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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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der Ferne ragten die grünen Hänge der Cordillera über die Hausdächer. Eine riesige Antenne stach am Rand des Dorfes in den Himmel. Vor einigen der Hütten saßen Frauen und webten bunte Stoffe. Andere präsentierten Töpfe und andere Tongefäße in der Hoffnung, etwas an Touristen zu verkaufen. Sie trugen farbenfrohe, verzierte Blusen und Wickelröcke.
    Trotz des Erfolgs vom Vortag war keinem der Schatzsucher zum Reden zumute. Jeder von ihnen hatte etwas, worüber er nachdenken konnte. York ärgerte sich offensichtlich über die Verzögerung, Tilly stand noch immer unter dem Eindruck der nächtlichen Ereignisse, und van der Merwe hielt ihr dabei die Hand, ohne viele Worte zu verlieren.
    Und d’Albret dachte an den Kardinal. Wie sehr hatte Merdrignac sich auf die Reise gefreut. Auf die Gespräche,sen Gespr die Erinnerungen an frühere Reisen. D’Albret war sich sicher, dass es viele Kinder mit ihrem leiblichen Vater wahrscheinlich schlechter getroffen hatten als er mit seinem Vormund …
    Am Abend besuchten sie erneut das Restaurant. York hatte ein scharfes Auge auf Cori. Noch ein Besäufnis, und der Amerikaner hätte den Mann vermutlich verprügelt.
    Während des Essens klagte van der Merwe plötzlich über Bauchschmerzen. Er scherzte darüber, wie sehr ihm die vergangene Nacht auf den Magen geschlagen war. Aber nicht einmal er selbst lachte darüber. Schließlich verschwand er für längere Zeit auf der Toilette. Als er zurückkam, schwankte er.
    „Tut mir leid“, sagte er. „Ich glaube, ich werde wirklich richtig krank.“
    Tilly stand auf und nahm seine Hand. Sein Gesicht glänzte feucht. Bisher hatte d’Albret den Eindruck gehabt, der Niederländer würde eher weniger schwitzen als er. Jetzt drang ihm der Schweiß offenbar aus allen Poren.
    Van der Merwe wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht. „Wenn ich ehrlich bin … mir geht es gar nicht gut.“ Er atmete hastig, seine geröteten Wangen bildeten einen deutlichen Kontrast zu der blassen Stirn.
    „Dann lass uns ins Bett gehen“, sagte Tilly. Sie verließen das Restaurant in Richtung des kleinen Hotels, in dem sie zuvor bereits ihr Gepäck verstaut hatten. Das Holzgebäude am Flussufer mit dem vielversprechenden Namen Hostal Sheraton verfügte über zwei Zimmer mit je vier Betten und einem separaten Bad. Und am Abend, hatte der Bürgermeister stolz erklärt, gab es für einige Stunden Strom.
    D’Albret sah Tilly und van der Merwe nach. Hatte der Niederländer etwas Falsches gegessen? Hatte er etwas anderes gegessen als er? Eigentlich nicht. Der Priester horchte in sich hinein. Spürte er da nicht einen leichten Schwindel? Nein, das bildete er sich nur ein.
    Um sich abzulenken, versuchte er, York in ein Gespräch über dessen Arbeit als Schatzjäger zu verwickeln. Aber der Amerikaner beantwortete die Fragen des Priesters kurz angebunden, knapp am Rande der Unhöflichkeit. Schließlich ließ d’Albret ihn in Ruhe.
    Sie beendeten schweigend ihr Mahl und gingen dann ins Hotel zurück, wo van der Merwe in einem der Betten lag. Cori, der Pilot, schlief im zweiten Zimmer.
    Tilly hockte vor dem Bett des Niederländers und wirkte sehr hilflos. Sie hatten beim Bürgermeister vorbeigeschaut, der sie zum Schamanen geschickt hatte.
    D’Albret hob die Augenbrauen. „Es gibt hier wirklich einen Schamanen?“
    „Mehrere“, sagte Tilly. „Die kennen sich offenbar mit Heilpflanzen aus. Wir haben auch einen ziemlich ekligen Trank bekommen, aber geholfen hat er nicht.“
    Der Niederländer richtete sich auf, griff sich an den Bauch und stieg stöhnend aus dem Bett. „Entschuldigung“, rief er und wankte erneut zur Toilette hinüber. Dann war durch die geschlossene Tür ein leises Würgen zu hören.
    „Wenn es bis morgen nicht besser ist, müssen wir ihn vielleicht nach Yurimaguas oder Moyobamba fliegen“, erklärte Tilly leise. „Da gibt es Krankenhäuser.“
    York biss die Zähne aufeinander. Aber er sagte nichts.
    Es wurde eine unruhige Nacht. Immer wieder kämpfte sich der Niederländer durch den Raum und schloss sich für lange Zeit im Bad ein. D’Albret begann sich zu fragen, was eigentlich noch aus dem Körper des Mannes kommen konnte, nachdem er sich sicher ein Dutzend Mal erleichtert hatte.
    Dienstag, 16. Juni, Balsapuerto, Peru
    Irgendwann musste d’Albret eingeschlafen sein, denn er fuhr mit einem Ruck in die Höhe, als York sich über ihn beugte. Er rieb sich die Augen und setzte sich auf. Die anderen diskutierten

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