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Nach alter Sitte

Nach alter Sitte

Titel: Nach alter Sitte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Breuer
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Herz zum Weinen bringen.«
    »Ich will es mir gar nicht vorstellen«, pflichtete Alexander ihm bei und sah Gustav tief in die Augen. »Du lernst jemanden kennen, verliebst dich, hoffst auf mehr, und dann – zack, alles vorbei, bevor es überhaupt angefangen hat. Der Junge tut mir leid.«
    »Aber eben das«, grummelte Lorenz. »Es hat doch noch gar nicht angefangen. Er kannte das Mädchen doch überhaupt nicht.«
    »Aber die beiden waren schon sehr intim geworden.«
    »Das verstehe ich sowieso nicht.« Lorenz schüttelte den Kopf. »Der Junge ist ein wunderbarer Prachtkerl, aber ich kapier nicht, was er sich dabei gedacht hat.«
    »Ach Lorenz«, sagte Bärbel sanft und lächelte nachsichtig. »Du hast so etwas vielleicht nie gemacht, aber so ungewöhnlich ist es nicht, dass zwei Menschen sich gerade kennenlernen und sofort zur Sache kommen. Ich finde das in Ordnung.«
    »Hast du denn so etwas auch gemacht?«, fragte Lorenz zweifelnd. Bärbels Lächeln wurde tiefgründiger. »Mein Lieber, du solltest vielleicht besser keine Fragen stellen, deren Antwort du möglicherweise nicht gerne hören möchtest.« »Nun gut, dann ziehe ich die Frage zurück«, knurrte der Alte.
    »Ich unterbreche euch ja ungern, aber schaut euch das mal an«, sagte Gustav und wies in die Richtung, in der sie Professor Gräbeldinger, den Leiter der Grabung, mit Rolf Naas, den Sohn des ermordeten Wilhelm Naas, miteinander streiten sehen konnten.
    »Ei, die haben ein Problem«, meinte Lorenz. »Da wüsste ich gerne, worum es geht. Lasst uns mal etwas näher herangehen.«
    »Ist doch klar, worum es da geht«, entgegnete Alexander Grosjean. »Der Sohn will bestimmt jetzt über das Anwesen verfügen, und diese Grabung stört ihn gewaltig.«
    »Glaub ich nicht«, meinte Gustav. »Der junge Naas hat eher kein Interesse an dem Megastall, den sein Vater errichten wollte, überhaupt hängt er nicht an der Landwirtschaft.«
    »Aber irgendeinen Konflikt wird es geben«, sagte Lorenz und setzte sich in Bewegung. Er schlenderte wie ziellos über das Gelände und kam dabei den beiden Männern näher. So konnte er hören, wie Rolf Naas sagte: »Irgend jemand hat meinen Vater auf dem Gewissen, und ich will das geklärt haben.«
    Professor Gräbeldinger antwortete: »Ich habe Ihnen bereits gesagt, was ich davon halte. Machen Sie damit, was Sie wollen.« Dann sahen die beiden Lorenz näherkommen und verstummten. Der junge Naas ging wortlos an Lorenz vorbei und sah ihn dabei mit grimmiger Miene an. Gräbeldinger grinste freudlos. »Da ist ja unser Opa Bertold. Ich habe gehört, Sie haben meine beste Studentin gefunden?«
    »Leider«, antwortete Lorenz. »Kannten Sie das Mädel näher?«
    »Nicht wirklich«, sagte der Professor. »Wie man halt seine Studenten kennt. Ist eine schlimme Sache, nicht wahr?«
    »Sicher. Wie geht es jetzt hier weiter?«
    »Nun ja. Ich habe hier ein Team von Anfängern. Nun hat sich eine Archäologin angemeldet, die diese Region für den Landschaftsverband Rheinland betreut. Mal sehen, was sie will.«
    »Das kann ich Ihnen sagen.« Eine hochgewachsene, schlanke Frau trat zu den beiden. »Katharina Erkens«, stellte sie sich vor.
    »Ich grüße Sie, Frau Doktor Erkens«, sagte Gräbeldinger und reichte ihr die Hand. »Darf ich Ihnen Lorenz Bertold vorstellen? Er hat die Grabung hier angeregt und erste Funde gemacht.«
    Lorenz gab der Wissenschaftlerin ebenfalls die Hand. Diese musterte ihn streng. »Nun ja, löblich. Heimatkundler, nehme ich an.«
    »So kann man es nennen«, bestätigte Lorenz.
    Dann wandte sich Katharina Erkens wieder Gräbeldinger zu. »Wir müssen uns mal unterhalten. Abgesehen von dem schrecklichen Vorfall, der sich hier anscheinend ereignet hat, würde es mich interessieren, auf welcher Grundlage Sie hier archäologische Arbeiten durchführen. Aus meiner Sicht hat es da einige bedauerliche Missverständnisse gegeben.«
    »Welche Art von Missverständnissen meinen Sie?«, fragte der Professor und lud die Archäologin mit einer Handbewegung ein, mit ihm ein Stück zu gehen. Mit der anderen Hand gab er Lorenz einen Wink, den dieser als Verabschiedung interpretieren musste.
    Der Alte sah sich um. In einiger Entfernung sah er Bärbel, Gustav und Alexander, die in einer angeregten Diskussion vertieft schienen. Dann sah er, wie Alexander sich von den anderen verabschiedete und das Areal verließ. Lorenz ließ seinen Blick weiterschweifen bis zu dem Grillplatz, wo er Benny vermutete, jedoch nicht entdecken konnte. Er murmelte

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