Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nach all diesen Jahren

Nach all diesen Jahren

Titel: Nach all diesen Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Williams
Vom Netzwerk:
weil du es nicht ertragen könntest, wenn es einen anderen Mann in meinem Leben gäbe.“
    „Oliver ist mein Sohn. Selbstverständlich behagt mir die Vorstellung nicht, ein Stiefvater könnte meine Rolle übernehmen.“
    Hätte er mich auch gefragt, wenn er mich nicht im Minirock gesehen und die falschen Schlüsse gezogen hätte? überlegte Sarah. Offensichtlich glaubte er, die älteren Rechte zu haben. Raoul dachte, sie wäre immer noch das naive Ding von damals, und nahm ihre Zweifel nicht ernst. Rückblickend ergab natürlich alles einen Sinn: Raoul musste immer und überall die Kontrolle haben – auch damals in Afrika, als er instinktiv die Führung übernommen hatte. Und jetzt, da er fürchtete, sie würde seinem Einfluss entgleiten, sah er nur einen Ausweg: sie zu heiraten.
    „Ich dachte, du wolltest dich nie binden?“, fragte sie ironisch.
    Ein Schulterzucken. Er trat ans Fenster und schaute hinaus in den Garten, wo Oliver noch immer schaukelte.
    „Ich wollte ja eigentlich auch keine Kinder“, konterte er. „Und jetzt? Wie sagt man so schön, Pläne sind dazu da, um umgeworfen zu werden – oder so ähnlich.“
    „Tut mir leid, dass Olivers Existenz dein Leben ruiniert“, stieß Sarah mit erstickter Stimme hervor.
    Raoul wirbelte herum. „Sag so etwas nie wieder!“ Sein Ton war plötzlich eiskalt und gefährlich ruhig.
    Sarah schoss die Schamesröte ins Gesicht. „Entschuldige bitte. Ich hätte das nicht sagen sollen. Aber es wäre eine Katastrophe, wenn wir heiraten.“
    „Wo ist das Problem? Es geht hier schließlich nicht nur um uns beide.“
    „Warum hast du denn plötzlich deine Meinung geändert? Als du von Olivers Existenz erfahren hast, warst du ja alles andere als begeistert.“
    „Was willst du eigentlich? Mich dafür bestrafen, dass ich nicht gleich in Jubelschreie ausgebrochen bin?
    „Natürlich will ich dich nicht bestrafen! Das hier ist kein Spiel. Aber Raoul, du willst mich doch gar nicht heiraten! Du willst lediglich verhindern, dass ich jemanden kennenlerne, der dir womöglich deine Stellung bei Oliver streitig macht. Nur deshalb bist du bereit, mir einen Ring an den Finger zu stecken.“
    Damit drehte Sarah sich auf dem Absatz um und wollte das Zimmer verlassen. Doch bevor sie die Tür erreichte, packte Raoul sie am Arm.
    „Wir sind noch nicht fertig miteinander!“
    „Ich möchte dieses Gespräch nicht fortführen. Ich halte das einfach nicht mehr aus.“
    Raoul starrte sie ungläubig an. „Ich fasse es nicht! Ich bitte dich, mich zu heiraten, und du reagierst, als hätte ich dir einen unsittlichen Antrag gemacht.“
    „Du erwartest Dankbarkeit? Tut mir leid, deine Erwartungen zu enttäuschen. Aber wenn ich einmal heirate, dann nicht jemanden, der sich zu diesem Schritt gezwungen sieht.“
    „Das ist doch lächerlich. Du übertreibst maßlos. Oliver braucht seine Eltern, und wir passen doch gut zusammen.“ Insgeheim gestand er sich jedoch ein, dass die Befürchtung, es könnte ein anderer Mann in ihr Leben treten, ihn zu diesem Schritt bewogen hatte. Aber das macht mich noch lange nicht zu einem Zwangsneurotiker, der immer die Kontrolle haben muss, dachte er wütend.
    „Du meinst also, wir sollten uns zusammentun – nach dem Motto: Es gibt Schlimmeres im Leben?“ Sarah brachte es nicht fertig, ihm in die Augen zu sehen. Sein Griff um ihren Arm fühlte sich an wie Handschellen, auch wenn er eigentlich nicht fest zudrückte.
    Eisiges Schweigen breitete sich aus, und Sarah wurde unerträglich heiß. Warum war es so schwierig, das Richtige zu tun? Warum war es so schwierig, sich gegen die Anziehung, die er auf sie ausübte, abzugrenzen? Eines sollte sie doch in all den Jahren gelernt haben: Sie wollte mehr als nur eine Vernunftehe – auch wenn es sich bei dem Zukünftigen um den Mann handelte, den sie liebte. Es konnte einfach nicht zum Glück aller Beteiligten führen, wenn man aus den falschen Gründen zusammenblieb.
    „Raoul. Hör mir zu. Ich weiß, dass es für ein Kind ideal ist, wenn es mit Vater und Mutter aufwächst. Aber es kann nicht sein, dass wir uns Oliver zuliebe opfern.“
    „Musst du so übertreiben? Ich verlange doch kein ‚Opfer‘ von dir!“ Abrupt ließ er sie los und fuhr sich durchs Haar.
    „Wie würdest du es denn bezeichnen?“
    „Sind wir denn nicht in den letzten Wochen prima miteinander klargekommen?“
    „Schon, aber …“ Viel zu gut, dachte Sarah bei sich. So gut, dass sie den Fehler gemacht hatte, sich erneut in ihn zu

Weitere Kostenlose Bücher