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Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Titel: Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus-Ulrich Bielefeld , Petra Hartlieb
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durch das Café Satzfetzen auf, die sich zu einem surrealen Text formten: »Ich hab zu dem Klubobmann gesagt… der zweite Präsident hat das akkordiert… wenn du da franchise machst, dann kannst du nur bedingt… buy out… layout… alles eins… der Bestandsvertrag… die Fraktion… wir sollten uns da nicht beflegeln… unbedingt aufeinander abstimmen… das ist inkludiert, ja sicher… ehestmöglich exekutieren… ja, selbstverständlich ist da Luft drin… wenn wir reden, finden wir einen Weg… außer Obligo, natürlich… zum Beispiel der Stellvertreter, genau… der Steiner, dieser Wunderwuzzi, der zieht den Kopf aus der Schlinge, hat er schon öfter…«
    Das Ganze hatte nichts Verschwörerisches, eher etwas Spielerisches. Männerspiele, die Tische schotteten sich nicht voneinander ab, manch einer verließ seinen Platz und setzte sich am Nebentisch nieder, Wörter, Sätze flogen hin und her. Bernhardt musste sich eingestehen, dass er beeindruckt war. Morgens um neun wurden hier Geschäfte gemacht, politische Intrigen gesponnen. Danach konnte man den Tag wahrscheinlich ganz entspannt angehen lassen, die wesentlichen Absprachen hatte man schon hinter sich, man musste sie nur noch – was hatte er da eben gehört? – »ehestmöglich exekutieren«.
    Gabi Kratochwil, die ihm beim Gang durch die Räume des Cafés wie ein verschüchtertes Hündchen gefolgt war, räusperte sich.
    »Wo ist denn jetzt der Steiner?«
    Ihre Stimme klang schwach und nervös. Bernhardt hatte ihr vor dem Betreten des Cafés gesagt, dass sie als ermittlungsführende Beamtin (»Ich bin noch nicht Beamtin«, hatte sie geflüstert) Steiner laut und deutlich ansprechen müsse, danach könnten sie ihn dann im Wechselspiel befragen.
    Bernhardt fragte einen Ober, der wie Peter Alexander aussah, Herr Robert gerufen wurde und sich seiner Bedeutung durchaus bewusst war, wo das Gespräch mit Steiner stattfand. Im Lauf eines langen Berufslebens hatte Herr Robert sich vom Ober zum Oberdarsteller entwickelt, der seinen Dienst mit leicht selbstironischer Note versah. Nicht ohne Eleganz verwies er auf das Löwel-Zimmer: »Da sind die Herren immer, wenn’s um ganz was Wichtiges geht.«
    Ins Löwel-Zimmer zu gelangen war nicht einfach. Es herrschte wildes Gedränge, Thomas Bernhardt schubste sich, laut »Presse, Fernsehen« rufend, durch die Menge und zog Gabi Kratochwil an einer Hand mit sich. Endlich hatte er einen Platz zwischen zwei TV -Kameras ergattert, wo er einen guten Blick auf Steiner hatte. Der war der Hauptdarsteller ganz großen Kinos: Rechts und links von ihm hatten sich zwei Riesen als Bodyguards aufgebaut, die wie die Klitschko-Brüder aussahen. Am Tisch saß zur einen Seite Steiners ein seriös gekleideter älterer Herr – sein Rechtsanwalt, wie sich herausstellte –, zur anderen Seite ein smarter junger Bursche, der sich als Kommunikationsberater vorstellte und die Regularien der Veranstaltung erläuterte.
    Steiner werde eine persönliche Erklärung abgeben und danach exakt zehn Fragen beantworten, zwei vom ORF -Fernsehen, zwei vom Radio Antenne Wien, zwei von der Presse, zwei vom Standard und zwei von der Krone. Fragen zum Privatleben von Herrn Steiner seien strikt untersagt, werde gegen diese Bedingung verstoßen, ende augenblicklich die Zusammenkunft. Während dieser Präliminarien fixierte Bernhardt den Mann auf dem Podium. Steiner machte einen konzentrierten Eindruck, zwar war sein Gesicht leicht gerötet, er schien aber nicht sonderlich aufgeregt, eher wirkte er wie jemand, der sich einer lästigen Pflicht entledigen muss und der danach wieder zu seinen ehrenwerten Geschäften zurückkehrt.
    Die persönliche Erklärung, die Steiner dann vortrug, war floskelhaft, auf enttäuschende Weise unspektakulär. Es gebe keine staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen ihn, alle Versuche, ihn mit kriminellen oder auch nur unredlichen Praktiken in Verbindung zu bringen, seien bislang gescheitert und würden auch in Zukunft scheitern, da könne er seine zahlreichen Neider beruhigen. Er werde seinen Weg einer soliden Investitionspolitik gelassen weitergehen. »Die Hunde bellen, die Karawane zieht weiter«, das sei schon seit langem sein Motto. Selbstverständlich werde er das große Dubai-Projekt mit der Unterstützung der bedeutendsten Persönlichkeiten des Emirats nicht aufgeben, es im Zuge der Erholung der Weltwirtschaft sogar ausweiten. Auch in der Stadtentwicklungspolitik werde er nicht nachlassen. In den großen Städten Westeuropas

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