Nach all den Jahrmilliarden
gibt. Ein Volk, das einige hundert Millionen Jahre überdauern kann, ohne sich selbst auszulöschen – und wir wissen, daß ihre Kultur zumindest so lange von Bestand war –, kann praktisch als unvergänglich betrachtet werden, die Zivilisation als Ganzes genommen. Wenn Dr. Scheins Vorstellungen also zutreffen, dann liegt es zumindest im Bereich des Möglichen, daß sie noch leben in all ihrer uralten Pracht. Und daß wir eines Tages über sie stolpern, irgendwo. In den Magellanschen Wolken, in M 31 im Sternbild der Andromeda, in der Spiralgalaxie M104, die dem Virgo-Haufen angehört – wo auch immer.
Laß mich noch schnell folgendes hinzufügen: Weder Dr. Schein noch irgendein anderer angesehener Archäologe hat angedeutet, die Erhabenen könnten noch existieren. Selbst für eine Zivilisation von Superwesen ist es sicher schwierig, eine so lange Zeitspanne wie eine Milliarde Jahre zu überdauern. Es ist einfach nur meine begeisterte Vorstellung, daß sie noch leben. Jene Nacht, als ich den Streifzug mit Jan unternahm, erzählte ich ihr vorsichtig von meiner Ansicht, und sie war erschrocken.
„Nichts hat über eine Milliarde Jahre Bestand, Tom!“
„Du beziehst dich auf irdische Normen. Nur weil wir Neulinge auf der kosmischen Bühne sind, bedeutet das nicht …“
„Aber es gibt nirgends irgendeine intelligente Rasse, die auch nur annähernd so alt ist!“ protestierte sie. „Die Shilamakka sind so ziemlich das älteste Volk in der Galaxis, nicht wahr? Und sie entstanden vor nur fünfzig Millionen Jahren. Wohingegen unsere eigene Spezies nur auf eine Vergangenheit von nicht einmal fünfhunderttausend Jahren zurückblicken kann. Und die Calamorianer sind sogar noch jünger, und …“
„Wir haben den Beweis dafür, daß die Erhabenen in der Lage waren, eine Zeitspanne von 250 Millionen Jahren zu überleben, Jan. Wir wissen also, sie waren standfest. Sie könnten sehr wohl noch …“
„Was ist mit den evolutionären Wandlungen? In einer Milliarde Jahre müßten sie sich völlig verändert haben!“
„Glaubst du nicht, sie könnten ihre eigene genetische Instabilität kontrollieren?“ fragte ich. „Ein so konservatives Volk wie sie hätte keine zufälligen Mutationen zugelassen. Es würde dafür sorgen, daß es intakt bleibt und sich nicht verändert.“
„Und was ist mit den natürlichen Ressourcen ihres Heimatplaneten? Wären die nicht schon längst erschöpft?“
„Wer sagt denn, daß sie noch auf ihrer Ursprungswelt leben?“
Jan war nicht überzeugt. Ich muß zugeben, ich war es auch nicht. Den Gedanken, eine Spezies könnte eine Zivilisation über eine so lange Zeitspanne wie eine Million Jahre aufrechterhalten, kann sich ein erdgeborener Mensch wie ich nicht bewußtmachen. Aber davon zu sprechen, mehr als eine Milliarde Jahre zu überleben – der Verstand weigert sich sogar, es sich nur vorzustellen.
Und doch … Lorie, ich möchte, daß es sie noch gibt irgendwo dort draußen. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, solche Größe könnte ein Ende finden und aus dem Universum verschwinden. Der Letzte der Erhabenen, der Tod einer Millionen von Jahren alten Zivilisation, keine Schwungkraft mehr, kulturelle Erschöpfung gewissermaßen – ich weigere mich, es zu glauben. Vielleicht aus diesem Grund: Den Untergang der Erhabenen zu akzeptieren hieße, man hielte es für ebenso unvermeidlich, daß eines Tages die menschliche Kultur untergeht. Niemand von uns rechnet wirklich mit der Möglichkeit des eigenen Todes. Erst recht nicht mit der des Todes der ganzen Spezies, der Zivilisation. Ich glaube an die Unvergänglichkeit der
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