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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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in den kaputten Stiefel schlüpfte, stöhnte er vor Schmerzen. Im Licht der Taschenlampe glitzerte Schweiß auf seinem weißen Gesicht.
    „Danke für die Erste Hilfe“, sagte er. „Und das meine ich sogar ernst.“
    Tilly setzte sich neben ihn, und er legte seinen Arm um ihre Schulter.
    „Ehrlich, Nora“, sagte er. „Bin ich froh, dass du noch lebst. Ich …“ Er stockte kurz. „Ich habe mir schwere Vorwürfe gemacht, dass wir ohne dich in den Tunnel gerannt sind, aber wir haben wohl den Kopf verloren und …“
    „Schon gut, Rob“, sagte sie leise. „Ich mache dir keine Vorwürfe. Und wir haben jetzt wirklich andere Probleme als ein schlechtes Gewissen.“
    D’Albret hatte sich in dem Raum umgesehen. Er war völlig leer, bis auf die Steinquader. Nichts wies auf den Zweck, dem er einmal gedient haben mochte. Neben den engen Röhren, durch die sie gekommen waren, gab es noch zwei Ausgänge. Der Basilisk, der York gefolgt war und den Dave erschossen hatte, verstopfte den Weg für ihre Verfolger von der Seite her. Was würden diese Tiere jetzt tun? Aus welchem Tunnel würden sie kommen?
    „Diese Anlage …“, begann er. „Wahrscheinlich ist es nur ein Teil einer größeren Anlage“, verbesserte er sich. „Ein verlassener Teil, so wie es aussieht.“
    „Verlassen?“, warf York ein. „Dafür sind aber ziemlich viele von diesen Viechern hier unterwegs, die versuchen, uns umzubringen.“
    „Dann sind wir vielleicht am Rand ihres Gebiets“, sagte Dave. „Die Tunnel hier sind teilweise eingestürzt und werden nicht mehr genutzt. Vielleicht sind diese paar Basilisken hier, gewissermaßen an der Front, um ihre Heimat zu verteidigen.“
    MacLoughlin lachte in sich hinein. „Meine Güte, Sie reden schon so, als hätten wir es mit einem intelligenten Gegner zu tun, der tatsächlich strategisch vorgeht. Was soll das hier sein? Der Krieg mit den Molchen?“
    Die anderen sahen sie verständnislos an.
    Sie winke ab. „Könnte das alles nicht auch Zufall sein?“
    „Vielleicht muss man so dumm sein wie ich, um es gleich zu begreifen“, stellte Dave fest und schüttelte den Kopf. „Ich habe es deinen Freunden schon erklärt.“
    „Ja“, bestätigte d’Albret nachdenklich. „Wenn Schimpansen, Ameisen und Hornissen in der Lage sind, Kriege gegeneinander und gegen andere Tiere zu führen, warum sollte es nicht auch hoch entwickelte Reptilien geben, die das können?“
    Dave klopfte sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Und außerdem ist es ausgesprochen dämlich, hier in diesem finsteren Loch darüber zu philosophieren!“
    „Aber Schimpansen …“ MacLoughlin brach ab. Sie hatten recht. Es machte keinen Sinn, gegen das Offensichtliche zu argumentieren.
    „Was nun?“, fragte sie. „Ich schätze, uns bleibt keine große Wahl, wenn es um den Weg geht, den wir nehmen sollen. Es gibt nur einen.“
    York richtete sich mit Tillys Hilfe mühsam auf und balancierte auf dem gesunden Fuß. „Jetzt bräuchte ich noch eine Krücke, und ich laufe so elegant wie eine neugeborene Giraffe.“
    Tilly reichte ihm sein Sturmgewehr. „Vielleicht missbrauchst du das hier dafür?“
    „Aber schieß dir damit nicht in den Fuß“, rief Dave lachend.
    „Ich würde das Gewehr pfleglich behandeln“, riet d’Albret. „Vielleicht brauchen wir es noch.“
    Sonntag, 21. Juni, Tunnelsystem nördlich des Río Supayacu, Peru
    Die Statue, so begriff Pérez voller Entsetzen, war keine Ausgeburt menschlicher Fantasie. Sie war ein vergrößertes Abbild der Tiere, die sich auf muskulösen Hinterbeinen durch die Halle bewegten. Ihre Krallen klapperten leise auf den Steinplatten.
    Aber diese Tiere sind ausgestorben, dachte Pérez. Es gib Hirez. Et sie nicht mehr.
    Alle paar Meter drehten sich die drei Reptilien zu der Statue hin und senkten die Köpfe, sodass ihre langen, steifen Schwänze im eleganten Bogen durch die Luft fuhren. Das Bild erinnerte den Biologen an die Begrüßungsrituale großer Vögel.
    Verstärkt wurde der Eindruck noch dadurch, dass die Körper dieser Tiere hier tatsächlich von Federn bedeckt waren. Es sah lächerlich aus, wie eine Parodie auf die Rituale in den Kirchen und Palästen, wo Gläubige und Untertanen sich nur auf bestimmte Weise dem Altar oder dem Herrscher nähern durften. Diese Tiere imitierten eine Art Kratzfuß oder Bückling.
    Aber wo waren die Menschen, die diese Tiere offenbar für eine Art religiöse Zirkusnummer dressiert hatten?
    Die Reptilien hatten das Gitter erreicht. Eine Art

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