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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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Pasteur gesagt, „war nur dem hold, der darauf vorbereitet war.“
    Die drei anderen arbeiteten sich die Böschung herauf und gesellten sich zu ihm. Er verteilte Teller mit Reis. Dann schaute er Revilla erwartungsvoll an. Der Professor wich seinem Blick aus. Tanriverdi aber konnte sich nicht zurückhalten. Er rieb sich die Hände und strahlte Pérez zufrieden an.
    „Freuen Sie sich mal nicht zu früh“, fuhr ihn Revilla missmutig an.
    Tanriverdi w ischte die Bemerkung mit der Hand beiseite und warf Revilla einen mitleidigen Blick zu. „Vielleicht wird sich Allah Ihnen in seiner Gnade ja auch noch offenbaren. Vielleicht sind wir ja gerade jetzt hier an der Stätte Ihrer Offenbarung.“
    Revilla erhob sich. „Wir werden sehen, welche neuen Erkenntnisse wir hier gewinnen können“, sagte er. „Und wenn ich sage wir, dann würde ich Sie gern mit einschließen. Aber ich glaube, da mache ich mir vergeblich Hoffnungen. Sie werden, wie immer, alle Beobachtungen im Sinne Ihres Glaubens interpretieren und behaupten, wir hätten das 15 Millionen Jahre alte Skelett eines Mohrenkaimans entdeckt, in dem die Pfeilspitze eines Urmenschen steckt. Ich wünsche Ihnen trotzdem eine gute Nacht.“
    Der Professor verschwand in seinem Zelt.
    Pérez stand ebenfalls auf. „Ich ziehe mich dann auch mal zurück“, erklärte er. Adem Tanriverdi nickte ihm zu. Pérez konnte sich nicht helfen – der Türke zwang ihm einen gewissen Respekt ab. Seine Vorstellungen von der Welt waren völlig falsch, da war er sich sicher. Aber seine Geduld war erheblich größer als seine eigene.
    Er konnte es kaum abwarten, dass Revilla irgendetwas Abschließendes über das Fossil sagen würde. Dabei waren sie gerade erst angekommen.
    Aus der Ferne im Westen klang ein seltsamer Ruf herüber, leise klagend, lang gezogen, aber von einer kristallenen Schärfe. Pérez zuckte zusammen. Ein zweiter unheimlicher Ruf antwortete etwas weiter nördlich. Das war keine Schreieule, da war er sich sicher. Vielleicht war es ja ein Nazgȗl auf der Suche nach dem Einen Ring, dachte er lächelnd. Unheimlich genug hatte es geklungen. Aber es konnte ihm egal sein. Er war nicht hier, um Vögel zu kartieren. Diesmal war sein Ziel viel bedeutender.

3. Matararo
    Freitag, 19. Juni, auf dem Río Sillay, Peru
    Sie waren aufgebrochen, kurz nachdem gegen sechs Uhr die Sonne aufgegangen war. Amaringo hatte für York, Tilly, d’Albret und MacLoughlin Kanus organisiert. Dan, Pam und ihr Begleiter waren mit einem Peke-Peke nach San Ramón gekommen. Aber auch sie waren in ein Boot ohne Motor umgestiegen. Der Río Sillay war an vielen Stellen so flach, dass sie sogar aus den Kanus immer wieder aussteigen und die Einbäume über Dutzende Meter schieben mussten.
    Der Wald am Flussufer war auf beiden Seiten zum großen Teil gerodet. Immer wieder kamen sie an Dörfern vorbei, deren Namen Dan ihnen jeweils zurief. Samaria, das York, Tilly und d’Albret schon kannten, 28 de Julio, San Antonio, San Miguel, Sachavaca, Miraflores. Jedes Mal kamen Kinder ans Ufer, winkten ihnen, gefolgt von Frauen, die Babys in Wickeltüchern mit sich trugen und den Fremden skeptische Blicke zuwarfen.
    Tilly hatte den Eindruck, dass die Menschen immer ärmer wurden, je weiter sie dem Fluss folgten. Immer seltener tauchten richtige Häuser auf, immer häufiger beschränkten sich die Behausungen auf simple, überdachte Plattformen auf Pfählen.
    Bei San Miguel, wo vom Osten her ein kleiner Fluss in den Río Sillay mündete, wurde die Strömung stärker, doch schon bald mussten sie wieder aussteigen und schieben.
    MacLoughlin machte hin und wieder Fotos. Tilly musste dann jedes Mal an Arie denken. Der Niederländer hatte sich sicher wieder erholt. Wo er wohl war?
    Hinter dem Dorf Miraflores machte der Fluss einen scharfen Knick, und es ging eine Weile geradewegs Richtung Osten. Vor ihnen weitete sich die Wasserfläche etwas aus – sie hatten die Mündung des Río Shihuarai erreicht.
    Dan schlug vor, eine Pause zu machen. Nach den Stunden mühsamen Paddelns nahmen alle den Vorschlag dankbar an.
    Sie schoben die Boote ein wenig die schlammige Böschung hinauf. Der Wald war hier weniger stark gerodet. Zwischen einigen brachliegenden Feldern stand eine leere Hütte auf hohen Pfählen, in die sie sich zurückzogen.
    D’Albret holte ein Handtuch aus seinem Rucksack und trocknete sich das Gesicht und den Nacken. Sie waren jetzt tief ins Amazonasgebiet vorgedrungen, viel tiefer, als sie es bei dem Ausflug zu den

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