Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
Vom Netzwerk:
Gesicht im Schein der Lampe. Verzweifelt versuchte der Amerikaner, etwas abzuschütteln, das hinter ihm im Schacht steckte und an ihm zerrte. Dave ließ die Taschenlampe in der Öffnung liegen und streckte York die Hand entgegen. York ergriff sie und zog sich daran nach vorn. Sein Gewehr polterte in den Raum, dann hing er selbst halb aus dem Loch. Aber weiter kam er nicht.
    „Es hält meinen Fuß fest“, schrie er. „Es zieht an meinem Fuß.“
    Dave schob sein Gewehr an ihm vo dehr an irbei, bis die Mündung auf Höhe von Yorks Schienbein war. Dann drückte er den Abzug. Es knallte vier Mal. York brüllte vor Schmerz auf. Dann arbeitete er sich weiter aus dem Tunnel und landete unsanft neben Carlos auf dem Boden.
    Aus dem Schacht, in dem York gerade noch gesteckt hatte, kam ein leises zwitscherndes Jaulen. Dave feuerte erneut in den Tunnel hinein. Dann war es still.
    „Der ist wohl erledigt“, sagte er und sprang vom Rücken des Piloten.
    York sackte an der Wand zusammen und umklammerte stöhnend sein Schienbein. Der Stiefel an seinem Fuß war an der Spitze aufgerissen. Es roch nach verbrannten Haaren. Das Mündungsfeuer, das von einem geschlitzten Dämpfer auf der Spitze des Gewehrlaufes zu den Seiten abgelenkt wurde, hatte zwei schwarze Streifen in seine Haut gebrannt.
    „Du hast mich getroffen, verdammte Scheiße“, schrie York den Drogenhändler an. „Du hast mir in den Fuß geschossen und mir das Bein verbrannt.“
    Dave zuckte mit den Schultern. „Tut mir leid, dass ich dir das Leben gerettet habe.“
    York fluchte weiter vor sich hin. Dann bemerkte er plötzlich Tilly.
    „Nora! Gott sei Dank“, rief er. „Ich hatte Angst, dass du tot bist.“
    „Hätte nicht viel gefehlt“, sagte sie leise und ging vor ihm in die Hocke.
    Er drückte sie an sich und schrie erneut vor Schmerz auf.
    Vorsichtig schnürte sie seinen Stiefel auf. Der dicke Wollsocken, in dem der Fuß steckte, war an der Spitze ebenfalls zerrissen und mit Blut getränkt. Langsam zog sie ihn von Yorks zuckendem Fuß. Der kleine Zeh fehlte.
    „Ist das alles?“, flüsterte York durch die Zähne. „Ist da unten sonst alles in Ordnung?“ Er schloss die Augen und lehnte sich zurück. „Das werde ich wohl überleben. Besser als ein Finger weniger.“
    „Sie müssen nur zusehen, dass Sie sich keine Infektion einfangen“, sagte eine Frauenstimme, die ihm bekannt vorkam.
    Er schaute irritiert hoch und erkannte MacLoughlin. Ungläubig schüttelte er den Kopf. „Wo zum Teufel kommen denn Sie jetzt her?“
    Die Journalistin gab ihm die gleiche Erklärung wie zuvor Tilly.
    Der Schatzsucher verzog zornig das Gesicht. „Dass Sie glauben, Sie könnten sich einfach an uns dranhängen, ist schon … unglaublich unverschämt.“ Er schrie erneut vor Schmerz auf.
    „Nora wäre jetzt schon tot, wenn ich das nicht getan hätte“, sagte MacLoughlin trocken. „Mal sehen, wie viele Leben ich am Ende gerettet haben werde.“
    Vielleicht ist es ja wirklich gut, dass sie jetzt hier ist, dachte York. Gut für ihn und die anderen. Sicher nicht gut für sie selbst. In Centro América wäre ihr Risiko, von Monstern gefressen geworden, nicht so groß gewesen. Und das sagte er ihr.
    „Da haben Sie recht“, seufzte MacLoughlin. „Aber wenn wir das hier überleben, dann habe ich …“
    „… eine Geschichte zu erzählen, die Ihnen keiner glauben wird.“ York löste vorsichtig die Finger von seinem Fußknöchel. „Außer, es überleben genügend Zeugen.“
    Dave hatte ihnen schweigend zugehört. „Und die Eine-Million-Dollar-Frage ist“, mischte er sich ein, „wie stellen wir es an, hier lebend rauszukommen?“ Er kratzte sich hinter dem Ohr. „Und wie es mit diesen Fragen so ist: Der alte Dave hat wieder nicht die geringste Ahnung, wie die Antwort lautet.“
    „Zuerst müssen wir zusehen, dass du laufen kannst“, sagte Tilly zu York. MacLoughlin kramte in ihrem Rucksack. Dann hatte sie ein kleines Fläschchen in der Hand. York zuckte zusammen, als sie einige Tropfen der braunen Lösung auf die Wunde fallen ließ.
    „Jetzt habe ich leider nur noch einige Pflaster, die man auf die Wunde kleben kann. Aber das ist schon ein ziemliches Loch. Sie müssten dringend zu einem Arzt.“
    „Oh, guter Vorschlag“, sagte York. „Vielleicht rufen Sie mir ein Taxi?“
    MacLoughlin grinste ihn an. „Gut. Ihren Huzugut. Ihrmor haben Sie nicht verloren.“
    York streifte sich mit zitternden Händen vorsichtig den zerrissenen Socken wieder über den Fuß. Als er

Weitere Kostenlose Bücher