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Nach all diesen Jahren

Nach all diesen Jahren

Titel: Nach all diesen Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Williams
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einzulassen.
    „Bist du an so einen Loser geraten?“ Die Vorstellung tat ihm fast körperlich weh. Sarah war so naiv und unschuldig. Es gab immer Männer, die das ausnutzten.
    „Wovon redest du denn?“
    „Na ja, ich meine, sicher warst du in einer etwas angegriffenen Verfassung, als du vorzeitig aus Afrika abgereist bist. Natürlich kannst du mir das in die Schuhe schieben, aber hättest du ein paar Wochen durchgehalten, wärst du sicher darüber hinweggekommen.“
    „Ach ja? War es so – für dich?“
    Auch diese Frage überhörte Raoul geflissentlich. „Wahrscheinlich hat dir so ein Typ den Himmel auf Erden versprochen und dich dann sitzen lassen. War es nicht so? Dabei wäre ein Studium der Schlüssel zum Erfolg gewesen! Wie oft haben wir dieses Thema diskutiert? Wie hat er es geschafft, dass du auf eine eigene Karriere verzichtet hast?“
    Auf einmal fühlte sich Raoul äußerst unwohl in seiner Haut. Er wusste nicht, ob er sitzen bleiben oder aufstehen sollte. Und der Blick in ihren Augen machte die Sache nicht leichter. „Und warum musst du ausgerechnet putzen gehen! Wieso arbeitest du nicht wenigstens als Sekretärin?“
    Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Schon fast Mitternacht, trotzdem zögerte er, das Gespräch abzubrechen. Wohin es eigentlich führen sollte, wusste er allerdings auch nicht. Letztlich war Sarah einfach jemand aus der Vergangenheit, mit der er abgeschlossen hatte. Daran änderte auch ein Paar smaragdgrüner Augen nichts. Wenn ich mich jetzt von ihr verabschiede, wird sie sicher keinen weiteren Gedanken an mich verschwenden, dachte er. Und das wäre gut so!
    „Du bist einfach zu vertrauensselig“, griff er den Faden wieder auf. „Vielleicht kannst du jetzt endlich meine Einstellung nachvollziehen, dass man sich nur auf sich selbst verlassen kann.“
    „Wahrscheinlich habe ich den Job hier verloren, oder?“ Sarahs Stimme klang irgendwie abwesend.
    Sie hatte beobachtet, wie er auf die Uhr sah. Das hieß: Ihre Zeit war abgelaufen. In seiner Welt war Zeit Geld. Sich mit Erinnerungen zu beschäftigen, hielt er sicher für überflüssig. Die Zukunft zählte, nicht die Vergangenheit. Aber es half alles nichts: Sie musste ihm etwas sagen. Ob sie wollte oder nicht.
    „Ich könnte sowieso nicht zulassen, dass du weiterhin hier arbeitest“, erklärte er.
    „Warum? Was geht dich das denn an?“
    „Seit sechs Uhr heute Abend gehört die Bank mir.“
    Sarahs Augen weiteten sich ungläubig. „Die Bank … gehört dir?“
    „Richtig. Unter anderem gehört mir auch diese Bank.“
    Damit war für Sarah klar, dass es keine gemeinsame Ebene zwischen ihnen gab. Raoul lebte definitiv in einer anderen Welt. Ihm gehört dieses Gebäude, in dem ich eben noch die Fußböden geschrubbt habe, dachte sie fassungslos. Allein der äußere Kontrast sagte schon alles. Er in seinem Designeranzug, den handgefertigten Schuhen und der Seidenkrawatte – und sie in diesem Arbeitskittel und ihren ausgelatschten Schuhen.
    In einer Art Trotzreaktion nahm sie das Kopftuch ab. Jetzt entspreche ich wenigstens nicht mehr der Klischeevorstellung einer Putzfrau, dachte sie rebellisch. Sie schüttelte die langen Locken.
    Ich habe mir die Haare abgeschnitten, sie hat sie wachsen lassen! Raoul konnte den Blick nicht von den honigblonden Locken abwenden, die ihr fast bis zur Taille reichten.
    Er sah, wie Sarah das Tuch nervös in den Händen drehte, und das brachte ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
    „Ich habe versucht, dich zu finden“, sagte sie unvermittelt.
    „Wie bitte?“
    Sie räusperte sich. „Ich … ich habe dich gesucht, aber …“ Sie brach ab.
    Automatisch ging Raoul innerlich auf Distanz. Wenn man reich war, verlor man schnell seine Illusionen. Geld wirkte wie ein Magnet auf andere. Plötzlich tauchten Menschen in seinem Leben auf, die behaupteten, mit ihm befreundet zu sein, nur, weil sie sein Bild in der Zeitung gesehen hatten. Im Prinzip hätte es amüsant sein können, aber es war einfach nur armselig.
    „Was meinst du damit: Du hättest mich gesucht?“ Jetzt klang seine Stimme deutlich kühler.
    „Ich wusste nicht, wie ich dich finden sollte.“ Sarahs Herz schlug jetzt bis zum Hals. Sie befürchtete fast, erneut in Ohnmacht zu fallen. „Du bist damals spurlos verschwunden. Ich habe sogar bei der Hilfsorganisation nachgefragt, für die wir gearbeitet hatten und man hat mir auch eine Adresse gegeben – aber da warst du nicht mehr.“
    „Wann genau soll diese

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