Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition)

Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition)

Titel: Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Peters
Vom Netzwerk:
ausweichen, Essen organisieren, erbetteln oder versuchen, es von gemeinnützigen Organisationen zu erhalten. Das funktioniert in der Praxis meistens auch. Noch gibt es unter den Ärmsten in den USA oder auch in Deutschland keine echte Hungerproblematik. Aber die Ungewissheit, sich ausreichend ernähren zu können, erweist sich als enormer psychosozialer Stressor – mit der Konsequenz, dass die Last des Stresssystems weiter steigt, was wiederum dazu führt, dass bei Menschen vom Typ B ihr Stresssystem noch stärker habituiert und sie somit noch mehr zu essen brauchen. Diese Spirale aus Knappheit, Angst, Stress und Mehressen bewirkt, dass diese Menschen an Körpergewicht immer weiter zulegen. Eine »Dickensteuer« würde ihre Notlage nochmals verschärfen. Stress macht einen Menschen vom Typ B dick. Das ist eine durchaus nützliche Strategie, die allerdings ihren Preis hat. Nimmt der Stress weiter zu, besteht die Gefahr, dass er dicker und dicker wird. Die Schutzstrategie bleibt die gleiche, doch der Preis, mit dem sie erkauft werden muss, steigt und steigt.

Raus aus dem Haifischbecken
    Ein überlastetes Stresssystem macht dick. Auf diese einfache Formel lässt sich also ein Phänomen bringen, von dem Millionen Menschen weltweit betroffen sind, woran Ärzte und Ernährungsexperten oftmals scheitern, die Abnehm-Industrie Milliarden verdient, die Gesundheitspolitik versagt und viele, viele Menschen verzweifeln. Das Problem zu erkennen und klar benennen zu können, ist ein wichtiger Fortschritt – weil so in der Forschung, der Behandlung und bei der Aufklärung Energien und Kapazitäten freigesetzt werden können, die bislang an falsche Grundannahmen und verkehrte Vorstellungen gebunden sind. Nach einer langen Wanderung in die falsche Richtung sind wir wieder zum Ausgangspunkt zurückgekommen, aber dieses Mal haben wir einen eindeutigen Hinweis, welcher Weg eingeschlagen werden muss. Das Ziel ist klar: Bildlich gesprochen gilt es, möglichst schnell Exitstrategien aus dem Haifischbecken aufzuzeigen, in das so viele Menschen geraten sind. Aber das ist nur die grobe Richtung. Wohin genau der Weg führen wird, welche Hindernisse es zu bewältigen gilt und wie wir sie meistern können, ist noch unklar.
    Gesundes Abnehmen durch Diät plus Sport? Wie eine ambitionierte Studie abgebrochen werden musste – wegen Nutzlosigkeit
    Eine Antwort wollte die ambitionierte Look-Ahead-Studie der US -National Institutes of Health geben. Es ging um die Frage, ob eine kalorienreduzierte Ernährung zusammen mit einem Bewegungsprogramm die Lebenserwartung von Menschen mit hohem Körpergewicht und einem Typ- 2 -Diabetes verlängern kann. Elf Jahre hatten insgesamt 5145 »übergewichtige« und adipöse – also nach herkömmlicher medizinischer Auffassung »stark übergewichtige« – Patienten mit Typ- 2 -Diabetes an diesem Langzeitexperiment teilgenommen. Hier haben wir also über 5000 dicke Menschen, die nach gängiger medizinischer Meinung der Hochrisikogruppe für eine kardiovaskuläre Erkrankung, wie zum Beispiel Herzinfarkt, angehören. Mit der Look-Ahead-Studie sollte endlich nachgewiesen werden, welches positive Behandlungspotenzial in regelmäßiger Bewegung und Kalorienreduktion steckt. Daher entschied man sich beim Design für die höchste Evidenzklasse (Klasse 1 ): Die Teilnehmer wurden zufällig (d. h. randomisiert) jeweils einer von zwei Gruppen zugewiesen: In der Kontrollgruppe wurden nur allgemeine Informationen über die Notwendigkeit einer gesunden Lebensweise ausgegeben, was erfahrungsgemäß wenig Wirkung erzielt. In der Interventionsgruppe hingegen unterzogen sich die Teilnehmer einer fettarmen Reduktionsdiät. Hinzu kam ein Sportprogramm mit 175 Minuten Bewegung in der Woche.
    Die letzten Zwischenauswertungen der Studie hatten gezeigt, dass die Teilnehmer unter der Diät tatsächlich abnahmen. Auch nach vier Jahren betrug die Gewichtsabnahme noch 5 Prozent, was in Diätstudien keinesfalls selbstverständlich ist (in der Kontrollgruppe konnten die Teilnehmer das Gewicht lediglich um 1 Prozent reduzieren). Vorläufige Ergebnisse zeigten außerdem eine Linderung der Schlaf-Apnoe sowie eine Verbesserung der Beweglichkeit.
    Doch das eigentliche Ziel, eine Reduktion der kardiovaskulären Morbidität und Mortalität, die als Spätfolge des Diabetes als wichtigster Grund für eine verminderte Lebenserwartung gelten, wurde auch nach elf Jahren nicht erreicht. Unabhängige, regierungsfinanzierte Studien dieser Qualität und

Weitere Kostenlose Bücher