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Na Servus! Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Na Servus! Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Titel: Na Servus! Wie ich lernte, die Bayern zu lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
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vor Lachen. Als ich mein Bier halb ausgetrunken habe, rückt sie mit einer weiteren erstaunlichen Nachricht heraus. «Ich habe mit der japanischen Vogue tausend Euro Fotohonorar ausgehandelt. Und ich dachte, vielleicht fahren wir davon zu zweit in ein schickes Hotel und lassen es uns gutgehen», schlägt sie vor.
    YES! In meinem Bauch spielen Schmetterlinge Fangen.
    «Nächstes Wochenende?», schlage ich vor.
    «Nächstes Wochenende geht doch nicht», sagt Roni. «Da beginnt das Oktoberfest, und Knoll hat eine Box gemietet: zehn Quadratmeter Festzelt mit Biertisch und Bänken, für Familie und Obrigkeit.» Ach ja, richtig. «Aber lass uns einfach übernächstes Wochenende fahren, dann ist die Überweisung auch bestimmt schon da.»
    «Nichts lieber als das», sage ich und meine es genau so.

DES WERD A MORDSGAUDI
    D irekt hinter dem Eingang zum Oktoberfest steht ein zwanzig Meter großer roter Roboter mit Ohren wie Blumenkohl. Hell Rider prangt in eindrucksvollen Leuchtbuchstaben auf der Fassade des zugehörigen Fahrgeschäfts. Mechanisch bewegt der Blumenkohlroboter die Arme, sein Kiefer klappt zackig herunter. Mit metallisch nachhallender Stimme verkündet er: «Attraktionen, Abenteuer und Action pur! Eine Fahrt im Hell Rider ist eine Fahrt in die Hölle, hahahaha!» Zur Bekräftigung schießt aus der Fackel in seiner Hand ein Feuerstoß empor.
    «Habe ich dir eigentlich mal erzählt, dass ich Feuerspucken kann?», fragt Jochen. «Geht ganz einfach – mit Feuerzeuggas.»
    «Macht bestimmt mächtig Eindruck bei den Frauen, oder?»
    «Wenn’s funktioniert.»
    Es ist noch früh am Freitagnachmittag, doch das Oktoberfest zeigt sich bereits jetzt als unüberschaubares Durcheinander: Zehntausende von Besuchern wuseln in Bierzelten, um Schießbuden und Lebkuchenstände, aus Achter-und Geisterbahnen, in Autoscooter und Kinderkarussells. Von allen Seiten jubelt und trubelt es, ein Gewirr aus Stimmen, Geschrei, Gegröle, Rummtata und Tirallala. Von Gemütlichkeit keine Spur.
    Der Strom wird nur unterbrochen durch kleinere Grüppchen, die unvermittelt stehen bleiben, um sich zu prügeln, zu übergeben oder einander in die Arme zu fallen und Gassenhauer zu grölen.
    «Sowat ham wa nich in Balin.» Jochen scheint fast ein bisschen eingeschüchtert zu sein. Wahrscheinlich irritiert ihn der hier vorherrschende Dresscode: Die Männer tragen fast ausnahmslos Lederhosen. Manche kombinieren sie mit kragenlosen Hemden und Wadenstrümpfen, andere mit T-Shirts oder Kapuzenpullis; Webdesignertypen haben sich ebenso der Kleiderordnung unterworfen wie ausländische Touristen. Die meisten Hosen schimmern fleckenlos, wie neu oder geborgt. Hier herrscht eindeutig Karneval.
    «Hast du mal darüber nachgedacht, dir auch so ’ne Lederhose zu kaufen?», fragt Jochen.
    «Kommt nicht in die Tüte», sage ich entschieden.
    «Na ja», meint Jochen. «Mit den Teilen würde man in Berlin wenigstens noch auffallen.»
    Ich traue meinen Ohren kaum: « Du würdest so was anziehen?»
    «Folklore kann ehmt ooch wat Schönet sein.» Ich weiß, was jetzt kommt. Immer wenn Jochen von früher redet, fängt er an zu berlinern. «Früher bei der FDJ ham wa ooch alle blaue Hemden jetragen. Fand ick jut. Darin fühlteste da irjendwie mit allen vawandt.» Meinetwegen.
    Ein Zehnertrupp angetrunkener junger Frauen zieht kreischend an uns vorbei. Auch wenn ich mit Lederhosen nichts anfangen kann, muss ich doch zugeben, dass mir Dirndl erstaunlich gut gefallen. Die grobe Bauerntracht gibt diesen Münchner Pilateskörpern das verlorene bisschen Unschuld zurück. Einige haben die Bluse unter dem Kleid so weit aufgeknöpft, dass ihre Brüste wie auf dem Präsentierteller liegen und bei jeder Bewegung verheißungsvoll wogen. Die gerafften Röckchen lassen manch schmalen Hintern erfreulich fraulich wirken. «All diese Kurven und ick ohne Bremsen!», krakeelt Jochen. Ich kriege gleich einen Mundartkoller! Vorsorglich distanziere ich mich ein wenig von ihm, aber sein Geschrei fällt in diesem durchgedrehten Ambiente ohnehin niemandem auf.
    Rechts und links der so genannten Wirtegasse ragen die Bierzelte empor. Was heißt hier Zelte? Riesige Bierpaläste aus Holz und Stein, die das Hofbräuhaus in Größe und Fassungsvermögen weit übertreffen. Knoll und Roni werden wir bei der «Fischer-Vroni» treffen. Aber vorher wollen wir uns natürlich noch umschauen. Zuerst die Augustiner Festhalle: Draußen im Biergarten sitzen die Leute dicht an dicht. Drinnen schlägt uns ein

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