Nach all den Jahrmilliarden
schaffen.
Wir müssen es.
9
14. Oktober 2375
Higby V
Nächste Woche brechen wir von hier aus zu einem Stern mit der Bezeichnung GGC 1145591 auf. Dort befindet sich unser Asteroid. Und mit etwas Glück befindet sich dort auch der Roboter der Erhabenen.
GGC 1145591 hat keinen richtigen Namen, nur eine Katalognummer. Dieser Stern ist zweiundsiebzig Lichtjahre von der Erde entfernt, und die Sonne, die ihm am nächsten ist und deren Namen du vielleicht kennst, heißt Aldebaran – und ist unserem Ziel eigentlich ganz und gar nicht nahe. Vor einer Milliarde Jahren jedoch waren Aldebaran und GGC 1145591 stellare Nachbarn, und das war einer der Hinweise, die es Luna City ermöglichten, unseren Stern ausfindig zu machen. Es erstaunt mich, daß die Astronomen, die eine Milliarde Jahre alte Position einer Sonne errechnen können, obwohl sie dazu nur die Daten der während der letzten vier- oder fünfhundert Jahre aufgezeichneten Beobachtungen zur Verfügung haben. Doch sie sind sich ziemlich sicher, den richtigen Stern gefunden zu haben. Es ist so, als nähmen sie eine Filmaufnahme des heutigen Sternhimmels und ließen sie so lange zurücklaufen, bis sie mit dem eine Milliarde Jahre alten Bild übereinstimmt, das uns die Erhabenen hinterlassen haben.
Luna City hat uns mitgeteilt, daß unsere Kugelsequenz vor genau 941285008 Jahren aufgenommen worden ist. Meiner Meinung nach gehört eine gehörige Portion Großspurigkeit dazu, eine solch dogmatische Feststellung zu treffen. Aber das hat ihr Computer nun einmal errechnet, und ich vermute, es stimmt. Das bestätigt einmal mehr unsere eigene Datierung der Erhabenen-Kultur.
GGC 1145591 ist von der Erde aus nicht sichtbar. Auch nicht von irgendwo anders. Vor 941285 008 Jahren war dieser Stern ein Weißer Zwerg, doch in der Zwischenzeit ist er fast ganz ausgebrannt und somit zu einem Schwarzen Zwerg geworden. Keine Wärmeausstrahlung, die der Rede wert wäre, und deshalb auch keine Leuchtkraft; eine sterbende Sonne, unsichtbar. Sie wurde vor rund vierzig Jahren von einem Scoutschiff des Dunkelstern-Forschungsprojekts entdeckt. Wenn es nicht zu diesem Glücksfall gekommen wäre, hätte sie niemand für uns ausfindig machen können, denn sie kann weder mit optischen Teleskopen noch mit Radio- oder Röntgenastronomie ausfindig gemacht werden.
Wir erhöhten unsere TP-Rechnung noch ein wenig, indem wir Zentralgalaxis von unserem Vorhaben informierten. Dr. Schein fühlte sich moralisch dazu verpflichtet, sie davon in Kenntnis zu setzen, daß wir die Arbeiten auf Higby V abbrachen. O Mann! Was für ein Aufruhr! Ich habe Dr. Schein zur Stadt gefahren, damit er die Nachricht dort weitergeben konnte. Ich war nicht bei ihm, als er die Mitteilung Nachman Ben-Dov gab, der sie an Zentralgalaxis übertragen sollte, aber als er aus dem TP- Büro zurückkam, war sein Gesicht finster und angespannt.
„Sie sind fast geplatzt vor Wut“, erzählte er mir. „Der TP meint, sie hätten praktisch Gammastrahlen verspritzt. Wie wir uns erdreisten könnten, einfach von Higby V abzuhauen! Was für Archäologen wir eigentlich wären! Ob wir verrückt geworden seien, auf Asteroidenjagd zu gehen!“ Ich hatte Dr. Schein noch nie so aufgebracht gesehen. „Zentralgalaxis verwendete den Ausdruck Pflichtvergessenheit. Ich glaube, sie nannten uns auch laienhaft. Sie können nicht begreifen, warum wir nicht die vollen zwei Jahre lang hier weitergraben wollen.“
„Haben Sie ihnen von den TP-Kosten berichtet?“ fragte ich.
„So weit bin ich gar nicht gekommen“, seufzte Dr. Schein.
Er fiel in ein düsteres Schweigen, als wir zum Lager zurückfuhren. Auf halbem Wege
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