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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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einen Schaumschläger.
    „Wir können oberhalb des Ufers zelten, wo das Fossil liegt“, sagte Pérez. Er würde dem Türken morgen einen Rucksack und ein kleines Zelt organisieren. Außerdem brauchten sie noch Moskitonetze, Proviant, Tabletten zur Wasseraufbereitung, Kocher, Gaskartuschen, Antimückenmittel, Lampen und Batterien.
    „Dann kann ich mich noch einen Tag akklimatisieren“, stellte Tanriverdi fest. Seine Augen leuchteten. „Uns stehen große Zeiten bevor. Wir …“
    „Herr Tanriverdi“, begann Pérez, „ich möchte, dass eines von vornherein klar ist.“ Der Student seufzte. „Sie glauben an Dinge, an die ich nicht glaube. Ich will Ihnen da nichts vormachen. Ich werde mir anhören, was Sie zu meinem Fund zu sagen haben. Aber das letzte Wort haben für mich Wissenschaftler wie Revilla.“
    Tanriverdi legte langsam die Hand über die Augen, als wollte er sie beschatten.
    Nach einigen Sekunden räusperte er sich. „Sie sind aufrichtig. Das weiß ich zu schätzen. Viele meiner Gegner sind das nicht.“
    Langsam strich er sich mit beiden Handflächen über seinen Bart. „Vielleicht werden Sie Allahs Macht und Barmherzigkeit begreifen, wenn Sie …“ Er winkte ab. „Lassen wir das fürs Erste.“
    Er rieb sich die Hände. „Ich kann es kaum erwarten. Dann holen Sie mich übermorgen nach dem Morgengebet ab, ja?“ Er zog erneut sein Smartphone aus der Tasche und schaute darauf. „Damit bin ich ziemlich genau um 6 Uhr fertig.“
    „Das ist eine gute Zeit“, bestätigte Pérez. Es ist sicher gut zu wissen, wann Gottes Ohr am weitesten geöffnet ist, dachte er grinsend und nippte an seiner Cola.
    „Ich hoffe wirklich sehr, Ihr Fossil ist keine Fälschung.“ Tanriverdi gähnte laut.
    Pérez kniff die Augen zusammen. „Sie sind immer noch misstrauisch?“
    Tanriverdi seufzte. „Die Evolutionisten arbeiten gern mit Fälschungen. Warum werden in den Museen gefälschte Fossilien ausgestellt? Warum wurde der Pferdestammbaum gefälscht? Warum wurde ein menschlicher Schädel mit einem Schimpansenunterkiefer kombiniert und als Beweis präsentiert?“ Tanriverdi zeigte mit dem Finger auf den Studenten. „Weil Sie keine Zwischenformen finden. Denn alle Arten sind während der kambrischen Explosion entstanden.“
    Diese Explosion, das wusste Pérez, bezog sich auf einen relativ kurzen Zeitraum vor etwa 540 Millionen Jahren, in dem sich die Artenvielfalt gewissermaßen explosionsartig vergrößert hatte.
    „Wenn gefälschte Fossilien ausgestellt wurden, dann nicht, um die Öffentlichkeit zu täuschen“, sagte er. „Da wussten es Forscher nicht besser oder wurden selbst getäuscht, wie beim Piltdown-Menschen, auf den Sie anspielen. Und mein Fossil ist doch für Sie von Vorteil.“
    „Ich habe Ihnen schon gesagt, dass meine Feinde mich zu gern der Lüge bezichtigen würden. Es könnte eine Falle sein.“
    Tanriverdi runzelte die Stirn. Er wies zur Tür hinüber. „Señor Pérez, Sie sind häufig im Dschungel. Sie sehen die lebenden Tiere. Sie sehen die Fossilien. Sie sehen, dass viele Fossilien identisch sind mit lebenden Tieren. Es hat keine Veränderung stattgefunden. Wie können Sie da eigentlich noch mit wuch nochgutem Gewissen von Evolution sprechen? Diese Welt ist doch keine Baustelle. Alles ist perfekt aufeinander abgestimmt. Alle Lebewesen erfüllen irgendeinen Zweck, der Wurm lockert die Erde, die ihn ernährt, sodass die Pflanzen wachsen können, von denen wir leben. Alles hat seinen Platz im Ökosystem. Ist das nicht der lebende, allumfassende Beweis dafür, dass es einen Schöpfer geben muss, der einen Plan verwirklicht? Und die Lebewesen sind so komplex, dass es einfach nicht vorstellbar ist, dass sie nach und nach aus weniger komplexen Lebewesen hervorgegangen sein sollen.“
    Pérez zuckte mit den Achseln. „Na ja, also …“
    Doch Tanriverdi kam jetzt richtig in Fahrt. Wenn man ein kompliziertes Ding sah, etwas wie eine Uhr, dann wusste man doch, dass es jemanden gab, der sie zu einem bestimmten Zweck gebaut hatte – sogar wenn man diesen Zweck nicht kannte. Und hatte nicht schon der griechische Philosoph Aristoteles gesagt, dass alles eine Ursache hatte, sich die Ursachen aber nicht bis ins Unendliche fortsetzen konnten? Also musste es eine erste Ursache geben. Und es musste einen Grund für diese Welt geben, der etwas anderes war als diese Welt selbst: ein Wesen, dessen Existenz selbst keine Ursache, keinen Grund voraussetzte. Das Allererste.
    „Und“, rief der Türke, „wären

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