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Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Titel: Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus-Ulrich Bielefeld , Petra Hartlieb
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ausquetschen, und ein paar andere Dinge tun wir auch noch… Und damit alles seine Ordnung hat, laden wir Herrn Steiner natürlich noch vor. Sie hören von uns!«
    Wie Sieger sahen sie nicht aus, als sie im Café durchs Spalier der Neugierigen von dannen zogen: ein gedrückter Steiner, ein konsternierter Rechtsanwalt, ein ratloser Kommunikationsberater, zwei wütende Pseudo-Klitschkos, die Bernhardt wilde Blicke zuwarfen. Neben ihnen her lief ein Reporter mit Handkamera. Und vor Gabi Kratochwil baute sich ein junger Reporter auf, hinter dessen Rücken ein Kameramann stand.
    »Können Sie uns vielleicht sagen –«
    Bernhardt stellte sich zwischen die zitternde Gabi Kratochwil und den smarten jungen Reporter.
    »Wir können gar nichts sagen, und selbst wenn wir könnten, würden wir nichts sagen, lassen Sie uns unsere Arbeit machen.«
    Ein gefundenes Fressen für den welken österreichischen Blätterwald. Wie konnte sich ein Piefke erfrechen? Wieso ließ man ihn mit einer unerfahrenen jungen Wiener Polizistin losziehen? Als Sina Kotteder den kurzen TV -Beitrag in der Berliner Regionalschau sah, bog sie sich auf ihrem Sofa vor Lachen. Und in Wien hatte Hofrat Hromada alle Hände voll zu tun, um die Presse zu besänftigen. »Es hat halt pressiert, in der personalen Not, verstehen Sie, und da sollte man doch die Beteiligten nicht weiter sekkieren, ich bitt Sie.«
    Fest stand jedenfalls, dass Bernhardt mit Gabi Kratochwil, die ihm langsam ans Herz wuchs, bei Hot mal nach dem Rechten schauen wollte. Und er hoffte sehr, dass ihm seine lieben Berliner Kollegen Material liefern konnten.
    Bernhardt hatte das starke Bedürfnis, seinen Kopf auszulüften. Die vergangene Nacht ging ihm langsam merklich auf die Knochen. Und das »Kipferl-Frühstück«, das er sich mit Gabi Kratochwil im Landtmann noch gegönnt hatte, lag ihm unangenehm im Magen, vor allem die Melange. Gabi Kratochwil hatte die Melange abgelehnt, Laktose-Unverträglichkeit.
    War wohl eine gute Entscheidung gewesen, sie wirkte jedenfalls erstaunlich wach, als sie mit Bernhardt durch die kleine Budenstadt am Rande des Eisfelds vor dem Rathaus ging. Irgendwann in den letzten Stunden musste sie die Angst vor dem Berliner Kollegen und vor seinen Ruppigkeiten verloren haben. Sie schaute ihn mit leicht prüfendem Blick an. Bernhardt erwiderte ihren Blick und sah sie zum ersten Mal scharf umrissen. Sie hatte die Kapuze ihrer schwarzen Daunenjacke, die mit violetten Applikationen versehen war, über den Kopf gezogen. Ihr blasses Gesicht leuchtete leicht im gedämpften Licht des Wintertages, die flachsfarbenen Haare, die sie streng nach hinten gebunden trug, waren nur zu erahnen. Sie überwand einen kleinen Widerstand in ihrer Stimme.
    »Könnte das Bild mit dem Steiner gefälscht sein?«
    »Sie meinen das Bild, das ihn in Berlin vor einem Wohnhaus zeigt?«
    »Ja, genau. Und wieso sind Sie sicher, dass das Bild in Berlin aufgenommen worden ist?«
    »Ich bin zu 99   Prozent sicher, dass das ein Mietshaus in Berlin ist. Warten wir’s ab, meine Kollegen checken das ja gerade. Aber Sie haben recht, die Gefahr, dass es sich bei dem Bild um eine Fälschung handelt, ist nicht von der Hand zu weisen. Wir müssten das Original haben, am besten die Speicherkarte der Kamera.«
    »Es könnte doch jemand das Datum in das Bild reinkopiert haben. Oder den Steiner in das Bild von dem Mietshaus – mit einem Fotoprogramm.«
    Sie hatte recht. Beweissicher, gerichtsfest war dieses Bild nicht. Sie spann den Faden weiter.
    »Und Steiners Fahrt nach Berlin, an dem Tag, als die Schauspielerin ermordet worden ist, die müsste ja auch durch Zeugen belegt werden. Oder durch Aufnahmen von Überwachungskameras an den Autobahnraststätten und Tankstellen.«
    Bernhardt spürte leichten Missmut in sich aufsteigen. In jeder Polizeidienststelle gab’s Musterschüler. Sie gehörte zweifellos zu dieser besonderen Spezies.
    Sie waren an der Eislaufbahn stehen geblieben, auf der ein paar Kinder und Erwachsene mehr oder weniger geschickt ihre Runden drehten. Eine schon leicht ältliche Eislaufprinzessin sprang in die Luft, drehte sich einmal um sich selbst, landete sicher und ließ dann mit großem Schwung – ein Bein in der Waagrechten – die elegante Bewegung in einer Schleife auslaufen. Als er Gabi Kratochwil fragte, ob er für sie beide jeweils eine Portion Zuckerwatte kaufen sollte, schaute sie ihn tadelnd an und schüttelte den Kopf.
    Er zog sein Handy aus der Jackentasche, um die Zeit mit der auf der

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