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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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gibt. Ein Volk, das ei­ni­ge hun­dert Mil­lio­nen Jah­re über­dau­ern kann, oh­ne sich selbst aus­zu­lö­schen – und wir wis­sen, daß ih­re Kul­tur zu­min­dest so lan­ge von Be­stand war –, kann prak­tisch als un­ver­gäng­lich be­trach­tet wer­den, die Zi­vi­li­sa­ti­on als Gan­zes ge­nom­men. Wenn Dr. Scheins Vor­stel­lun­gen al­so zu­tref­fen, dann liegt es zu­min­dest im Be­reich des Mög­li­chen, daß sie noch le­ben in all ih­rer ur­al­ten Pracht. Und daß wir ei­nes Ta­ges über sie stol­pern, ir­gend­wo. In den Ma­gel­lan­schen Wol­ken, in M 31 im Stern­bild der An­dro­me­da, in der Spiral­ga­la­xie M104, die dem Vir­go-Hau­fen an­ge­hört – wo auch im­mer.
    Laß mich noch schnell fol­gen­des hin­zu­fü­gen: We­der Dr. Schein noch ir­gend­ein an­de­rer an­ge­se­he­ner Ar­chäo­lo­ge hat an­ge­deu­tet, die Er­ha­be­nen könn­ten noch exis­tie­ren. Selbst für ei­ne Zi­vi­li­sa­ti­on von Su­per­we­sen ist es si­cher schwie­rig, ei­ne so lan­ge Zeit­span­ne wie ei­ne Mil­li­ar­de Jah­re zu über­dau­ern. Es ist ein­fach nur mei­ne be­geis­ter­te Vor­stel­lung, daß sie noch le­ben. Je­ne Nacht, als ich den Streif­zug mit Jan un­ter­nahm, er­zähl­te ich ihr vor­sich­tig von mei­ner An­sicht, und sie war er­schro­cken.
    „Nichts hat über ei­ne Mil­li­ar­de Jah­re Be­stand, Tom!“
    „Du be­ziehst dich auf ir­di­sche Nor­men. Nur weil wir Neu­lin­ge auf der kos­mi­schen Büh­ne sind, be­deu­tet das nicht …“
    „Aber es gibt nir­gends ir­gend­ei­ne in­tel­li­gen­te Ras­se, die auch nur an­nä­hernd so alt ist!“ pro­tes­tier­te sie. „Die Shil­amak­ka sind so ziem­lich das äl­tes­te Volk in der Ga­la­xis, nicht wahr? Und sie ent­stan­den vor nur fünf­zig Mil­lio­nen Jah­ren. Wo­hin­ge­gen un­se­re ei­ge­ne Spe­zi­es nur auf ei­ne Ver­gan­gen­heit von nicht ein­mal fünf­hun­dert­tau­send Jah­ren zu­rück­bli­cken kann. Und die Ca­la­mo­ria­ner sind so­gar noch jün­ger, und …“
    „Wir ha­ben den Be­weis da­für, daß die Er­ha­be­nen in der La­ge wa­ren, ei­ne Zeit­span­ne von 250 Mil­lio­nen Jah­ren zu über­le­ben, Jan. Wir wis­sen al­so, sie wa­ren stand­fest. Sie könn­ten sehr wohl noch …“
    „Was ist mit den evo­lu­tio­nären Wand­lun­gen? In ei­ner Mil­li­ar­de Jah­re müß­ten sie sich völ­lig ver­än­dert ha­ben!“
    „Glaubst du nicht, sie könn­ten ih­re ei­ge­ne ge­ne­ti­sche In­sta­bi­li­tät kon­trol­lie­ren?“ frag­te ich. „Ein so kon­ser­va­ti­ves Volk wie sie hät­te kei­ne zu­fäl­li­gen Mu­ta­tio­nen zu­ge­las­sen. Es wür­de da­für sor­gen, daß es in­takt bleibt und sich nicht ver­än­dert.“
    „Und was ist mit den na­tür­li­chen Res­sour­cen ih­res Hei­mat­pla­ne­ten? Wä­ren die nicht schon längst er­schöpft?“
    „Wer sagt denn, daß sie noch auf ih­rer Ur­sprungs­welt le­ben?“
    Jan war nicht über­zeugt. Ich muß zu­ge­ben, ich war es auch nicht. Den Ge­dan­ken, ei­ne Spe­zi­es könn­te ei­ne Zi­vi­li­sa­ti­on über ei­ne so lan­ge Zeit­span­ne wie ei­ne Mil­li­on Jah­re auf­recht­er­hal­ten, kann sich ein erd­ge­bo­re­ner Mensch wie ich nicht be­wußt­ma­chen. Aber da­von zu spre­chen, mehr als ei­ne Mil­li­ar­de Jah­re zu über­le­ben – der Ver­stand wei­gert sich so­gar, es sich nur vor­zu­stel­len.
    Und doch … Lo­rie, ich möch­te, daß es sie noch gibt ir­gend­wo dort drau­ßen. Ich kann den Ge­dan­ken nicht er­tra­gen, sol­che Grö­ße könn­te ein En­de fin­den und aus dem Uni­ver­sum ver­schwin­den. Der Letz­te der Er­ha­be­nen, der Tod ei­ner Mil­lio­nen von Jah­ren al­ten Zi­vi­li­sa­ti­on, kei­ne Schwung­kraft mehr, kul­tu­rel­le Er­schöp­fung ge­wis­ser­ma­ßen – ich wei­ge­re mich, es zu glau­ben. Viel­leicht aus die­sem Grund: Den Un­ter­gang der Er­ha­be­nen zu ak­zep­tie­ren hie­ße, man hiel­te es für eben­so un­ver­meid­lich, daß ei­nes Ta­ges die mensch­li­che Kul­tur un­ter­geht. Nie­mand von uns rech­net wirk­lich mit der Mög­lich­keit des ei­ge­nen To­des. Erst recht nicht mit der des To­des der gan­zen Spe­zi­es, der Zi­vi­li­sa­ti­on. Ich glau­be an die Un­ver­gäng­lich­keit der

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