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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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der Stadt. Auf den ers­ten Blick äh­nel­te sie den Er­ha­be­nen-Städ­ten, die wir in den Pro­jek­tio­nen un­se­rer Ku­gel be­trach­tet hat­ten, aber als wir ge­nau­er hin­sa­hen, ent­deck­ten wir nur sehr we­ni­ge Über­ein­stim­mun­gen. Die Ge­bäu­de hin­gen nicht vom Him­mel her­ab; je­des ein­zel­ne war fest im Bo­den ver­an­kert – auch wenn es so vie­le Ebe­nen gab, daß wir in all dem Durch­ein­an­der Schwie­rig­kei­ten hat­ten, einen ein­zel­nen Häu­ser­block aus­fin­dig zu ma­chen. Die Form­ge­bung der Ge­bäu­de un­ter­schied sich von der, die wir zu­vor in den Bil­dern ge­se­hen hat­ten. Dies hier wa­ren über­wie­gend glat­te, py­ra­mi­den­för­mi­ge Ge­bil­de, de­ren Ober­flä­chen in ei­nem mat­ten, von in­nen stam­men­dem Licht er­glüh­ten. Fens­ter konn­te ich nir­gends ent­de­cken.
    Wir wur­den zu ei­ner be­son­ders großen Py­ra­mi­de ge­bracht und in ei­nem ku­gel­för­mi­gen Raum von ge­wal­ti­gem Aus­maß uns selbst über­las­sen. Klei­ne Trop­fen aus gold­far­be­nem Licht schweb­ten frei un­ter der De­cke. Schwin­del­er­re­gen­de, ab­strak­te Zier­mus­ter ro­tier­ten auf an den Wän­den hän­gen­den Ta­feln: pur­pur­ne Punk­te und ro­te Strei­fen und blaue Spi­ra­len. Es gab kei­ne Sitz­ge­le­gen­heit au­ßer dem Bo­den selbst, der mit et­was Wei­chem und Schwam­mi­gem und of­fen­bar Le­ben­di­gem be­deckt war, denn er wand und kräu­sel­te sich, wann im­mer je­mand die­se Mas­se mit sei­nem Ge­wicht be­las­te­te. Die Ro­bo­ter ver­lie­ßen uns al­le. Ein­schließ­lich Dihn Ru­uu, un­se­re Ver­bin­dung zum rea­len Uni­ver­sum, un­ser Frem­den­füh­rer, un­ser Dol­met­scher.
    Zwei Stun­den ver­gin­gen. Und dann zwei wei­te­re.
    Wir spra­chen kaum ein Wort. Wir sa­ßen oder stan­den oder wan­der­ten in dem ge­wal­ti­gen Saal um­her, ver­wirrt, un­si­cher, ori­en­tie­rungs­los, kon­fus bis hin zu völ­li­ger Rat­lo­sig­keit. Die­se Epi­so­de hat­te al­le Ei­gen­schaf­ten ei­nes Traums an­ge­nom­men: un­se­re glei­ten­de Lan­dung, das Sto­ßen und Schie­ben durch die vor uns auf­ra­gen­den Ro­bo­ter, die ge­spens­ti­sche Stil­le, die Fremd­ar­tig­keit der Stadt, die Un­wirk­lich­keit die­ses kah­len, hal­len­ar­ti­gen Raums, in dem wir nun … Ge­fan­ge­ne wa­ren.
    Un­se­re Ge­sprä­che – wenn wir über­haupt mit­ein­an­der spra­chen – be­stan­den meis­tens aus Phra­sen wie:
    „Wo sind wir?“
    „Was be­deu­tet das al­les?“
    „Wie lan­ge wer­den sie uns hier­las­sen?“
    „Wo sind die Er­ha­be­nen?“
    „Gibt es hier über­haupt Er­ha­be­ne?“
    „Warum kommt Dihn Ru­uu nicht zu­rück?“
    „Was soll der gan­ze Un­fug?“
    Da wir kei­ne die­ser Fra­gen be­ant­wor­ten konn­ten, neig­ten da­mit be­gin­nen­de Ge­sprä­che da­zu, ziem­lich kurz zu sein. Als die zwei­te Stun­de ih­rem En­de ent­ge­gen­ging, hat­ten wir die meis­ten die­ser auf der Hand lie­gen­den The­men er­schöpft und konn­ten nur noch schwei­gen. Mir­rik und Kel­ly wa­ren wie üb­lich ziem­lich zu­ver­sicht­lich. Dr. Horkkk hat­te sich in ei­ne Art selbst­an­kla­gen­de Me­di­ta­ti­on ver­senkt und al­le sei­ne Bei­ne fest ver­kno­tet. Pi­la­zi­nool schraub­te sei­ne Glie­der ab. Dr. Schein stell­te ein Stirn­run­zeln zur Schau, das sich tiefer und im­mer tiefer in sei­ne Haut fraß, als be­dau­er­te er nun al­le Sün­den sei­nes Le­bens auf ein­mal. Leroy Chang schlich um­her. Saul Shah­moon schi­en ein­ge­schla­fen zu sein und träum­te viel­leicht von Brief­mar­ken von Mc­Bur­ney IV. Nick Lud­wig ging wie ein Raub­tier im Kä­fig auf und ab. Jan und ich sa­ßen eng bei­sam­men, und ge­le­gent­lich warf ei­ner von uns dem an­de­ren ein ner­vö­ses Lä­cheln zu. Wir ver­such­ten, un­se­re Angst zu ver­ber­gen – aber dies war schließ­lich al­les an­de­re als ein Traum.
    In der drit­ten Stun­de be­gan­nen wir uns zu fra­gen, wann – wenn über­haupt – die Ro­bo­ter die Ab­sicht hat­ten, uns frei­zu­las­sen. Oder Es­sen zu brin­gen. Wir hat­ten einen Vor­rat an Nah­rungs­ta­blet­ten, der für meh­re­re Ta­ge aus­reich­te, aber es konn­te gut sein, daß zwei oder drei Mo­na­te

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