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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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im 13. Jahrhundert waren die Juden hier von den Mauren immer wieder verfolgt worden. Die christlichen Könige hatten sie dann vertrieben und den Stadtteil in das Viertel des heiligen Kreuzes umbenannt.
    Tilly hatte heute kein Auge für die besondere Ästhetik des Barrio. Sie blickte sich ständig um, warf ängstliche Blicke in jede Gasse und war froh über die ersten Touristen, die auftauchten – die Vorhut der Besuchermassen, die später das Viertel stürmen würden. Sie …
    Ein junger Mann sprang aus einem Torbogen. Im letzten Augenblick gelang es Tilly auszuweichen. Der Bursche streifte sie und zeigte ihr den Mittelfinger, ohne sich umzudrehen, während sie sich erschrocken an einen Laternenpfahl klammerte und um Luft rang.
    Nur ein rücksichtsloser Idiot, beruhigte sie sich. Sie atmete durch. Niemand schien sie zu beachten.
    Nach einigen Minuten hatte Tilly die hohe Mauer des Reales Alcázares passiert und stand vor der Tür des Archivs. Erneut schaute sie sich um. Wenn ihr Verdacht zutraf, dann konnte es sein, dass Belottis Mörder sich hier beim Indienarchiv herumtrieb. Und auf sie wartete. Aber wenn sie nun paranoid war? Das, so hatte mal jemand gesagt, bedeutete nicht, dass man nicht tatsächlich verfolgt wurde. Sie grinste. Entschlossen betrat sie das Gebäude und stieg die Treppe hinauf zum Lesesaal des Archivs.
    Während sie dort auf das Manuskript von Bartolomé de Las Casas wartete, behielt Tilly die anderen Besucher im Auge. Aber niemand schien sich für sie zu interessieren.
    Dann lag das Manuskript vor ihr auf dem Tisch. Mit zitternden Fingern schlug sie es ganz hinten auf, wo nach Belottis Angaben der Bericht von Juan de la Torre stecken sollte. Da war nichts. Sie blätterte nach vorn. Noch einmal und dann noch ein drittes Mal untersuchte sie das Dokument und befühlte schließlich jede einzelne Seite. Nichts. Verdammt! Jemand hatte die Texte entfernt.
    Sie wandte sich an das Personal des Lesesaales. Nach einer Viertelstunde war klar, dass Belotti seine Entdeckung gemeldet hatte. Die Torre-Dokumente, in denen der Eroberer angeblich eine Begegnung mit dem Teufel schilderte, befanden sich in der Registratur und sollten nach einer historischen Einordnung später wieder einsortiert werden. Zurzeit gab es keine Möglichkeit für Tilly, an die Schriften zu gelangen.
    Frustriert kehrte sie an ihren Platz im Lesesaal zurück und ließ sich auf ihren Stuhl fallen. Vielleicht …
    Natürlich, es konnte gut sein, dass Belotti auch von diesen Papieren Kopien besessen hatte. Und die befanden sich vielleicht noch in seiner Wohnung.
    Bei dem Gedanken, sie dort zu suchen, bekam Tilly eine Gänsehaut. Wieder sah sie den gefolterten Mönch auf dem Stuhl sitzen, die Augen weit aufgerissen. Nein! Dorthin wollte sie ganz bestimmt nicht zurückkehren.
    Es half nichts, sie musste sich auf die Angaben Belottis verlassen und versuchen, den Derrotero von Gaspar Riz de Santo Galo auf eigene Faust zu entschlüsseln.
    Sie schaute auf die Uhr an ihrem Laptop. In Florida war es jetzt etwa 8 Uhr. York musste inzwischen aufgestanden sein. Und wenn nicht, schadete es nichts, ihn aus dem Bett zu holen.
    Sie verließ das Gebäude und ging hinüber zum Archivo General. Diesmal wandtcheiesmal e sie sich in Richtung Haupteingang an der Avenida de la Constitución, weil sie hoffte, dass dort unter den Palmen weniger los war als auf der Plaza del Triunfo. Sie lehnte sich an eine der zwei Säulen vor den Treppen zum Portal. Ein steinernes Löwenpaar bewachte von dort aus den Vorplatz mit seinem Springbrunnen.
    York meldete sich nach dem ersten Klingeln. Er klang müde. Und als er begriffen hatte, wer dran war, schien er nicht sehr begeistert.
    „Ich hoffe, das ist kein R-Gespräch“, knurrte er.
    „Wie bitte?“ Das Ferngespräch vom Mobiltelefon aus war teuer, aber sie hatte bislang nicht mitbekommen, dass York sich darüber Gedanken machte. Sie beschloss, die seltsame Begrüßung zu ignorieren.
    „Rob, ich bin hier auf etwas gestoßen …“, begann sie.
    „Und jetzt kannst du mir genau sagen, wo das Wrack der Rosario liegt. Du kommst her, wir tauchen ein wenig vor Floridas Küste und alle Probleme haben ein Ende.“
    Was war denn mit dem los? Tilly wusste, dass York bissig sein konnte. Sehr bissig. Aber sie hatte ihm keinen Anlass dazu gegeben.
    „Nein, ich glaube, die Rosario sollten wir vergessen, aber ich habe …“
    „Gut. Damit wäre deine Arbeit in Sevilla dann beendet.“
    Dieses Gespräch lief ganz und gar nicht so, wie

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