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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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Fenster, kehrte zurück und stieg über dem Meer in die Höhe, bis er in der Ferne verschwunden war.
    Der Kellner brachte das Essen. Eine Weile herrschte Schweigen, untermalt von der Musik des Bestecks auf dem Porzellan.
    „Das ist wohl die größte Frage“, sagte MacLoughlin nachdenklich. „Was lässt sich worüber überhaupt sagen?“ Sie schaute Merdrignac ins Gesicht. „Die Naturwissenschaften können natürlich nicht erklären, wie man in den Himmel kommt. Aber sie zeigen uns, wie unwahrscheinlich Ihr Himmel ist. Damit werden die Erklärungsversuche der Theologen, wie man dort hineinkommt, gegenstandslos.“
    Die Journalistin fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. „Theologen geben vor, Antworten auf die großen Fragen zu kennen. Aber was für Wissen haben Sie, über das Naturwissenschaftler nicht verfügen? Welche Kompetenz hat ein Theologe in der Frage, woher wir kommen oder wie das Universum entstanden ist? Die Gläubigen behaupten, sie hätten einen Zugang zu unfassbaren Phänomenen. Die Wissenschaft dagegen hat tatsächlich Hinweise auf den Urknall und die Evolution, und sie hat uns ganz real ein langes Leben beschert, Gesundheit, Wohlstand.“
    „Und die Atombombe“, warf d’Albret ein.
    „Aber nicht Wissenschaftler haben sie eingesetzt.“ Der Kardinal hob beschwichtigend die Hände. „Das waren Politiker, die sich vermutlich für gute Christen gehalten haben.“ Er schaute die Journalistin aufmunternd an.
    MacLoughlin warf erneut einen langen Blick auf die grauen Wolken, die wie Schleier über der Küste hingen. „Wenn Gott außerhalb der Reichweite der Naturwissenschaftler liegt, wieso meinen Sie dann, er läge in Reichweite der Theologen?“, fragte sie schließlich. „Es gibt ein Jenseits unserer Sinne, unserer Messmethoden und Vorstellungen. Es gibt mehr, als wir je wissen werden. Aber Sie behaupten, Sie wüssten etwas davon. Wieso ausgerechnet Sie? Und mit welchen Methoden kommen Sie zu Ihren Erkenntnissen? Alles, wirklich alles spricht dafür, dass es keine zwei Welten geben kann, materiell und nichtmateriell, die in Wechselwirkung treten, indem ein nichtmaterieller Gott, von dem Sie nichts wissen, die materielle Welt, von der wir immerhin ein wenig über die Gesetzmäßigkeiten erfahren haben, beeinflusst. Wäre es anders, so müssten wir mit den Messmethoden der Forscher Hinweise auf Gott finden. Vielleicht eine uns willkürlich erscheinende Überschreitung der physikalischen Gesetze. Gott müsste mehr sein als nur Gerüchte und Anekdoten.“
    „Aber Sie behaupten doch nur, etwas über die Gesetzmäßigkeiten der Welt zu wissen“, unterbrach sie d’Albret. „Geben die Wissenschaftler denn nicht immer wieder selbst zu, dass es eigentlich gar kein Wissen geben kann, weil unsere Möglichkeiten zu beschränkt sind?“
    „Das habe ich doch gerade gesagt“, antwortete MacLoughlin verärgert. „Tun Sie doch nicht so, als müssten Sie Wissenschaftler auf diese Einschränkungen hinweisen, wenn das Bewusstsein um diese Mängel doch gerade das ist, was den Wissenschaftler von den überzeugten Gläubigen unterscheidet. Wir werden niemals wirklich wissen.“
    D’Albret rümpfte die Nase. „Entschuldigung“, sagte er, „aber worüber streiten wir hier dann eigentlich?“
    „Wissenschaftler gehen Schritt für Schritt weiter auf dem Weg, an dessen Ende – ich drücke es mal ganz pathetisch aus – die Wahrheit liegt“, erklärte MacLoughlin. „Und wenn es jemals angemessen war zu sagen: ‚Der Weg ist das Ziel‘, dann über die Arbeit der Wissenschaftler.“
    „Wahrheit?“, rief d’Albret. „Das ist ein großes Wort. Trauen sich Wissenschaftler tatsächlich zu behaupten, sie suchten nach der Wahrheit?“
    „Können wir uns darauf einigen, dass etwas wahr ist, wenn es tatsächlich geschieht, und jeder, der es überprüft, sagt, ja, so ist es?“ Diiv>st es?e Journalistin strich sich eine Strähne ihrer roten Haare aus der Stirn. „Die Gesetze, die die Physiker in der Natur entdeckt haben, auf die sie sich geeinigt haben, erfüllen den Anspruch, wir können sie guten Gewissens als wahr bezeichnen. Wie sonst könnte es gelingen, von der Erde ein Gerät zum Mars zu schicken und dort landen zu lassen? Wir steuern es von hier aus, lassen es Bodenproben nehmen, die es analysiert, und dann schickt das Gerät uns Bilder und Daten über den Roten Planeten zurück. Wie könnte das gehen, wenn nicht die Erkenntnisse der Forscher wahr wären?“
    Der Kardinal zog sich die Serviette aus

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