Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nach all diesen Jahren

Nach all diesen Jahren

Titel: Nach all diesen Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Williams
Vom Netzwerk:
damit?“
    „Funktional und praktisch. Ich mag keinen Schnickschnack.“
    „Und gibt es in dieser Wohnung auch eine … Mitbewohnerin?“, fragte Sarah mit hochrotem Kopf. Aus der Unterhaltung konnte sie nicht schließen, dass er liiert war, aber vielleicht täuschte sie sich.
    „Spielt das eine Rolle?“ Über den Rand der Tasse sah er sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    „Selbstverständlich!“, beharrte Sarah. „Oliver ist dein Sohn, und er muss sich erst daran gewöhnen, einen Vater zu haben. Bis jetzt war ich seine einzige Bezugsperson.“
    „Nicht durch mein Verschulden.“
    „Das wollte ich damit auch nicht sagen! Aber Oliver braucht Zeit, um sich auf die neue Situation einzustellen. Wenn du verheiratet bist …“
    Sein Leben lang musste Raoul niemandem Rechenschaft ablegen, und er hatte nicht vor, das jetzt zu ändern. Allerdings konnte er Sarahs Einwand durchaus nachvollziehen. „Bin ich nicht. Es gibt kein kleines Frauchen, das mir abends die Pantoffeln bringt“, fügte er sarkastisch hinzu. „Und was mein Liebesleben betrifft: Ich habe nicht vor, die Situation unnötig zu komplizieren.“
    „Also gibt es eine Frau in deinem Leben.“ Sie versuchte, uninteressiert zu klingen, wusste aber natürlich, dass er auf alleinstehende Frauen wie ein Magnet wirkte. Wahrscheinlich auch auf „nicht“ alleinstehende, dachte sie trocken.
    „Ich würde lieber nicht von Dingen sprechen, die nicht zur Sache gehören. Wir sollten uns darauf konzentrieren, wie es jetzt weitergeht.“
    „Lass uns erst nach oben gehen. Ich kann nicht mit dir über einen Sohn reden, den du noch nicht einmal gesehen hast. Weißt du, es geht hier nicht um eine Firmenübernahme!“ Abrupt stand Sarah auf und ging zur Tür. Zögernd folgte Raoul ihr.
    „Ich will ihn aber nicht aufwecken.“ Plötzlich war er unglaublich nervös: Weit mehr als bei seinem ersten wichtigen Deal. Und noch ängstlicher als damals, als er als Kind die Schwelle des Kinderheims übertreten hatte.
    „Müssen wir ja nicht. Aber ich möchte, dass du ihn siehst. Ansonsten bleibt es für dich ein abstraktes Problem. Aber es geht hier um einen Jungen aus Fleisch und Blut.“
    „Seit wann bist du denn so energisch?“
    Sarah wirbelte herum und sah ihn an. Sie stand auf der ersten Treppenstufe und befand sich fast auf Augenhöhe mit ihm. „Seit ich mich der Situation stellen musste, für einen anderen Menschen verantwortlich zu sein zu. Es war schrecklich für mich, ganz allein auf mich gestellt zu sein. Es hätte mir so geholfen, wenn du für mich da gewesen wärst. Dann habe ich mir ins Gedächtnis zurückgerufen, wie herzlos du Schluss gemacht hast und war froh, dass du nicht da warst. Wahrscheinlich wäre es die Hölle geworden … für dich und für mich. Du hast mehr als deutlich gemacht, dass es für mich keinen Platz in deinem Leben gab.“
    „In meinem Leben war für keine Frau Platz. Meine Entscheidung war nur zu deinem Besten.“
    „Wie absolut arrogant! Wäre da auch nur der allerkleinste Funke Interesse gewesen, hättest du den Kontakt zu mir aufrechterhalten.“ Die Erinnerung an ihre Verzweiflung raubte Sarah fast den Atem. Wütend starrte sie ihn an. Aber während sie ihm in die Augen sah, stiegen völlig andere Gefühle in ihr auf. Ihr ganzer Körper schien auf einmal zu vibrieren, als stünde sie unter Strom.
    Raoul bemerkte den Wechsel in der Atmosphäre instinktiv. Plötzlich lag etwas in der Luft, das nichts mit dem augenblicklichen Thema zu tun hatte. Auch er verspürte wieder die starke Anziehungskraft, die Sarah auf ihn ausübte.
    „Ich weiß gar nicht, warum ich mich überhaupt darüber mit dir unterhalte!“ Sie machte eine wegwerfende Handbewegung und wollte sich abwenden, aber Raoul hielt sie fest. Sie zuckte zusammen, und die feinen Härchen an ihren Armen stellten sich auf. Am liebsten hätte sie sich an seine Brust geschmiegt.
    Dieser Gedanke entsetzte sie derart, dass sie sich heftig losriss. Eigentlich hinderte sie jetzt nichts mehr daran, die Treppe hochzugehen, aber sie konnte sich nicht von der Stelle rühren. Reglos blieb sie stehen und sah ihm hilflos in die Augen.
    „Ich kann mir vorstellen, wie schwer es für dich gewesen sein muss.“
    „Das ist die Untertreibung des Jahrhunderts. Du hast keine Ahnung, wie allein ich mich gefühlt habe.“
    „Aber du hattest doch deine Eltern!“
    „Das ist doch nicht dasselbe! Außerdem musste ich den Traum meines Lebens begraben. Weißt du, wie das für mich war, wieder

Weitere Kostenlose Bücher