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Nach all diesen Jahren

Nach all diesen Jahren

Titel: Nach all diesen Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Williams
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Gesicht ließ sich keine Regung entnehmen, dabei kostete es ihn all seine Kraft, seiner Enttäuschung Herr zu werden. Er fühlte, dass ihm Sarah mehr und mehr entglitt.
    „Ich möchte keine festen Besuchszeiten festlegen.“ Er lehnte sich gegen das Fensterbrett und verschränkte die Arme.
    „Einverstanden. Du kannst so oft kommen, wie du willst. Ich würde nur gern vorher wissen, wann du kommst, damit Oliver nicht umsonst auf dich wartet. Ich weiß, bei deiner Arbeit, kann man nicht immer alles so genau planen …“
    „Habe ich mich jemals als unzuverlässig erwiesen?“
    „Nein. Aber …“
    „Glaub mir, ich weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig es für Kinder ist, Versprechen zu halten. Schließlich habe ich oft genug erlebt, wie sich die Kids die Nase an der Fensterscheibe platt gedrückt und mit gepackter Tasche auf Eltern gewartet haben, die dann nicht erschienen sind.“
    „Okay. Was schlägst du also vor? Im September fängt die Vorschule an … vielleicht sollten wir uns anfangs auf die Wochenenden einigen? Zumindest, bis er sich daran gewöhnt hat.“
    „Der Gedanke, ein Teilzeitvater zu sein, gefällt mir ganz und gar nicht.“
    „Das wärst du doch auch gar nicht!“
    „Und wie kann ich sicher sein, dass das auch so bleibt?“
    „Was meinst du damit?“
    „Wie lange wird es dauern, bis hier ein anderer Mann auftaucht, um es ganz deutlich zu formulieren?“
    Sarah sah ihn fassungslos an, dann lachte sie verlegen. „Jetzt weiß ich, wovon du redest! Du denkst, ich wäre auf Männerjagd gewesen, weil ich einen Minirock anhatte.“
    Raouls Miene verdüsterte sich, er hielt den Blick unverwandt auf ihr Gesicht geheftet.
    „Glaubst du wirklich, ich hätte all die Jahre nur darauf gewartet, Oliver loszuwerden, um endlich mal wieder eine Nacht durchzumachen?“
    „Ganz so absurd ist der Gedanke nicht. Du wolltest doch unbedingt deinen Märchenprinzen finden.“
    „Herrgott noch mal!“ Wütend ging sie auf ihn zu. Wenn er wüsste, dass er der Einzige ist, den ich will … „Ich hatte kein Rendezvous letzten Samstag. Ich war mit einer Freundin Pizza essen. Bist du jetzt beruhigt?“
    „Warum hast du das denn nicht gleich gesagt?“
    „Weil es dich eigentlich überhaupt nichts angeht, Raoul!“
    „Hattest du Spaß daran, mich eifersüchtig zu machen?“
    Sein Eingeständnis schockierte Sarah zutiefst. Ihr Herz fing an, wie wild zu schlagen, und das Blut stieg ihr in die Wangen. Plötzlich fand sie, dass sie unerträglich nah beieinanderstanden. Sie hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Was soll das denn jetzt? fragte sie sich. Empfindet er doch mehr für mich? Oder rede ich mir das nur wieder ein, weil ich es mir so wünsche?
    „Du … du warst … eifersüchtig?“
    Raoul sah sie nur wortlos an.
    „Es hat mir nicht gefallen, wie du dich angezogen hast“, gab er schließlich zu. Selbst in seinen eigenen Ohren klang das ziemlich schwach. „Du bist schließlich eine Mutter …“
    „Ach so! Und dann sind kurze Röcke tabu? Du glaubst doch wohl nicht, ich ließe mir von dir vorschreiben, was ich anziehen soll!“ Die Euphorie, die sie gerade noch erfüllt hatte, verebbte schlagartig. „Aber davon abgesehen: Ich habe nicht vor, die Nächte durchzutanzen. Es gibt im Augenblick Wichtigeres, als mit irgendwelchen Typen auszugehen.“
    „Und ich habe nicht vor abzuwarten, bis sich das ändert“, stieß Raoul mit zusammengebissenen Zähnen hervor. „Ich will nicht, dass meine Besuchszeit auf zwei Tage die Woche beschränkt ist. Es geht nicht um uns, es geht um Oliver! Und für ein Kind ist es immer besser, wenn es beide Elternteile um sich hat.“
    Verwirrt sah Sarah ihn an. „Ja und?“
    „Um Olivers willen bin ich bereit, dich zu heiraten.“

7. KAPITEL
    Für den Bruchteil einer Sekunde lang dachte Sarah, sie hätte sich verhört. Dann ergriff sie eine Welle der Euphorie. Jetzt, da Raoul diese Worte ausgesprochen hatte, wurde ihr bewusst, dass sie das schon damals in Afrika erhofft hatte. Bis zum letzten Augenblick, als seine Koffer bereits gepackt neben der Tür gestanden hatten, hatte sie auf ein Zeichen von ihm gewartet. Dabei wollte er sie nur loswerden.
    „Du bittest mich, dich zu heiraten?“, konstatierte sie ausdruckslos.
    „Das ist doch die einzig sinnvolle Lösung, oder?“
    „Und warum jetzt? Warum ist das ausgerechnet jetzt sinnvoll?“
    „Worauf willst du eigentlich hinaus, Sarah?“
    „Ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass du mich lediglich fragst,

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