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Mythos

Mythos

Titel: Mythos
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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sie es erwartet hatte. Tilly hörte, dass York sich ein Glas einschenkte. Es klirrte. Eiswürfel. Ein Drink um 8 Uhr morgens!
    „Ich habe …“, begann sie erneut.
    Aber wieder ließ York sie nicht zu Wort kommen. „Nora, wir müssen über deinen Job reden. Es gibt ein Problem mit den Spaniern. Und wir müssen vielleicht einige Projekte aufgeben und Leute feuern.“
    Sie fasste sich an die Stirn. Das durfte nicht wahr sein. Sie hatte einen Mord gesehen und war auf Hinweise auf einen Schatz gestoßen! Darüber wollte sie mit Rob sprechen. Und jetzt wollte er ihr offenbar beibringen, dass sie ihren Job verlieren sollte.
    „Wir verlieren vielleicht einige Hundert Millionen Dollar“, sagte York. „Und wer weiß, ob die Briten uns jetzt noch die Hampshire heben lassen. Du weißt schon, eine Ladung im Wert von vermutlich lausigen drei bis vier Milliarden Dollar. Dabei haben wir schon riesige Summen investiert. Vielleicht sollte ich mich selbst feuern und eine Surfschule aufmachen.“
    Er ließ eine Reihe von Flüchen los, die mit Spaniern im Allgemeinen und der Größe ihrer primären Geschlechtsorgane im Speziellen zu tun hatten.
    Tilly sprang auf und ging zwischen den beiden Säulen hin und her. York konnte sie nicht feuern. Er durfte das einfach nicht tun. Sie holte tief Luft.
    „Rob, jetzt jammere doch nicht rum. Hör mir einfach mal zu“, brüllte sie in den Hörer. York knurrte etwas Unverständliches. Erneut klirrten Eiswürfel im Glas.
    „Ich habe im Indienarchiv einige wirklich interessante Dokumente entdeckt“, begann sie. „Und es sieht so aus, als würde jemand anders die Sache auch ernst nehmen. Ich bin über einen Mönch an diese Dokumente gekommen. Und ich habe gesehen, wie man den gefoltert hat. Bis er gestorben ist.“
    Der Hörer blieb einen Augenblick stumm. Als York wieder sprach, klang er verunsichert. „Du hast was?“
    „Jemand hat den Mönch gefoltert und er ist dabei gestorben“, wiederholte Tilly. „Ich habe es zufällig in seiner Wohnung beobachtet, weil ich mit ihm verabredet war.“
    „Das ist …“ York schwieg erneut.
    Tilly befürchtete schon, die Leitung sei unterbrochen. „Hallo?“, rief sie in den Hörer.
    „Rufmord“, sagte York schließlich konsterniert, „damit haben wir es oft genug zu tun. Aber Folter und Tod? Um Gottes Willen.“
    „Deshalb bin ich ja auch überzeugt, dass an der Sache etwas dran ist“, erklärte Tilly. Dass sie nicht sicher wusste, ob Belotti tatsächlich wegen der Dokumente ermordet worden war, musste York nicht erfahdiv nicht ren.
    „Ich bin übrigens aus der Wohnung raus, weil ich Angst habe, dass dieser Mann, der den Mönch umgebracht hat, vielleicht schon weiß, wo die ist. Ich wohne im Hotel. Die zusätzliche Rechnung geht auf die Firma, ja?“
    „Ich habe das noch nicht ganz begriffen. Du glaubst, dass dich dieser Mörder vielleicht sucht? Was sagt eigentlich die Polizei dazu?“
    „Die weiß nichts von mir und dem Mönch“, stellte Tilly fest. „Je weniger Menschen von den Papieren wissen, umso besser.“
    „Du bist verrückt“, sagte York entgeistert. „Du bist völlig verrückt. Du musst …“
    „Jetzt hör mir einfach mal zu“, fiel ihm Tilly ins Wort. „Es geht in diesen Dokumenten um Konquistadoren in Peru und einen Teil des Schatzes, mit dem sich der Inka Atahualpa von dem spanischen Eroberer Francisco Pizarro freikaufen wollte“, fuhr sie fort.
    Jetzt unterbrach York sie doch. „Folter und Mord …“ Er holte tief Luft. „Und jetzt auch noch Inkaschätze. Ich bin Taucher, hast du das vergessen? Wir suchen nach Schiffswracks, von denen wir sicher sind, dass es sich lohnt, ihre Ladung zu heben, weil wir die Schiffspapiere gelesen haben und …“
    „Hältst du mich für bescheuert? Hör mir einfach mal zu.“
    York schwieg. Tilly erzählte ihm von dem Brief von Gaspar Riz de Santo Galo an Philipp von Hutten. Von der Beichte des Juan de la Torre und dem Bericht, den Bartolomé de Las Casas in Santo Domingo aufgeschrieben hatte. Und dass sie einen verschlüsselten Bericht besaß, in dem dieser Schweizer aufgeschrieben hatte, wie er in Peru auf einen Schatz gestoßen war, der ursprünglich ein Teil des Lösegelds für den Inka Atahualpa hätte werden sollen.
    Und dass dieser Bericht zugleich eine Wegbeschreibung war, ein Derrotero.
    „Das ist keine Spinnerei, das sind historische Dokumente, genau wie die Papiere zu Schiffsladungen. Sie stammen direkt aus dem Indienarchiv.“
    York räusperte er sich. „Okay,
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