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Nach all diesen Jahren

Nach all diesen Jahren

Titel: Nach all diesen Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Williams
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informieren. Wie kannst du nur annehmen, mir ginge es ums Geld? Du solltest mich wirklich besser kennen. Wie kannst du nur so unglaublich beleidigend sein!“
    „Du kannst nicht von mir schwanger sein. Ich habe immer aufgepasst!“
    „Nicht immer“, murmelte Sarah.
    „Vielleicht ist jemand anderes der Vater …“
    „Es gab keinen anderen! Als ich Afrika verlassen habe, wusste ich noch gar nicht, dass ich schwanger war. Ich … ich konnte einfach nicht länger bleiben. Ich bin zurück nach England gegangen und wollte mein Studium beginnen. Ich wollte das alles vergessen, ich wollte dich vergessen. Ich habe erst im fünften Monat bemerkt, dass ich schwanger bin. Wie du vielleicht noch weißt, habe ich meine Tage nur sehr unregelmäßig bekommen, darum habe ich mir auch nichts dabei gedacht, als sie länger ausblieben.“
    Ehrlich gesagt hätte sie es nicht einmal bemerkt, wenn die Monarchie aufgehoben worden wäre. Sie war so in ihrem Elend versunken, dass nichts wirklich zu ihr durchdrang. Ihre Gedanken kreisten unablässig um ihn. Ihre Eltern wussten nicht mehr ein noch aus vor Sorge. Ihre Mutter hatte irgendwann den Verdacht, dass sie schwanger sein könnte, weil sie zunahm, obwohl sie so gut wie nichts mehr aß.
    „Ich glaube dir kein Wort.“
    „Weil du es nicht glauben willst! Meine Eltern haben mich damals sehr unterstützt. Kein einziges Wort des Vorwurfs kam über ihre Lippen. Von Olivers Geburt an waren sie für mich da.“
    Unter seiner sonnengebräunten Haut erbleichte Raoul. Einen Namen zu hören, veränderte die Situation völlig. Er konnte Sarahs Worte nicht länger als den verzweifelten Versuch einer Ex-Geliebten abtun, Geld aus ihm herauszuschlagen. Irgendwie gewann diese absurde Geschichte eine gewisse Wahrscheinlichkeit. Trotzdem weigerte er sich, das Gehörte zu akzeptieren.
    Normalerweise stellte er sich jedem Problem. Er hielt nichts davon, Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen. Aber in diesem Fall schien sich sein sonst so sachlicher Verstand zu weigern, den Tatsachen ins Auge zu sehen.
    Sarah wünschte sich verzweifelt, dass Raoul etwas sagen würde. Er kann doch nicht wirklich annehmen, ich hätte das alles nur erfunden! Die letzten Jahre hatten ihn offenbar grundlegend verändert. Der Mann, in den sie sich verliebt hatte, existierte nicht mehr. War das der Preis des Reichtums – niemandem mehr zu vertrauen?
    „Ich … ich lebte bei meinen Eltern in Devon, als Oliver geboren wurde“, fuhr sie mit dem Mut der Verzweiflung fort. „Das war natürlich nicht ideal, aber ich war auf ihre Hilfe angewiesen. Vor einem Jahr entschloss ich mich dann, nach London zu ziehen. Oliver ist jetzt im Kindergarten … In unserem Dorf gab es keine Arbeit für mich, und ich wollte auch nicht, dass meine Eltern ständig den Babysitter spielen. Mein Vater ist inzwischen in Rente, und sie hatten immer geplant, dann zu reisen. Außerdem dachte ich, dass ich hier leichter eine Arbeit bekomme … und vielleicht auch endlich mein Studium aufnehmen kann.“
    „Eine gute Idee! Dafür ist es nie zu spät.“ Raoul stürzte sich auf diesen praktischen Aspekt wie auf einen Rettungsanker. Er erinnerte sich, dass er tatsächlich nicht immer ein Kondom benutzt hatte. Es war einfach eine andere Welt gewesen, in der die üblichen Regeln und Verhaltensmuster irgendwie ihre Gültigkeit verloren hatten.
    „Leider stellte sich alles als sehr schwierig heraus“, fuhr Sarah fort, um ihre Zweifel zu übertönen. Wie kann Raoul annehmen, dass ich einfach nur Geld will! Dann empfindet er wirklich keinen Funken Zuneigung mehr für mich. „Ich habe ein kleines Haus in der Nähe einer Freundin gemietet. Emily. Wir sind zusammen zur Schule gegangen. Sie passt auf Oliver auf, wenn ich einen Job wie diesen habe …“
    „Soll das heißen, seit du nach London gezogen bist, hast du ausschließlich Fußböden gewischt und Toiletten geputzt?“
    „Ich habe unseren Unterhalt verdient!“, begehrte Sarah auf. „Jobs als Sekretärin sind heiß begehrt, und wenn man keinerlei Ausbildung auf dem Gebiet hat, ist es so gut wie aussichtslos, eine Anstellung zu bekommen. Außerdem habe ich auch noch als Kellnerin und hinter dem Tresen gearbeitet. Und in einem Monat fange ich als Aushilfslehrerin in einer Schule an. Aber … willst du denn gar nichts über deinen Sohn wissen? Ich habe ein Bild in meiner Handtasche …“
    Allmählich begann Raoul das Unmögliche für möglich zu halten. Trotzdem behielt er äußerlich seine Haltung bei. Sarah

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