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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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er­füll­te weitaus mehr als nur sei­nen An­teil an die­ser Ar­beit. Was be­dau­er­lich war, denn sei­ne Ta­len­te wur­den wo­an­ders drin­gen­der ge­braucht.
    Es ge­lang uns, den größ­ten Teil der Da­ten zu über­mit­teln. Es war kei­ne rei­ne Freu­de, Mar­ge im La­bo­ra­to­ri­um zu ha­ben, und es mach­te noch weitaus we­ni­ger Spaß, sie zwi­schen der Stadt und un­se­rem La­ger hin und her zu fah­ren – ich gab mir al­le Mü­he, sol­chen Auf­trä­gen aus dem Weg zu ge­hen –, aber ich muß ihr auch einen Punkt zu­gu­te hal­ten: Sie be­sitzt ei­ne aus­ge­zeich­ne­te TP-Vi­ta­li­tät. Sie kam her, nahm die Da­ten­blät­ter, be­gann mit der Über­tra­gung und er­le­dig­te die ein­tö­ni­ge Ar­beit noch schnel­ler als Ron in sei­nen bes­ten Zei­ten – und ganz of­fen­sicht­lich auch mü­he­lo­ser. Ich ver­mu­te, sie hät­te oh­ne wei­te­res Über­stun­den ma­chen kön­nen, oh­ne sich da­durch zu er­schöp­fen. Aber das kam ihr na­tür­lich nie in den Sinn.
    Ben-Dov ist ein ei­gen­ar­ti­ger Mensch: et­wa fünf­zig Jah­re alt, er­grau­en­des Haar, dick­bäu­chig, ein Ge­sicht, das dau­ernd ra­siert wer­den müß­te. Und er hat über­haupt nicht die­sen Er­obe­rer-der-Wüs­te-Aus­druck, den die meis­ten Is­rae­lis her­vor­zu­brin­gen ver­su­chen. Hin­ter sei­nem schlam­pi­gen Äu­ße­ren aber ist er ei­sen­hart. Wir un­ter­hiel­ten uns ein we­nig. Er sag­te mir, daß er bis zu sei­nem drei­ßigs­ten Le­bens­jahr Is­rael nie ver­las­sen ha­be, da­für aber weit im Lan­des­in­nern her­um­ge­kom­men sei. Er ist in Kai­ro auf­ge­wach­sen, hat in Tel-Aviv und Da­mas­kus stu­diert und auch Am­man, Je­ru­sa­lem, Hai­fa, Alex­an­dria, Bag­dad und die an­de­ren be­deu­ten­den is­rae­li­schen Städ­te be­sucht. Dann ver­spür­te er das Ver­lan­gen, auf Rei­sen zu ge­hen, und er ver­pflich­te­te sich zum TP-Dienst für den Ben-Gu­ri­on-Kib­butz auf dem Mars. Wie vie­le an­de­re Te­le­pa­then blieb er auf der Wan­der­schaft, ent­fern­te sich mit je­dem Stel­lungs­wech­sel im­mer wei­ter von der Er­de und be­vor­zug­te im­mer so öde und trost­lo­se Pla­ne­ten wie Hig­by V.
    Mir­rik, der sich sehr für Re­li­gio­nen in­ter­es­siert – ich glau­be, ich ha­be dir das be­reits ge­sagt –, wur­de ganz auf­ge­regt, als er her­aus­fand, daß Ben-Dov Is­rae­li ist. „Er­zäh­len Sie mir et­was über die ethi­schen Wer­te des Ju­den­tums!“ dröhn­te der ge­wal­ti­ge Di­na­mo­nia­ner un­ge­dul­dig. „Ich selbst bin Pa­ra­do­xist; ich ha­be vie­le der ir­di­schen Glau­bens­be­kennt­nis­se stu­diert, aber ei­nem rich­ti­gen Ju­den bin ich noch nie be­geg­net. Die Leh­ren von Mo­ses über …“
    „Es tut mir leid“, sag­te Nach­man Ben-Dov sanft. „Ich bin kein Ju­de.“
    „Aber Is­rae­li, nicht wahr? Ist das nicht die jü­di­sche Na­ti­on der Er­de?“
    „Es gibt ei­ne gan­ze Men­ge Ju­den in Is­rael“, sag­te Ben-Dov. „Mei­ne Re­li­gi­on aber ist der Au­then­ti­sche Bud­dhis­mus. Viel­leicht ha­ben Sie von mei­nem Va­ter ge­hört, dem Füh­rer der Is­rae­li­schen Bud­dhis­ten-Ge­mein­de: Mor­de­cai Ben-Dov?“
    Das hat­te Mir­rik nicht. Aber er wuß­te be­reits ei­ni­ges über den Au­then­ti­schen Bud­dhis­mus, und sei­ne Stoß­zäh­ne san­ken ent­täuscht her­ab, als sei­ne Chan­ce ver­blaß­te, et­was über die ethisch-mo­ra­lisch-phi­lo­so­phi­schen Struk­tu­ren der Leh­ren von Mo­ses zu er­fah­ren. Das ist das Pro­blem mit der Aus­brei­tung ei­ner glo­ba­len Kom­mu­ni­ka­ti­on: Stam­mes­ge­fü­ge fal­len aus­ein­an­der. Plötz­lich hat man Au­then­ti­sche Bud­dhis­ten in Is­rael, Mor­mo­nen in Ti­bet, Re­for­mier­te Me­tho­dis­ten-Bap­tis­ten am Kon­go und so wei­ter. Ich muß zu­ge­ben, daß mich Ben-Dovs Bud­dhis­mus den­noch stut­zig mach­te.
    Ob Ju­de oder nicht, er war ein aus­ge­zeich­ne­ter TP-Ope­ra­teur. Er und Mar­ge ar­bei­te­ten sich präch­tig durch den Berg aus Da­ten­blät­tern. Als sei­ne Ru­he­wo­che vor­bei war, kehr­te Ron San­tan­ge­lo an sei­ne Ar­beit zu­rück – die er sich jetzt mit den bei­den an­de­ren teil­te –, und die Kopf-zu-Kopf-Über­tra­gung un­se­res

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