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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“
    Wer wäre da nicht ergriffen? Allerdings stammten die Sätze von einem Mann, der das Alte Testament auch bewusst falsch zitiert hatte, wenn es seinen Zwecken entsprach. Poesie war eben kein Beweis für Wissen, Wahrheit oder Ehrlichkeit.
    Immerzu sangen die Christen von Liebe, Heil, Hoffnung und Erlösung. Eine zauberhafte Melodie. Und mit Donnerhall verkündete Jesus zugleich die Strafe für die Zweifler: Höllenfeuer und ewige Verdammnis.
    Sollte es tatt follte esächlich die Wahrheit sein, dass Gott Mensch geworden war und sich selbst zur Kreuzigung verdammt hatte, um di e Menschen von einem Fluch zu befreien, den er zuvor über sie verhängt hatte, weil sie vom Baum der Erkenntnis gegessen hatten? Für wen das Sinn machte, der konnte auch glauben, dass Jesus uns ein Bild von einem realen Gott vermittelt hatte. Und wer würde schon die verrückte Behauptung aufstellen, er sei für die Sünden aller gestorben, wenn er nicht wirklich der Sohn Gottes war? Diese Frage stammte allerdings nicht von ihr, sondern von C. S. Lewis, einem Briten, der als Philosoph galt – und der das ernst gemeint hatte.
    „Den Geist dämpft nicht“, hatte Paulus gesagt. „Prophetische Rede verachtet nicht. Prüft aber alles und das Gute behaltet.“ Das, dachte MacLoughlin, tat sie. Und wenn es um den Glauben ging, blieb kaum Gutes übrig.

2. Aenigmata
    Dienstag, 9. Juni, Lima, Peru
    Der Jorge Chavez International überraschte Nora Tilly. Sie hatte mit einem eher kleinen, schmutzigen Flughafen gerechnet, mit schmierigen Zollbeamten, die man bestechen musste, Soldaten überall und mit langen Wartezeiten für erschöpfte Passagiere, die einen Tag lang der Sonne gefolgt waren. Doch das Gebäude wirkte nagelneu. Alles ging reibungslos. Und mehr Soldaten als an anderen internationalen Flughäfen waren hier auch nicht unterwegs.
    Tilly hielt sich wie selbstverständlich an Arie van der Merwe, mit dem sie sich im Flugzeug gut unterhalten hatte.
    Als sie ihre Rucksäcke gefunden hatten, brachten sie die Customs Area schnell hinter sich. Sie durchquerten einen Bereich mit Restaurants und Geschäften. In der Eingangshalle entdeckte Tilly Arnaud d’Albret und den Kardinal. Sie ging hinüber, um sich zu verabschieden.
    D’Albret legte ihr die Hand auf den Arm. „Wie geht es für dich jetzt weiter? Du willst doch auch in die Provinz Chachapoyas?“
    „Ja, klar“, bestätigte Tilly. „Ich muss noch checken, wie ich dorthin oder nach Moyobamba komme. Irgendwo da werde ich meinen Kollegen treffen.“
    D’Albret lächelte und deutete auf den Kardinal. „Wir haben darüber gesprochen. Wenn du willst, dann flieg morgen mit uns nach Jaén. Vielleicht hilft dir das erstmal weiter? Du musst auch nicht bezahlen. Wir fliegen ja sowieso.“
    Das Angebot überraschte Tilly. Aber sie zögerte keine Sekunde.
    „Das wäre großartig.“ Sie reichte dem Kardinal die Hand. „Wann und von wo fliegen Sie denn?“
    Merdrignac rieb sich das Gesicht. „Da fragen wir mal den guten Monsignore Lassandri, der da gerade mit unserem Gepäck kommt.“
    „Wir haben eine Cessna 207 von Aero Cóndor gechartert“, erklärte der Sekretär des Kardinals. „Die hat Platz für sechs Passagiere. Wi ü/r sind drei, dazu kommt noch diese Journalistin und Monseñor Ampuero vom Bistum Jaén. Dann haben wir also noch einen Platz.“
    Tilly strahlte ihn an. „Ich habe auch nur den Rucksack dabei, viel Raum werde ich also nicht beanspruchen.“
    „Schön“, antwortete Lassandri. „Wir fliegen morgen Mittag um 12 Uhr. Kommen Sie einfach zum Flughafen, Wir treffen uns dann hier.“
    „Ist das hier die Reisegruppe zur Besichtigung eines göttlichen Wunders?“
    Eine rothaarige Frau in einem knittrigen, grauen Blazer stoppte ihren Trolley hinter d’Albret. Die kragenlose weiße Bluse floss über ihre Taille hinab bis auf die Oberschenkel. Die graue Jeans steckte in Stiefeletten.
    „Brea MacLoughlin“, stellte sie sich vor. „Ich nehme an, Sie sind Herr Merdrignac?“, wandte sie sich an den Ältesten in der Runde.
    „Seine Eminenz Kardinal Merdrignac, per favore“, sagte Lassandri empört.
    Der Kardinal winkte ab. „Doktor MacLoughlin hat keinen Respekt vor kirchlichen Würden, und genau deshalb ist sie hier, nicht wahr?“ Er reichte der Journalistin die Hand. „Schön, Sie kennenzulernen.“
    „Ganz meinerseits“, antwortete MacLoughlin freundlich. „Und Sie brauchen mich nicht mit Doktor

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