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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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Brust. Van der Merwe zog die Hand zurück, ließ den anderen Arm aber auf ihrer Schulter liegen.
    „Was heißt vast?“, fragte sie. „Das Wort habe ich auch schon in alten deutschen Texten gelesen.“
    „Bei uns bedeutet es so viel wie zeker. Bij mir bist du in Zekerheid. Du kannst es mit sicher übersetzen.“
    Sie fühlte sich bei ihm tatsächlich sicher. Und sie war bereit, sich zu amüsieren. Sie legte den Arm um seine Hüfte.
    Im Hostal Roma schaute van der Merwe sie unschuldig von der Seite an. „Du hast doch eine private Badkamer. Lädst du mich ein?“
    Sie musste lachen. „Aber ich zuerst“, sagte sie.
    Arie van der Merwe erwies sich als zärtlicher Liebhaber mit einer begeisterten Neugier. Die Selbstverständlichkeit ihres Liebesaktes war für Tilly eine völlig neue Erfahrung. Plötzlich hatte sie eine Ahnung, was die Hippies und die Mitglieder der 68er-Bewegung gemeint haben könnten, als sie von freier Liebe jenseits der bürgerlich-verklemmten Sexualität gesprochen hatten.
    Danach lagen sie eine Weile schweigend im Bett. Arie stützte sich auf die Ellenbogen hoch und betrachtete sie. Sie sah, dass ihm gefiel, was er sah, und das gefiel ihr. Tilly bedauerte, dass sich morgen ihre Wege trennen würden. Aber vielleicht konnte man sich ja wiedersehen. Nachdem sie ihr Ziel erreicht hatte.
    „Arie“, begann sie und strich dem Niederländer sanft über die Schultern.
    Van der Merwe richtete sich auf und seufzte. „Schon klar. Das Bett ist aucg gBett ish etwas eng, um gemeinsam zu übernachten.“ Er küsste sie auf die Brust und setzte sich hin.
    „Ob du es glaubst oder nicht, ich werde noch etwas arbeiten.“ Sie rollte sich auf den Bauch, griff nach ihren Kleidern und begann, sich anzuziehen.
    Er wirkte überrascht, aber nicht verärgert. „Frühstücken wir morgen zusammen?“
    Sie zuckte mit den Schultern. „Klar.“
    „Und später treffen wir uns dann vielleicht im Norden“, schlug van der Merwe vor. „Wie kann ich dich dort erreichen?“
    Tilly dachte nach. „Ich weiß nicht. Ich treffe da jemanden … und wir werden zusammen weiterreisen.“
    Van der Merwe schaute auf sie hinunter. „Jemanden? Deine Freund?“
    Tilly schüttelte den Kopf. „Mehr ein Kollege“, sagte sie. „Ich würde das hier wirklich gern wiederholen. Vielleicht können wir uns ja …“ Sie brach ab.
    Van der Merwe machte eine Schnute, dann verzog sich sein Gesicht zu einem Lächeln. Er legte ihr den Zeigefinger auf den Mund. „Ich gebe dir dann meine Adresse in Maastricht.“
    Sie verließ mit ihm das Zimmer, verabschiedete sich an seiner Tür mit einem Kuss und ließ sich an der Rezeption das Notebook aushändigen. Zurück im Bett nahm sie sich erneut den entschlüsselten Derrotero von Ritz vor, um ihn für York ins Englische zu übersetzen.
    Dienstag, 9. Juni, Lima, Peru
    Der Kontrast zu der Hütte in Somalia hätte kaum größer sein können. Fast 600 Dollar kostete eine Nacht in der Executive Suite des Miraflores Park Hotel. Dafür bekam sie einen tollen Ausblick auf den Ozean, ein Kingsize-Bett, eine Sitzgarnitur mit zwei netten blauen Sofas, einen kleinen Arbeitstisch und einen 29-Zoll-Fernseher. Und eine Marmorbadewanne. Die sie dann auch sofort benutzt hatte.
    Die Stimme des Gewissens hatte sich bei Brea MacLoughlin gemeldet. So viel Geld, das hier ausgegeben wurde, damit sie sich ein wenig frisch machen und später den Zustand der nächtlichen Bewusstlosigkeit allein in einem Bett verbringen würde. So viel Geld, das die Bedürfnisse mancher armen Großfamilie über Wochen oder Monate gestillt hätte. Aber nicht sie hatte dieses Zimmer gebucht, sondern der Vatikan. Und ganz ehrlich – sie konnte die Entspannung gebrauchen.
    Hin und wieder ein wenig Luxus, dachte MacLoughlin, macht das Leben lebenswerter. Griesgrämige Asketen und Eremiten hatten noch nie viel dazu beigetragen, dass die Welt ein besserer Ort wurde. Jeder Menschen sollte hin und wieder Gelegenheit haben, sich ein Bad zu gönnen, wie sie es gerade tat. Wenn es erstmal so weit wäre, dann wäre die Welt schon ein besserer Ort.
    Sie schaute auf die Uhr. Es wurde Zeit für das Essen mit den Herren aus dem Vatikan.
    Sie war versucht, die Verabredung zu ignorieren. Sie war müde. Nicht körperlich, aber psychisch. Was würde sie schon davon haben? Die Erde würde sich weiterdrehen, und nichts würde anders sein als zuvor. Milliarden Menschen würden weiter glauben, und sie würde sich einmal mehr ärgern.
    MacLoughlin ließ sich ins wohlig

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