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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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muskulösen Arme sprachen eher gegen ein hohes Alter.
    „Huë’cama“, begrüßte sie der Mann.
    Tilly hatte mit York ausgemacht, dass sie sich als Ethnologen auf der Suche nach Legenden und Sagen der Shawi ausgeben wollten. Amaringo reagierte mit einem kurzen, aber freundlichen Lächeln. „Ich hatte schon befürchtet, Ihr würdet zu einer der Öl-firmen gehören. Diese Leute sind hier nicht willkommen.“
    Als er von dem Flugzeugabsturz hörte, schlug er ein Kreuz. „Und ihr habt das Unglück alle unverletzt überstanden?“, wunderte er sich.
    Der Apu lud sie in seine große Hütte ein. Sie setzten sich an einen Tisch. Eine junge Frau, die lediglich eine halb offenstehende gelbe Bluse und einen kurzen Wickelrock trug, reichte ihnen Becher und schenkte ihnen Chicha ein. Die Wände der Hütte waren mit gekreuzten Speeren geschmückt und langen Röhren, die d’Albret zuerst für Flöten hielt. Dann wurde ihm klar, dass es sich um Blasrohre handelte.
    „Was wollt ihr jetzt tun?“, fragte Amaringo. „Brecht ihr eure Reise ab?“
    „Nein“, sagte Tilly, „wir …“
    „Wir müssen den zuständigen Behörden in Yurimaguas Bescheid geben, dass in einem der Flüsse ein Flugzeug liegt“, unterbrach sie Cori. „Was dann passiert, weiß ich nicht.“
    „Wahrscheinlich wird man jemanden von der Polizei schicken, der euch befragt, und vielleicht jemanden von der Umweltbehörde, wegen des Flugzeugs“, sagte Amaringo. „Allerdings hat die Polizei derzeit eine Menge zu tun wegen der Proteste. Unsere Leute blockieren immer noch einige Hauptstraßen in der Provinz“, erklärte er stolz. Dann vehr olz. Dardüsterte sich seine Miene. „Und wir sind sehr wütend wegen der Ermordung unserer Brüder in Bagua.“
    „Wir waren dort“, sagte Tilly leise. „An der Curva del Diablo. Wir haben gesehen, was passiert ist. Es war furchtbar.“
    Amaringo schaute sie überrascht an. „Ihr wart dort und habt die Proteste unterstützt?“ Bevor sie antworten konnte, hatte der Apu ihren Arm ergriffen. „Dann seid ihr uns herzlich willkommen. Sagt mir, was ihr braucht. Ich werde helfen, so gut ich kann.“
    York nickte Tilly zu. Sollte der Mann das ruhig glauben.
    „Wollt ihr euch dann jetzt in Yurimaguas melden?“, fragte Amaringo.
    Cori stand auf. „Ja, ich würde das gern schnell erledigen.“
    Tilly und die anderen schlossen sich dem Piloten und Amaringo an.
    Sie verließen die Hütte und liefen auf der Hauptstraße des Dorfes, einem einfachen Weg, der vom Regen aufgeweicht war, zu einem niedrigen Gebäude aus hellblau gestrichenen Ziegeln. Hinter dem Haus ragte eine 30 Meter hohe Antenne in die Luft, daneben konnte Tilly eine kleine Anlage mit Solarzellen erkennen.
    Sie betraten das kleine Haus. Das Inventar bestand aus einigen einfachen Betten, einem Stuhl für gynäkologische Untersuchungen, zwei Wandschirmen und Regalen an den Wänden, in denen Kartons mit Medikamenten, Einweghandschuhen, Spritzen und Stethoskopen lagen. Neben weiteren, Tilly unbekannten Geräten besaß der Posten einen gasgekühlten Kühlschrank. An der Wand lehnte eine Tragbahre. Und auf dem Tisch stand ein Funkgerät neben einem Laptop und einem Nadeldrucker.
    „Es gibt hier keinen Arzt“, erklärte Amaringo. „Einige von uns haben einen Kurs gemacht.“ Er wies auf die Regale. „Und die Regierung schickt uns hin und wieder Nachschub. Aber angesichts der Probleme, die wir haben … Malaria, Gelbfieber, Hepatitis, Aids, Ta’ta, Chagas, na ja. Immerhin können wir jetzt mit Yurimaguas, Santa María und Balsapuerto Kontakt aufnehmen, nachdem wir das Funkgerät hier bekommen haben.“
    Er setzte sich an den Tisch und schaltete das Gerät an. Nach einer Weile hatte er Kontakt mit dem Hospital Santa Gema in Yurimaguas. Er machte Cori Platz. Nachdem der Pilot den Absturz gemeldet hatte, bat Tilly um das Mikrofon. Sie erklärte ihrem Gesprächspartner, einem Arzt des Gesundheitsamtes in Yurimaguas, wer sie waren und worum es ging. Der Mann versprach ihr, der Polizei Bescheid zu geben, und forderte sie auf, bis auf Weiteres in San Ramón zu bleiben.
    „Haben Sie in Ihrem Krankenhaus einen Patienten aus dem Ausland, einen Niederländer namens Arie van der Merwe?“, fragte Tilly schließlich.
    Der Arzt bat sie, einen Moment zu warten. Dann kehrte er an das Funkgerät zurück. „Nein, Señora, ein Niederländer wurde hier nicht eingeliefert. Vielleicht wurde er nur ambulant behandelt. Die Unterlagen könnten in der Notaufnahme sein. Aber es tut mir

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