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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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ver­gin­gen, be­vor je­mand dar­an dach­te, un­se­re Be­dürf­nis­se zu be­rück­sich­ti­gen. Un­ser Vor­rat an Was­ser war kaum der Re­de wert. Und ir­gend­wel­che Hy­gie­ne­ein­rich­tun­gen gab es hier auch nicht.
    Ich glau­be, es war der längs­te Nach­mit­tag mei­nes Le­bens. Wir be­fan­den uns hier mit­ten in der rät­sel­haf­ten Stadt ei­ner ur­al­ten Zi­vi­li­sa­ti­on – doch wir konn­ten nichts von ihr se­hen und wuß­ten nicht, was uns er­war­te­te.
    Schließ­lich be­gann ei­ne Stel­le der Wand un­ter den Punkt-und-Strei­fen-Ta­feln an­zu­schwel­len und sich zu fal­ten. Sie klapp­te auf, und Dihn Ru­uu trat her­ein. Ich konn­te ein paar an­de­re Ro­bo­ter er­ken­nen, die di­rekt hin­ter der Öff­nung auf der Lau­er la­gen. Lang­sam schritt Dihn Ru­uu in die Mit­te der Hal­le und dreh­te sich, um uns al­le an­zu­bli­cken.
    „Die Mirt Korp Ahm“, ver­kün­de­te der Ro­bo­ter fei­er­lich, „be­woh­nen die­sen Pla­ne­ten nicht mehr. Nach dem, was ich in Er­fah­rung brin­gen konn­te, ver­lie­ßen sie die­se Ko­lo­nie vor 84005675 Jah­ren, und ge­gen­wär­tig hal­ten sich hier nur die Dihn Ru­uu auf, die ‚Ma­schi­nen-um-zu-die­nen’ al­so.“
    Die­se ru­hi­gen Wor­te, vor­ge­tra­gen in der ei­gen­ar­ti­gen, me­tal­li­schen Imi­ta­ti­on mei­ner ei­ge­nen Stim­me, wirk­ten so auf uns, als schlü­ge uns je­mand mit dem Ham­mer auf den Kopf.
    Es er­staun­te uns nicht zu hö­ren, daß sich hier kei­ne Er­ha­be­nen auf­hiel­ten, son­dern nur ei­ne Be­völ­ke­rung aus selb­stän­di­gen und im Grun­de un­s­terb­li­chen Ro­bo­tern. Aber zu er­fah­ren, daß die Er­ha­be­nen Mc­Bur­ney IV vor nur gut vierun­dacht­zig Mil­lio­nen Jah­ren ver­las­sen hat­ten …!
    Ko­misch, wie sich die ei­ge­ne Per­spek­ti­ve ver­än­dern kann. Vor vierun­dacht­zig Mil­lio­nen Jah­ren schwank­ten die Di­no­sau­ri­er noch über die Er­de, und bei den ein­zi­gen exis­tie­ren­den Säu­ge­tie­ren hat es sich um klei­ne, rat­ten­ar­ti­ge Din­ger mit lan­gen Na­sen und schar­fen Zäh­nen ge­han­delt. Und auch auf den an­de­ren Pla­ne­ten un­se­rer Ga­la­xis, auf de­nen heu­te in­tel­li­gen­tes Le­ben an­zu­tref­fen ist, hat­te es sich bis da­hin noch nicht ent­wi­ckelt, auf Shil­amak et­wa oder Di­na­mon oder Th­hh. Vom mensch­li­chen Stand­punkt aus ge­se­hen sind vierun­dacht­zig Mil­lio­nen Jah­re al­so in je­dem Fall prä-prä-prä-prä­his­to­risch.
    Und den­noch ha­be ich von nur vierun­dacht­zig Mil­lio­nen Jah­ren ge­spro­chen. Und ich mei­ne es ernst.
    Bis­her ha­ben al­le ar­chäo­lo­gi­schen Un­ter­su­chun­gen dar­auf hin­ge­deu­tet – ich glau­be, das ha­be ich dir be­reits ge­sagt –, daß die Er­ha­be­nen vor 850 Mil­lio­nen Jah­ren auf mys­te­ri­öse Wei­se aus un­se­rer Ga­la­xis ver­schwan­den. Nie­mals konn­te ei­ne Spur von ih­nen ent­deckt wer­den, die jün­ge­ren Da­tums ist. In die­sem Maß­stab be­trach­tet sind vierun­dacht­zig Mil­lio­nen Jah­re al­so so, als sei es ge­ra­de erst letz­te Wo­che ge­sche­hen. Mit ei­ner kur­z­en Be­mer­kung hat­te Dihn Ru­uu neun­zig Pro­zent der Zeit­span­ne aus­ra­diert, die seit dem Ver­schwin­den der Er­ha­be­nen ver­gan­gen ist.
    Die Trag­wei­te die­ser Be­mer­kung des Ro­bo­ters er­schüt­ter­te uns. Of­fen­bar muß­ten wir nun un­se­re ge­sam­te Ein­schät­zung der Er­ha­be­nen und ih­res Plat­zes im Fluß der Zeit neu über­den­ken. In mei­nen Ge­dan­ken brann­ten ein Dut­zend Fra­gen, und den an­de­ren muß es ähn­lich er­gan­gen sein. Aber be­vor wir un­se­re Spra­che wie­der­fin­den konn­ten, schock­te uns Dihn Ru­uu mit ei­ner noch weitaus ver­blüf­fen­de­ren An­mer­kung.
    Wie ein Uni­ver­si­täts­pro­fes­sor, der zu Be­ginn des Se­mes­ters rou­ti­ne­mä­ßig die Se­mi­na­r­ein­tei­lung ver­liest, fuhr Dihn Ru­uu fort: „Es ist mir ein großes Ver­gnü­gen, fest­stel­len zu dür­fen, daß die Hei­mat­welt der Mirt Korp Ahm tat­säch­lich nach wie vor exis­tiert. We­der sie noch ih­re Son­ne ist zer­stört wor­den, trotz der Un­mög­lich­keit, ih­re Po­si­ti­on aus­fin­dig zu ma­chen, die ich er­fah­ren muß­te. Nach den

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