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Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition)

Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition)

Titel: Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Peters
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zu verändern – metaphorisch gesehen also die Haie aus ihrer Beziehung zu vertreiben. Das Bild von den Haien steht ja nicht nur für konkrete Personen, sondern auch für bestimmte Verhaltensmuster, die sich ändern lassen. Doch davon später mehr.
    Besonders schwierig ist die Lage allerdings, wenn die Familie zum Haifischbecken geworden ist. Wenn zum Beispiel Eltern in unglücklicher Beziehung leben und sich daraus Konflikte im Zusammenleben mit ihren Kindern ergeben, wenn Alkohol- oder Drogenabhängigkeit eines Familienmitglieds zur Belastung für alle wird oder wenn den Kindern eine innige und vertraute Beziehung zu den Eltern oder anderen erwachsenen Bezugspersonen fehlt (vgl. dazu das Kapitel »Kinder zuerst«). Das Haifischbecken in einer so belastenden Situation zu verlassen, ist ein sehr schwieriger, wenn nicht sogar unmöglicher Schritt. Innerhalb einer Familie sind die emotionalen Bindungen ebenso stark wie die Verstrickungen, so dass sie selbst bei räumlicher Trennung Bestand haben. Eltern, die sich um ein drogensüchtiges Kind sorgen, entkommen ihrer Not und ihrem Kummer keineswegs dadurch, dass ihr Kind nicht mehr zu Hause lebt. Es ist leider nicht möglich, auf die Besonderheiten familiärer Konfliktsituationen im Rahmen dieses Buches näher einzugehen – dafür ist das Thema zu komplex und vielschichtig.
    Warum in vielen Fällen das Verlassen einer stressvollen Umgebung besser und gesünder ist, als darin zu verharren, wird deutlich, wenn man sich noch einmal vor Augen führt, welche Alternativen Menschen im Haifischbecken haben. Es gibt drei Arten, auf Stressoren zu reagieren:
Positiver Stress: Man reagiert auf einen Stressor angemessen und löst so das Problem auf eine zufriedenstellende Art und Weise. Das ist natürlich der Idealfall. Ein Konflikt entsteht, man erkennt ihn, geht ihm nicht aus dem Weg, sondern beendet ihn konstruktiv – zum Beispiel in einem Gespräch, in dem man sich Respekt verschafft und das eigene Anliegen durchsetzen kann oder einen Kompromiss findet, an den sich beide Seiten gebunden fühlen. So haben wir das Gefühl, dass wir die Situation gemeistert und die Lage im Griff haben. Das stärkt unser Selbstwertgefühl.
Tolerierbarer Stress: Belastende Ereignisse im Leben werden durch wirksame Bewältigungsstrategien oder unterstützende Beziehungen (Partner, Familie, Freunde) aufgefangen. Das Ergebnis ist eine gewisse Bewältigung der Situation und auch eine im Wesentlichen erhaltene Leistungsfähigkeit. Das bedeutet allerdings einen entsprechenden Aufwand – der Stressor bleibt und wird mit Gegenstrategien ins Leben integriert.
Toxischer Stress: Ungepufferte belastende Lebensereignisse von größerer Dauer oder Intensität. Die in Punkt 2 angesprochenen Bewältigungsstrategien reichen nicht mehr aus. Der Stressor wird jetzt überwältigend und bricht über uns herein. Das Stresssystem ist außer Kontrolle geraten. Auf Dauer erfolgt eine Anpassung an die belastende Stresssituation. Das bedeutet erheblichen Aufwand – der Stressor kann nicht mehr erfolgreich bekämpft werden und wird stattdessen nur noch ertragen. Folge: Cortisolwerte bleiben erhöht, die allostatische Last mit all ihren negativen Auswirkungen auf körperliche und psychische Gesundheit und Lebenserwartung nimmt zu. Jetzt drohen ernsthafte gesundheitliche Schädigungen (siehe Risiken-Tabelle in Kapitel »Das Leben im Haifischbecken« unter »Warum dicke Menschen länger leben als dünne – die wahren Risiken von Stressbelastungen« ). Es kommt zur Ausprägung des A- oder B-Phänotyps unter Last.
    Jeder, dessen Stresssystem chronisch überlastet ist und der an diesem Punkt angelangt ist, steht fraglos vor schwierigen Entscheidungen: Sich trennen, kündigen, weggehen – das bedeutet nicht nur Befreiung von einem Stressor, sondern fast immer auch Verlust. Verlust eines Partners, eines Arbeitsplatzes, eines sicheren Einkommens. Solche zentralen Gewissheiten seines Lebens aufzugeben, löst massive innere Widerstände und Angst aus. Doch wer zu der Erkenntnis gelangt ist, im Haifischbecken zu sitzen, und seinen Stressoren entkommen möchte, kann nicht weitermachen wie bisher. Die Situation wird sich von alleine nicht verbessern – wer das annimmt, gibt sich einer trügerischen Hoffnung hin. Stressoren, die man nicht bewältigen oder vertreiben kann und denen man nicht ausweicht, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit größer und mächtiger.
    Was aber, wenn man sich trotz all dieser Risiken fürs Bleiben entschieden

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