Nach all den Jahrmilliarden
und sofort bedauerte ich die ganze dumme pubertäre List. Entweder war Jan nicht sonderlich an meinen angeblichen irdischen Liebschaften interessiert (die ich natürlich frei erfunden habe, da alle Hörbriefe, die ich spreche, für dich bestimmt sind), oder, was noch schlimmer wäre, sie hatte meinen Trick durchschaut und war nicht beeindruckt von meiner Behauptung, ein galaktischer Frauenheld zu sein. Ich wünschte, sie hätte mir etwas von einem weit entfernten jungen Mann erzählt, für den ihr Herz klopfte, einfach nur deshalb, um die Herausforderung anzunehmen, aber sie ließ sich nicht einmal dazu bewegen. Ihre kühlen, braunen, brolagonianischen Augen gaben mir überhaupt keinen Hinweis. Ich hatte es mit einem Mädchen zu tun, das auf ein Zehn-Generationen-Erbe beruflicher Diplomatie zurückgreifen konnte. Die einzigen Geheimnisse, die Jan preisgab, waren jene, die sie preisgeben wollte.
Wir holten eine neue Batterie für unseren Renner und erledigten einige weitere Besorgungen in der Stadt. Dann verführte Jan einen dienstfreien Soldaten dazu, uns zu der Stelle zu fahren, wo wir den Renner zurückgelassen hatten.
Ihre Technik war elegant: Sie hielt mich im Hintergrund, bis mit der Fahrt alles klar war; dann trat ich vor, und das Opfer konnte nichts weiter tun, als mir nur einen mürrischen Blick zuzuwerfen. Um ihn zu trösten, nahm Jan direkt neben ihm auf dem Beifahrersitz Platz und schmiegte sich während der Fahrt an. Ich hoffe, das stimmte ihn versöhnlicher. Jan ist ein sehr begabtes Mädchen. In vielerlei Hinsicht.
Während der letzten paar Tage hat uns die Kugel eine neue Sequenz gezeigt. Sie muß von besonderer Bedeutung sein, denn sie wiederholt sich alle paar Stunden, und manchmal wird sie gleichzeitig in zweien der 60-Grad-Bildabschnitte gezeigt, in die das kreisförmige Betrachtungsfeld für gewöhnlich unterteilt ist. Bisher ist keine andere Szene auf diese Weise wiederholt worden.
Sie ähnelt der dramatischen Eröffnung einer 3-D-Space-Opera. Es spielt sich so ab:
Zunächst sehen wir die Weitwinkelansicht einer Galaxis, unserer vielleicht, mit Tausenden von Sternen, die auf schwarzem Samt verstreut sind. Die Kamera schwenkt vor und zurück und zeigt uns eine schwindelerregende Ansicht, die mindestens ein paar tausend Parsek umfaßt. Dann gleiten wir nach vorn, und ein bestimmter Abschnitt des Alls vergrößert sich. Die Musik mußt du dir selbst dazudenken: ein hohes, schrilles, Krescendo. Spannung! Jetzt betrachten wir rund zehn Sterne aus der Nähe: einen Doppelstern, einen Roten Riesen, einen Weißen Zwerg, einige gelbe Sonnen der Hauptreihe, zwei O- und B-Fackeln, das ganze Sortiment des Hertzsprung-Russell-Diagramms.
Wir nähern uns dem Weißen Zwerg, und nun ist es völlig klar, daß die Kamera am Bug eines Raumschiffes angebracht ist, in dem wir die Passagiere sind. Die Musik fügt ein düsteres und unheilvolles und ganz langsames Pochen hinzu. Mystik! Der Weiße Zwerg hat fünf Planeten. Es sieht ganz danach aus, als sei der vierte Planet unser Ziel. Er bewegt sich in einer Umlaufbahn, die von der des dritten Trabanten ziemlich weit entfernt ist. Aber nein: Es kommt zu einer Kurskorrektur, und nun wenden wir uns einer Region zu, die zwischen den Umlaufbahnen des dritten und vierten Planeten liegt.
Plötzlich taucht ein Asteroid aus dem Nichts auf und schwebt von links nach rechts aus unserem Blickfeld heraus. Ein jäher, überlauter Tusch, um das Unerwartete zu unterstreichen. Das Unbekannte! Wir stellen fest, daß sich zwischen dem dritten und vierten Planeten ein Asteroidengürtel befindet. Im All sind alle Arten kosmischen Schutts verstreut, genau wie zwischen Mars und Jupiter. Vielleicht die
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