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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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verschlüsselten Text aus. Enttäuscht stellte sie fest, dass noch immer nur unleserliches Zeug auf ihrem Bildschirm stand.
    Plötzlich entdeckte sie das Wort s[ ]nnen . Das konnte doch Sonnen heißen!
    Okay, dachte sie, jetzt waren Versuch und Irrtum angesagt. Sie ersetzte das noch unbekannte Symbol in diesem Wort und im übrigen Text durch ein o . Aber viel schlauer wurde sie auch dadurch nicht. Als einzelne Wörter tauchten nun Norten und gleich mehrfach ter auf. Norten und ter Sonnen … hatte sie vielleicht t und d vertauscht? Hieß es Norden und der Sonnen wie in ‚Haus der Sonnen‘? Kurzentschlossen setzte sie für das t ein d ein. Aber das brachte nur wenig.
    Ihr Blick fiel wieder auf das Wort Sonnen . Wenn es „Haus der Sonnen“ hieß, dann müsste sie nur das Wort Haus dort einsetzen, wo an der passenden Stelle tatsächlich vier Zeichen standen. Allerdings hatte sie das zweite Symbol bereits im ersten Durchgang durch ein i ersetzt. Hatte sie etwa auch i und a vertauscht? Die Häufigkeit der beiden Vokale lag ja dicht beieinander. Sie entdeckte die Wörter [ ]inden und [ ]ronteri , beide mit dem gleichen Anfangssymbol. War das ein f ? Wenn sie statt i ein a eingab, dann würde dort fanden und frontera stehen, wie in San Juan de la Frontera. Also los, dachte sie.
    Nun fielen ihr weitere Wörter auf: San[ ]a , Orien[ ]e , En[ ]rada sowie A[ ]onso de A[ ][ ]arado . Da fehlte natürlich das t , und im Namen Alonso de Alvarado das l und v . Ach, sie hatte ja auch noch vergessen, das H und das u in Haus zu ersetzen. Jetzt ging es plötzlich ganz schnell. Schließlich fehlten lediglich noch einige einzeln stehende Symbole. Eines stand offenbar für und , ein anderes für mit , ein weiteres Symbol für Venezuela .
    Dann hatte sie es geschafft! Die ersten Seiten waren übersetzt!
    Begeistert stieß sie die Faust in die Luft. Lassandri schaute sie überrascht an. Sie lächelte ihm zu. Als die Flugbegleiterin vorbeikam, bestellt sie ein Glas Prosecco. Dann las sie den Teil, den sie bislang entschlüsselt hatte.
    Ritz hatte offenbar versucht, Philipp von Hutten kurz die Lage in Peru darzulegen. Dann folgte ein Bericht über seinen Aufenthalt in Chachapoyas. Den Schatz hatte er in dem übersetzten Teil noch nicht gefunden. Aber sie hatte auch noch nicht alle Seiten von dem Dokument auf den Computer übertragen.
    Nach fünf Stunden war sie damit endlich fertig. Der Derrotero des Gaspar Riz von Santo Galo leuchtete vollständig in Klarschrift vom Bildschirm. Sie holte Luft und unterdrückte den Jubelschrei, der in ihrer Kehle aufstieg. Mit zitternden Fingern scrollte sie an den Anfang des Textes und begann zu lesen.
    Als Tilly fertig war, lehnte sie sich zurückv >sich zu. Eine Welle der Euphorie überwältigte sie. Neben der Begeisterung spürte sie auch Erleichterung. Sie hatte York nicht zu viel versprochen. Das hier war wirklich ein echter Derrotero, ein Wegweiser. Sie hatte es geschafft. Sie hielt den Weg zu einem Schatz in den Händen! Ihre Schatzkarte!
    Auf, Doktor Livesey, Squire Trelony und Kapitän Smollet!
    Der Text von Ritz war allerdings nicht nur ein Derrotero. Es war auch ein ausführlicher Bericht über die Lage in Peru unter Pizarros Herrschaft. Dem Landsknecht musste das Schreiben in Geheimschrift so in Fleisch und Blut übergegangen sein, dass es ihm keine Mühe gemacht hatte, sich ausführlich darin auszudrücken. Viel interessanter aber war, was Ritz gegen Ende des Berichts geschrieben hatte. Wie Juan de la Torre waren Caspar Ritz und seine spanischen Kameraden im Dschungel einer unheimlichen, einer tödlichen Gefahr begegnet.
    Montag, 8. Juni, Iberia Flug 6651
    Im selben Flieger, 23 Reihen hinter Nora Tilly, saß Brea MacLoughlin zwischen den Angehörigen einer peruanischen Mittelstandsfamilie und dachte über das Telefongespräch nach, das sie am Flughafen geführt hatte.
    „Komm endlich nach Hause“, hatte Brian gefordert. „Du hast deine Schuldigkeit längst getan, wenn es da überhaupt je eine Schuldigkeit gab.“
    Sie seufzte. Sie hatte gewusst, was jetzt alles kommen würde: Sie könnte doch ein angenehmes Leben mit ihm führen, keinen größeren Gefahren ausgesetzt als ernährungsbedingter Gefäßverfettung oder dem verkehrswidrigen Verhalten betrunkener Autofahrer. Und dabei trotzdem engagierte Arbeit leisten. Brian war selbst Journalist und kommentierte die Abgründe der lokalen Politik.
    „Wie oft haben wir dieses Gespräch jetzt schon geführt?“ Seine Stimme hatte müde

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