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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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würde. Er hatte beschlossen, sich keine Gedanken darüber zu machen, dass er fast gestorben wäre. Das würde ihn nur verrückt machen. Er stellte sich vor, wie Caspar Ritz vor 500 Jahren genau wie sie heute hier geangelt hatte. Wie er sich mit seinen spanischen Kameraden ausgemalt hatte, was sie am Río Shihuarai finden würden. Und wie er als einziger Überlebender aus der unterirdischen Anlage am Río Nahuati entkommen war, in der ein unbekannter Gegner die spanischen Konquistadoren niedergemacht hatte. Die Geschichte vom Matararo fiel ihm wnno fiel ieder ein, die der Apu von Balsapuerto erzählt hatte. Er musste unbedingt Amaringo danach fragen. Und was es mit den Gerüchten über verschwundene Stammesbrüder auf sich hatte.
    Am Ende des Tages hatten sie ein Dutzend Fische gefangen und fast ebenso viele wieder ins Wasser geworfen, weil Jesús sie als zu klein befand. Dann kehrten sie nach San Ramón zurück.
    Gerade als sie ihr Kanu auf die flache Böschung zogen, tauchte ein weiteres Boot auf. Von den drei Insassen waren zwei deutlich als Ausländer zu erkennen, und sobald sie den Mund aufgemacht hatten, war klar, dass es sich um ein amerikanisches Ehepaar handelte.
    Die Amerikaner traten auf, als wären sie hier zu Hause. Nachdem sie zum siebten Mal den Herrn gepriesen hatten für die gute Reise, das gute Wetter, ihre gute Gesundheit, ihren Erfolg im Verwaltungszentrum des Distrikts Cahuapanas und diverse andere Geschenke des Himmels, wussten York, d’Albret und Tilly, dass die zwei Missionare waren.
    Die beiden stellten sich als Pam und Dan vor und strahlten so viel Anteilnahme und gute Laune aus, dass Tilly sich am liebsten übergeben hätte.
    Dan strich sich ständig den kurz geschorenen, silbergrauen Bart, der seinen Mund einrahmte, oder rückte seine große Brille zurecht. Pam, die ein Stück größer und sicher auch schwerer war als er, nutzte eine schwarze Sonnenbrille dazu, ihr langes, hellblondes Haar aus der Stirn zu halten. Beide Missionare trugen weite Hemden, darunter T-Shirts, die in weiten Cordhosen steckten.
    D’Albret war froh, dass sich das Pärchen an York und Tilly hielt, brav nach Geschlechtern getrennt. Auf dem gemeinsamen Weg zu Edison Amaringos Hütte ließen sie mit stoischer Gelassenheit Tiraden über eine lutherische Grundschule über sich ergehen, die Pam und Dan in einem Dorf mit Namen Centro América am Río Shihuarai einrichten wollten. Der Peruaner, der sie begleitete, sollte dort als Lehrer arbeiten und zugleich das Wort des Herrn verkünden. Die Missionare hatten gerade die Genehmigung für die Schule bekommen.
    Bevor die kurze Dämmerung hereinbrach, stellten die Dorfbewohner vor der Hütte des Apu Tische zusammen und verteilten Schalen, Schüsseln, Teller und Gläser darauf. Laternen wurden angezündet. Jemand hatte einen batteriebetriebenen Kassettenrekorder mitgebracht, aus dem peruanische Folklore mit Einflüssen moderner Popmusik schallte.
    Tilly fiel auf, dass Männer und Frauen für sich blieben. Die Frauen hockten auf der Erde unter dem Vordach von Amaringos Hütte, wo ein Feuer brannte, auf dem ein riesiger Kochtopf stand. Die Männer saßen einige Meter entfernt um einen Holztisch.
    Pam nahm Tilly am Arm. „Wir sollten uns zu den Frauen setzen“, sagte sie. „Sonst fühlen sich die Shawi-Kerle nicht wohl und schauen nur pikiert in die Gegend.“ Sie lächelte. „Aber die interessanteren Gespräche finden sowieso bei den Frauen statt.“
    Als die Amerikanerin sich zu den Shawi-Frauen setzte, wurde sie fröhlich begrüßt. Sie war ganz offensichtlich nicht nur bekannt, sondern auch beliebt.
    Tilly warf einen Blick in den Kochtopf. „Was ist denn da drin?“
    „Ach, ich nehme an Armadillo, Wildschwein, Hirsch“, erklärte Pam und leckte sich die Lippen. „Der eine oder andere Affe. Und vermutlich auch Ronsoco. Das ist ein richtiges Festmahl. Die Frauen sind froh darüber, dass ihre Männer jetzt bald von den Demonstrationen zurückkehren.“
    Tilly verzog das Gesicht. „Affen? Und Armadillo bedeutet Gürteltiere, oder? Ich wusste nicht, dass man die essen kann. Und was ist Ronsoco?“
    „Wasserschweine. Die größten Nagetiere der Welt.“
    „Eine Art Riesenratte?“, fragte Tilly erschrocken nach.
    „Ein Riesenmeerschweinchen“, antwortete Pam lachend. „Und Meerschweinchen gehören in Peru ja sowieso auf die Speisekarte, wie Sie bestimmt wissen. Die Tiere sind die peruanische Variante des Stallhasen.“
    Eine Shawi, deren Gesicht über uänicht ünd

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