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Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition)

Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition)

Titel: Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Peters
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Lungenerkrankung, einer Art chronifizierter Asthmakrankheit. Die schlechte Sauerstoffversorgung ist natürlich ein Dauerstress für das Gehirn. Jeder Arzt wird unschwer in den beiden klinischen Phänotypen, die sich bei dieser Erkrankung im Laufe der Jahre entwickeln, nämlich dem abgemagerten, fauchenden »Pink Puffer« mit seiner grauen Hautfarbe und dem ebenfalls luftnötigen, dicken »Blue Bloater« mit seiner bläulichen Gesichtsfarbe, die beiden Stresstypen A und B wiedererkennen.
    Um körpergewichtsbedingte Risiken zu definieren, galt in der Medizin lange die BMI -Mortalitäts-Kurve als aussagekräftig. Als optimal wurde ein BMI von 25 angenommen. Jede Veränderung in die eine Richtung (Gewichtszunahme) als auch in die andere Richtung (Gewichtsabnahme) verkürzt demnach die Lebenserwartung. Daraus ergibt sich grafisch dargestellt eine Art J-förmiger Kurve. Doch bei diesen früheren Statistiken konnte die Unterteilung in die Stress-A- und B-Typen nicht berücksichtigt werden, weil der Faktor Cortisolbelastung (allostatische Last), von dem mittlerweile ja erwiesen ist, dass er einen enormen Einfluss auf die Mortalität hat, nicht erfasst wurde. Wenn man diesen unerlässlichen Faktor mit einbezieht, ergibt sich allerdings folgendes Bild:
    Das Diagramm rechts beruht auf Daten zu mehr als 350 0 00 Menschen aus neun europäischen Ländern, die im Rahmen der EPIC -Studie erhoben wurden und deutlich die oben beschriebene J-Form anzeigen (übrigens sehen die Ergebnisse aller großen internationalen Sterblichkeitsstudien so aus). Während also im Bereich mit dem BMI kleiner als 25 die Kurve steil ansteigt, verläuft die Kurve auf der anderen Seite ( BMI größer als 25 ) sehr viel flacher. Allerdings ist diese J-Kurve recht allgemein und gibt nur das Durchschnittssterberisiko von vielen Menschen an, die jeweils den gleichen BMI haben, oder, anders gesagt, welches Sterberisiko die meisten Menschen mit genau diesem BMI haben.

    Abb. 11: Warum der BMI allein nur wenig über das Sterblichkeitsrisiko aussagt
Moderne Sterblichkeitsstudien wie die EPIC -Study oder die Danish Diet, Cancer and Health Study berücksichtigen neben dem BMI auch den Taillenumfang, um die Sterblichkeit von Menschen vorherzusagen. Mit Hilfe des BMI und des Taillenumfanges kann jeder Mensch ermitteln, welche Position er im hier dargestellten Sterblichkeitsdiagramm innehat. Das Diagramm basiert auf den Daten der oben genannten Studien. Die meisten Menschen finden ihre Position auf oder in der Nähe der J-förmigen Kurve. Die individuelle Position kann jedoch je nach Taillenumfang deutlich von der Kurve abweichen und entweder weit oberhalb oder unterhalb der Kurve liegen
    Wer allerdings sein individuelles Sterberisiko ermitteln will, erhält durch die eher allgemeine J-Kurve wenig Aufschluss. Interessanterweise gehen die moderneren Sterblichkeitsstudien hier tiefer ins Detail. Neuerdings analysiert man nicht den BMI allein, sondern den BMI zusammen mit dem Taillenumfang (hiermit wird der so genannte Cortisol-Bauch gemessen). Die »Höhenlinien« zum Taillenumfang in der Abbildung 11 ermöglichen, das individuelle Sterberisiko genauer zu ermitteln. Ein Individuum kann allerdings auch einen Punkt im Diagramm innehaben, der nicht auf der Kurve liegt, denn hier liegen nur die Durchschnittswerte der Studienpopulation.
    So weit die Datenlage der EPIC -Studie. Doch wie hängen nun Taillenumfang, allostatische Last und Sterblichkeit zusammen? Wie in Kapitel »Was ist passiert, wenn schlanke Menschen einen Bauch bekommen?« gezeigt, ist die Zunahme des Taillenumfangs klinisch ein geeignetes Maß, die allostatische Last, die ein Mensch in den letzten Jahren oder Jahrzehnten getragen hat, abzuschätzen. Unter Stress steigt also die allostatische Last, angezeigt durch einen cortisolbedingt vergrößerten Taillenumfang. Dies bedeutet, dass im Diagramm (Abbildung 12) die Menschen mit hoher allostatischer Last im dunkelgrauen Bereich, die mit niedriger allostatischer Last im hellgrauen Bereich zu finden sind.

    Abb. 12: Wie chronischer Stress den Bauch wachsen lässt
Die Größe des Taillenumfanges gilt als klinischer Marker für die allostatische Last, die ein Mensch in seiner Vergangenheit getragen hat. Unter allostatischer Last verstehen Stressforscher die Nebenwirkungen eines dauerhaft aktivierten Stresssystems. Je höher die Cortisolkonzentration im Blut, desto höher die allostatische Last. Dauerhaft erhöhte Blut-Cortisolwerte sorgen wiederum dafür, dass das

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