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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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Schüler, der sein Wissen vorweisen sollte. Der heilige Antonius war vom Satan versucht worden, indem er ihm Trugbilder vorgegaukelt hatte, die den Asketen an die verpassten Freuden erinnern sollten – Sex, familiäre Geborgenheit, Geselligkeit, Reichtum. Dann hatte ihm der Höllenfürst seine Dämonen auf den Hals gehetzt, die ihm furchtbare körperliche Schmerzen zufügten.
    „Du hast nichts verpasst, denn nichts, auf das du verzichtet hast, wäre es wert gewesen, ein anderes Leben zu führen“, erklärte d’Albret. „Und körperliche Leiden lassen sich ertragen, wenn man fest im Glauben ist.“
    Merdrignac nickte ernst. „Das Gute nehmen wir von Gott an, da sollten wir das Böse nicht auch annehmen?“, zitierte er leise aus dem Buch Hiob .
    D’Albret wischte sich über die Augen und erwiderte ebenso leise: „Wahrhaftig, nie tut Gott unrecht, und der Allmächtige beugt nicht das Recht. Wer hat ihm seine Erde anvertraut und wer den ganzen Erdkreis hingestellt? Nicht ists an Gott zu sagen: Geirrt habe ich, ich machs nicht wieder falsch.“
    Merdrignac sah ihn liebevoll an. „Gut gesprochen, Elihu“, sagte er leise. „Wie sagt der heilige Augustinus: ‚Sich von Ihm abzuwenden, ist nur ein vergeblier ein vercher Versuch, uns selbst davonzulaufen.‘ Ich hadere nicht mit dem Schicksal oder mit Gott und wende mich nicht ab. Und wenn du um mich trauern wirst, dann halte es genauso.“
    Der Kardinal beugte sich vor. „Aber noch ist es nicht so weit. Wir haben noch einiges vor. Und ich bin glücklich, dass du hier bei mir bist und wir zusammen reisen.“
    Er griff nach der Hand des jungen Priesters. „Ich bin nicht Asket genug, um das nicht zu genießen. Dies und die wunderbaren Erinnerungen, die unsere gemeinsame Reise auslösen wird.“
    Ein Hauch von Rasierwasser lag in der Luft. Er wehte von einem jungen Mann mit einer Kameratasche und einem Reiseführer Südamerika auf dem Schoß herüber, der auf dem zweiten Platz neben Tilly saß. Es roch gut.
    Tilly schaute ihm ins Gesicht. Ein attraktives Gesicht. Seine Augen strahlten in einem eisigen Blau. Die strohblonden Haare waren zu einem Bürstenschnitt gestutzt. Er hatte offenbar das Rasierwasser benutzt, obwohl er einen Drei-Tage-Bart trug.
    Dann hatte Tilly einen Augenblick zu lange geschaut. Der junge Mann bemerkte ihren Blick und wandte sich ihr mit einem Lächeln zu. Es war ein offenes Lächeln, aus dem Neugier auf die Menschen und zugleich eine fast schüchtern wirkende Zurückhaltung sprachen.
    „Ich bin Arie van der Merwe“, sagte er und reichte ihr die Hand. „Freut mich.“
    „Nora Tilly“, antwortete sie. Dann ging ihr auf, dass er sich auf Deutsch vorgestellt hatte, allerdings mit deutlichem Akzent.
    „Holländer?“
    „Na, das bemerkt man leicht“, lachte er. „Aus Maastricht. Und damit eigentlich keine Holländer. Ich würde sagen Limburger, wenn du mich dann nicht für eine belgische Käse halten würdest.“
    Er beugte sich ein wenig zu ihr hinüber. „Holländer leben in Noord- und Zuid-Holland, an der Küste. Maastricht ist die Hauptstadt von die niederländische Provinz Limburg.“
    „Du fliegst auch nach Peru?“ Himmel, Nora, was für eine bescheuerte Frage, dachte sie. Sie saßen hier in einem Flugzeug mit dem Ziel Lima. „Ich meine, nur nach Peru? Oder geht es noch weiter?“
    Arie van der Merwe lehnte sich zurück, offensichtlich erfreut, dass seine Nachbarin zu einem Gespräch bereit war. Tilly selbst dagegen fragte sich, was zum Teufel sie dazu trieb, sich mit ihm zu unterhalten, anstatt sich endlich um die Geheimschrift zu kümmern.
    „Erstmal Peru“, antwortete er. „Ich soll voor het Greenpeace Magazin über die Proteste in den Amazonasgebieten schreiben. Das tue ich dann mal. Dann sehen wir weiter.“
    Er faltete die Hände über seinem Südamerikaführer im Schoß. „Ich hab drei Monaten. Da geht was.“ Er lächelte über das ganze Gesicht. „Hip, he?“
    „Dann bist du Umweltjournalist?“ Tilly interessierte sich nicht mehr für das Thema Umwelt, als dass sie Müll trennte und hin und wieder Bioprodukte kaufte. Aber van der Merwe wurde ihr durch sein Engagement noch ein wenig sympathischer.
    „Ich bin zwar Mitglied bei Greenpeace, aber eigentlich bin ich eine Fotograaf.“
    Er öffnete seine Kameratasche und holte eine große, kompakte Canon-1D-Spiegelreflexkamera heraus. „Meine Geliefd“, sagte er, nahm Tilly ins Visier und drückte auf den Auslöser. Und sie genoss es.
    „Aber dann und wann schreibe

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