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Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Titel: Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus-Ulrich Bielefeld , Petra Hartlieb
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großen Uhr des Rathauses zu vergleichen. Das iPhone war anscheinend noch auf lautlos gestellt, er hatte mehrere Anrufe in Abwesenheit. Alle von Anna Habel.
    »Endlich! Hier ist die Anna.«
    »Na, wie geht’s dir so in deinem Bett?«
    Bernhardt vernahm ein triumphierendes Schnauben wie von einem Nashorn in freier Wildbahn. »Bett, das würde dir, das würde euch so passen. Die Spritze war klasse, die hat mich ganz ruhig und locker gemacht. Ich hab ein wenig geschlafen, aber jetzt bin ich voll fit. Sind meine Kollegen bei dir?«
    »Ja, die Frau Kratochwil ist bei mir –«
    »Und habt ihr ihn?«
    »Na ja, nicht so richtig. Aber wir sind ihm auf den Fersen. Aalglatter Kerl.«
    »Aalglatt? Der fertige Typ? Na, ich weiß nicht. Aber was hat er denn gesagt?«
    »Leere Luftblasen bis jetzt. Aber das wird sich noch ändern.«
    »Von wem sprichst du eigentlich?«
    »Na, von Hans-Günther Steiner.«
    »Aber ich spreche von Roland Fürst.«
    »Wer zum Teufel ist… ui, ich weiß schon! Der Souffleur! Den haben wir ganz vergessen!«
    »Vergessen? Meinen Hauptverdächtigen?«
    »Meine liebe Anna, während du dich im Keller des Theaters und danach im warmen Bettchen befunden hast, hat sich die Sachlage etwas verändert. Hast du die Unterlagen nicht gelesen?«
    Anna legte einfach auf und war nicht mehr zu erreichen.

33
    Die Redaktionsräume der Hot enttäuschten Bernhardt. Ein Großraumbüro, in dem unter trübem Neonlicht zwanzig Männer und Frauen an ihren Computern werkelten. Der Chefredakteur saß in einem Glashäuschen, das in der Mitte des Raumes aufgebaut war. Als er Bernhardt und Gabi auf sein Domizil zukommen sah, trat er ins Freie und baute sich auf. Auf Bernhardt wirkte er mit seinem Glatzkopf und seiner Wampe, die gewaltig über den Hosenbund quoll, wie ein Sklavenhalter.
    Passer, so hieß er, hatte eine tiefe, vom Alkohol aufgerauhte Stimme. Nachdem er seinen Besuchern mit seiner Pranke bei der Begrüßung beinahe die Hände zerquetscht hatte, lotste er sie in eine Ecke des Raumes zu einem schmuddeligen Sofa, das zwischen schlappen Grünpflanzen stand. Er warf sein Sakko nachlässig über eine Stuhllehne, wodurch das fliederfarbene Hemd mit den Schweißflecken unter den Achseln noch mehr zur Geltung kam.
    »Na ja, ist nicht der Spiegel hier. Aber wir sind definitiv die heißeste Zeitung der Stadt und des Landes.«
    Bernhardt war müde, er hatte wirklich keine Lust auf Spielchen.
    »Herr Passer, sagen Sie uns einfach, wie es zu diesem Dossier über Steiner gekommen ist, holen Sie bitte die Autoren, die das Ganze geschrieben haben, an diesen gemütlichen Ort.«
    Der Chefredakteur schaute ihn an. Ach, so einer bist du, sagte sein sarkastischer Blick.
    »Sie stellen sich das nicht ganz richtig vor. Da hat ein Team dran gesessen, die aufwendige Recherche hat mal der eine oder die andere gemacht. Das waren viele Module. Und natürlich haben wir das Material kreativ vernetzt.«
    »Was heißt das denn?«
    »Dass wir die Fakten interpretiert und zugespitzt haben.«
    »Und das ist Journalismus?«
    »Ich wüsste kein anderes Wort dafür. Und falls es Sie interessiert, Hot hat gute Juristen. Was in diesem Dossier steht, ist wasserdicht.«
    »Cui bono?«
    »Ah, großes Latinum, hat man heute ja nicht mehr so oft. Ja, wem nützt es? In erster Linie der Zeitung, wir haben heute eine um 50   000 Exemplare erhöhte Auflage. Das ist viel in einem kleinen Land wie Österreich. Und, Sie werden jetzt vielleicht lachen: Der politischen Kultur haben wir auch gedient. Ist es schlecht, wenn ein Mann wie Steiner auf seinem scheinbar unaufhaltsamen Weg abgebremst wird?«
    »Keine Ahnung. Welche Rolle spielt denn Ihr Berliner Bruder- oder Schwesterblatt bei dieser Geschichte?«
    Der Chefredakteur schnalzte mit seinen Hosenträgern und lachte abfällig.
    »Die B.Z. ? Keine große Rolle, die hatten da nur eine Frau drauf angesetzt, wie hieß die noch mal?«
    »Kotteder.«
    »Genau, aber die war nur an der Lechner interessiert, traurige Geschichte übrigens, die Kotteder hat für unsere Bedürfnisse gar nichts geliefert.«
    »Stopp. Was waren denn Ihre Bedürfnisse?«
    »Habe ich doch gesagt, Auflagensteigerung.«
    »Mich macht stutzig, mit welchem Eifer und mit welchem redaktionellen Aufwand an dieser Geschichte gearbeitet wurde. Gab’s da jemanden, der das gefördert hat, jemanden, der eine Rechnung mit Steiner offen hatte?«
    »Wir haben keine Rechnung mit ihm offen, wir wollen ihn einfach ein bisschen kleiner machen.«
    »Aber Ihr Verleger

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