verändern, also die Kalorienzahl zu beschränken, oder ein Fitnesstraining aufnehmen, um die drohenden Pfunde abzuwehren. Andere fangen jetzt das Rauchen an, oder sie rauchen mehr, um dadurch schlank zu bleiben. In dieser Zeit können diese Menschen ihr Gewicht noch gerade so halten. Dies ist die Phase des gezügelten Essens. Weil das Gehirn in Phase zwei ständig Energie aus dem Körper anfordern muss, ist Cortisol im Blut weiterhin erhöht. In diesem Zeitabschnitt häuft sich selbst bei Typ-B-Menschen unter dem Cortisol-Einfluss inneres Bauchfett an (siehe Abbildung 6). Die Dauer dieses Zeitabschnitts kann sehr unterschiedlich sein – zwischen einem Jahr und zehn Jahren. Es gibt auch Fälle, die – sobald ihre willentliche Entscheidung zum gezügelten Essen gefallen ist – wesentlich länger in Phase zwei ausharren. Manche zügeln sich sogar bis zum Greisenalter – dann werden die meisten Menschen sowieso wieder dünner. In selteneren Fällen – zum Beispiel nach einem traumatischen Erlebnis – kann Phase zwei auch übersprungen werden.
    In Phase drei schließlich verlieren die Motive, die zum gezügelten Essverhalten geführt haben, im Vergleich zu einem anderen Motiv an Kraft und Einfluss. Die Energieanforderungen des Gehirns werden jetzt so mächtig, dass die betroffene Person sich umentscheidet und so viel isst, dass Gehirn und Stresssystem Ruhe geben: Der Hirnstoffwechsel ist jetzt wieder ausgeglichen. Das ist natürlich der Zeitpunkt, ab dem man sich beim Zunehmen auf der Waage zugucken kann – allerdings nur bis zu dem Punkt, an dem sich die Energieversorgung des Gehirns in ihrem neuen Gleichgewicht befindet. Dann hat auch der Körper sein Neutralgewicht erreicht (vergleiche Abbildung 6). Dagegen treten in Phase drei kaum mehr Veränderungen im inneren Bauchfett auf, denn der schädliche Einfluss des Cortisols hat sich nunmehr abgeschwächt. Das bedeutet allerdings nicht, dass dieser Gewichtszustand für den Rest des Lebens andauern muss. Es kann zu weiteren Gewichtsverschiebungen nach oben kommen, wenn die bisherige Stressdämpfung nicht mehr ausreicht.
    Vielleicht mag sich mancher Leser jetzt fragen, worin genau der Vorteil besteht, unter Dauerstress mehr zu essen, und warum es ausgerechnet das Dickerwerden ist, das uns vor Stressfolgen schützt. Schließlich zieht Gewichtszunahme ja Einbußen in der Beweglichkeit und der körperlichen Leistungsfähigkeit nach sich und widerspricht grundlegend unserem Bild eines fitten Menschen (wir erinnern uns an den Alice-Effekt: Vieles ist anders, als es scheint). Die Liste der Vorteile, die man als B-Typ unter Stresslast hat, ist in der Tat ziemlich lang und ebenso überraschend. Im Wesentlichen geht es aber um einen Punkt. Es ist gewissermaßen die Kernaussage dieses Buches, und sie lautet:
    Dicke Menschen haben bei Stress einen robusten Hirnstoffwechsel – darin besteht ihr Überlebensvorteil.
    Die Energieversorgung des Gehirns spielt im Leben jedes Menschen eine entscheidende Rolle. Dass eine kurzzeitige Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff innerhalb kürzester Zeit dramatische bis tödliche Folgen hat, wissen wir alle aus der Notfallmedizin. Ebenso wichtig und beinahe so störungsempfindlich, aber überraschenderweise medizinisch weniger beachtet, ist die Energieversorgung des Gehirns. Bricht sie ab, kann dieser Umstand ebenso zum Untergang von Hirngewebe und schließlich zum Hirntod führen wie eine mangelnde Sauerstoffzufuhr. Wir kennen diesen dramatischen Effekt von Menschen mit Diabetes, die bei einer Unterzuckerung innerhalb kürzester Zeit in einen komatösen Zustand fallen können und, wenn sie zu lange in diesem Zustand verharren, nichtreparable Hirnschädigungen erleiden. Der wesentliche Unterschied zwischen der Versorgung des Gehirns mit Energie und der mit Sauerstoff besteht darin, dass ein Körper mit einem funktionierenden Energiestoffwechsel innerhalb bestimmter Grenzen in der Lage ist, Energie aus den Depots für das Gehirn bereitzustellen, während er für den Sauerstoff unbedingt die Luft zum Atmen braucht, weil sich Sauerstoff bekanntermaßen im Körper nicht oder kaum speichern lässt.
    Was passiert eigentlich mit Typ-A- und Typ-B-Menschen, wenn sie chronisch an Sauerstoffmangel leiden? Das ist beispielsweise der Fall bei der so genannten chronisch obstruktiven

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