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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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und so­fort be­dau­er­te ich die gan­ze dum­me pu­ber­tä­re List. Ent­we­der war Jan nicht son­der­lich an mei­nen an­geb­li­chen ir­di­schen Lieb­schaf­ten in­ter­es­siert (die ich na­tür­lich frei er­fun­den ha­be, da al­le Hör­brie­fe, die ich spre­che, für dich be­stimmt sind), oder, was noch schlim­mer wä­re, sie hat­te mei­nen Trick durch­schaut und war nicht be­ein­druckt von mei­ner Be­haup­tung, ein ga­lak­ti­scher Frau­en­held zu sein. Ich wünsch­te, sie hät­te mir et­was von ei­nem weit ent­fern­ten jun­gen Mann er­zählt, für den ihr Herz klopf­te, ein­fach nur des­halb, um die Her­aus­for­de­rung an­zu­neh­men, aber sie ließ sich nicht ein­mal da­zu be­we­gen. Ih­re küh­len, brau­nen, bro­la­go­nia­ni­schen Au­gen ga­ben mir über­haupt kei­nen Hin­weis. Ich hat­te es mit ei­nem Mäd­chen zu tun, das auf ein Zehn-Ge­ne­ra­tio­nen-Er­be be­ruf­li­cher Di­plo­ma­tie zu­rück­grei­fen konn­te. Die ein­zi­gen Ge­heim­nis­se, die Jan preis­gab, wa­ren je­ne, die sie preis­ge­ben woll­te.
    Wir hol­ten ei­ne neue Bat­te­rie für un­se­ren Ren­ner und er­le­dig­ten ei­ni­ge wei­te­re Be­sor­gun­gen in der Stadt. Dann ver­führ­te Jan einen dienst­frei­en Sol­da­ten da­zu, uns zu der Stel­le zu fah­ren, wo wir den Ren­ner zu­rück­ge­las­sen hat­ten.
    Ih­re Tech­nik war ele­gant: Sie hielt mich im Hin­ter­grund, bis mit der Fahrt al­les klar war; dann trat ich vor, und das Op­fer konn­te nichts wei­ter tun, als mir nur einen mür­ri­schen Blick zu­zu­wer­fen. Um ihn zu trös­ten, nahm Jan di­rekt ne­ben ihm auf dem Bei­fah­rer­sitz Platz und schmieg­te sich wäh­rend der Fahrt an. Ich hof­fe, das stimm­te ihn ver­söhn­li­cher. Jan ist ein sehr be­gab­tes Mäd­chen. In vie­ler­lei Hin­sicht.
     
    Wäh­rend der letz­ten paar Ta­ge hat uns die Ku­gel ei­ne neue Se­quenz ge­zeigt. Sie muß von be­son­de­rer Be­deu­tung sein, denn sie wie­der­holt sich al­le paar Stun­den, und manch­mal wird sie gleich­zei­tig in zwei­en der 60-Grad-Bildab­schnit­te ge­zeigt, in die das kreis­för­mi­ge Be­trach­tungs­feld für ge­wöhn­lich un­ter­teilt ist. Bis­her ist kei­ne an­de­re Sze­ne auf die­se Wei­se wie­der­holt wor­den.
    Sie äh­nelt der dra­ma­ti­schen Er­öff­nung ei­ner 3-D-Space-Ope­ra. Es spielt sich so ab:
    Zu­nächst se­hen wir die Weit­win­kel­an­sicht ei­ner Ga­la­xis, un­se­rer viel­leicht, mit Tau­sen­den von Ster­nen, die auf schwar­zem Samt ver­streut sind. Die Ka­me­ra schwenkt vor und zu­rück und zeigt uns ei­ne schwin­del­er­re­gen­de An­sicht, die min­des­tens ein paar tau­send Par­sek um­faßt. Dann glei­ten wir nach vorn, und ein be­stimm­ter Ab­schnitt des Alls ver­grö­ßert sich. Die Mu­sik mußt du dir selbst da­zu­den­ken: ein ho­hes, schril­les, Kre­scen­do. Span­nung! Jetzt be­trach­ten wir rund zehn Ster­ne aus der Nä­he: einen Dop­pels­tern, einen Ro­ten Rie­sen, einen Wei­ßen Zwerg, ei­ni­ge gel­be Son­nen der Hauptrei­he, zwei O- und B-Fa­ckeln, das gan­ze Sor­ti­ment des Hertz­sprung-Rus­sell-Dia­gramms.
    Wir nä­hern uns dem Wei­ßen Zwerg, und nun ist es völ­lig klar, daß die Ka­me­ra am Bug ei­nes Raum­schif­fes an­ge­bracht ist, in dem wir die Pas­sa­gie­re sind. Die Mu­sik fügt ein düs­te­res und un­heil­vol­les und ganz lang­sa­mes Po­chen hin­zu. Mys­tik! Der Wei­ße Zwerg hat fünf Pla­ne­ten. Es sieht ganz da­nach aus, als sei der vier­te Pla­net un­ser Ziel. Er be­wegt sich in ei­ner Um­lauf­bahn, die von der des drit­ten Tra­ban­ten ziem­lich weit ent­fernt ist. Aber nein: Es kommt zu ei­ner Kurs­kor­rek­tur, und nun wen­den wir uns ei­ner Re­gi­on zu, die zwi­schen den Um­lauf­bah­nen des drit­ten und vier­ten Pla­ne­ten liegt.
    Plötz­lich taucht ein As­te­ro­id aus dem Nichts auf und schwebt von links nach rechts aus un­se­rem Blick­feld her­aus. Ein jä­her, über­lau­ter Tusch, um das Un­er­war­te­te zu un­ter­strei­chen. Das Un­be­kann­te! Wir stel­len fest, daß sich zwi­schen dem drit­ten und vier­ten Pla­ne­ten ein As­te­roi­den­gür­tel be­fin­det. Im All sind al­le Ar­ten kos­mi­schen Schutts ver­streut, ge­nau wie zwi­schen Mars und Ju­pi­ter. Viel­leicht die

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